Bahnhaltepunkt Berchtesgaden-Ost

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Bahnhaltepunkt Berchtesgaden-Ost
Der Haltepunkt lag rechts etwa im Bereich Brücke / Bushäuschen
Der Haltepunkt lag rechts etwa im Bereich Brücke / Bushäuschen
Der Haltepunkt lag rechts etwa im Bereich Brücke / Bushäuschen
Ort Berchtesgaden
Adresse Kreuzung Bergwerkstraße / Bräuhausstraße / Koch-Sternfeld-Straße
Koordinaten

47°38′5″N 13°0′30″O

Höhe 531 m
Inbetriebnahme 16. Juli 1907
Stilllegung 2. Oktober 1938
Bahndaten
Bahnhofstyp Bahnhaltepunkt
Bahnstrecke Bahnstrecke Berchtesgaden–Hangender Stein; Bahnstrecke Berchtesgaden–Salzburg
Streckenkilometer 1,250
Gleise 1
Bahnsteige 1

Der Bahnhaltepunkt Berchtesgaden-Ost (zu Beginn: Breitwiesenbrücke und später auch: Ostbahnhof) war ein Bahnhalt und Betriebsbahnhof in der Marktgemeinde Berchtesgaden an den Bahnstrecken Berchtesgaden–Hangender Stein und Berchtesgaden–Salzburg. Heute übernimmt die Bushaltestelle Watzmanntherme den öffentlichen Personennahverkehr in diesem Gebiet.

Seit vielen Jahren gibt es Überlegungen zur Wiedererrichtung. Von der Marktgemeinde wird daher im Flächennutzungsplan die Trasse Hauptbahnhof–Tunnel–Am Mühlbach–Bergwerkstraße–Reichenbachstraße von einer Bebauung freigehalten.[1]

Bahnhalt

Anlage

Der Bahnhaltepunkt lag an der Bergwerkstraße im Bereich der Doppelkreuzunng mit der Koch-Sternfeld-Straße und der Bräuhausstraße. Das Stationsgebäude befand sich etwa auf Höhe Breitwiesenbrücke/Bushäuschen der Bushaltestelle Watzmanntherme in Richtung Marktschellenberg.

Berchtesgaden-Ost war ein einfacher Haltepunkt ohne besondere Ausstattungen. Er besaß keine Ausweichgleise und nur ein kleines Stationsgebäude. Von größerer Bedeutung war er aber für den Güterverkehr.

Güterverkehr

Alte Industriegleiszufahrt zum Hofbrauhaus Berchtesgaden

Für den lokalen Güterverkehr hatte der Bahnhaltepunkt seit Bestehen eine gewisse Relevanz. Bereits beim Bau der Bahnstrecke wurde ein Industriegleis zum Hofbrauhaus Berchtesgaden verlegt, das direkt bei der Station in Richtung Bräuhausstraße abzweigte. Nach dem weitestgehenden Rückbau der Lokalbahn 1938 und der Fertigstellung des Eisenbahntunnels 1940, stieg er dann zum Güterknotenpunkt für den Berchtesgadener Osten auf. Vom Hauptbahnhof wurde durch den Tunnel ein neues Zubringergütergleis bis zum Ostbahnhof verlegt und dort mit dem verbliebenen Gleisabschnitt Bergwerkstraße (Schlachthof)–Ostbahnhof–Salzbergwerk der Lokalbahn verbunden. Sämtliche Güterfahrten in diesem Bereich verliefen dann durch Berchtesgaden-Ost.

Geschichte

Bau & Stilllegung

Nach Jahrzehnten der Forderungen wurde im Jahre 1904 der Bau einer direkten Bahnstrecke von Berchtesgaden nach Salzburg genehmigt.[2] Der erste Teilabschnitt entstand in den Jahren 1906 bis 1907 und umfasste die Strecke von Berchtesgaden bis Marktschellenberg. In dieser Bauphase entstand auch der Bahnhaltepunkt Berchtesgaden-Ost, zunächst jedoch unter dem Namen „Breitwiesenbrücke“. Die offizielle Eröffnung der Strecke und damit auch des Haltepunkts fand am 16. Juli 1907 statt.[3]

Nur zwei Jahre später ging 1909 dann auch die Königsseebahn mit einem separaten Bahnhof am Triftplatz in Betrieb. Dadurch befanden sich im Gemeindegebiet von Berchtesgaden nun drei Bahnhaltepunkte: Berchtesgaden Bahnhof, Breitwiesenbrücke und Berchtesgaden Königsseer Bahnhof. Aufgrund dessen stellte der Verschönerungsverein und der Marktgemeinderat beim Bayerischen Staatsministerium für Verkehrsangelegenheiten ein Ansuchen um eine Namensänderung. Das Ministerium folgte dem Antrag und benannte zum 1. Mai 1913 den Halt Breitwiesenbrücke in Berchtesgaden-Ost um. Weiters stufte es den Berchtesgadener Bahnhof zum Hauptbahnhof auf.[4]

Hier traf neue Gütergleis (Fußweg) vom Güterbahnhof auf das Lokalbahngleis (rechte Fahrspur)

31 Jahre nach der Inbetriebnahme kam am 2. Oktober 1938 völlig überraschend das Ende der Bahnstrecke und des Haltepunktes. Die Nationalsozialisten planten den Ausbau der Bundesstraße 305, weswegen die weitgehend parallel verlaufende Eisenbahn stillgelegt und größtenteils abgerissen wurde. Nur das Streckengleis zwischen Bergwerkstraße/Schießstättbrücke, Berchtesgaden-Ost und Salzbergwerk blieb für den Güterverkehr erhalten. Nach der Fertigstellung des Eisenbahntunnels beim Hauptbahnhof 1940 erhielt der Ostbahnhof nochmal eine Aufgabe als Betriebsbahnhof. Durch den Tunnel wurden noch neue Gleise verlegt und am Ostbahnhof mit dem alten Lokalbahngleis verknüpft.[5]

Nach einigen Jahrzehnten wurde dann auch der Güterverkehr komplett eingestellt und alle Gleisanlagen zurück gebaut.

Wiedererbauung

Bereits mit dem Rückbau der Bahnstrecke gab es konkrete Planungen die Bahn und den Bahnhaltepunkt wieder aufzubauen. Zunächst wollten noch die Nationalsozialisten in den 1940er Jahren eine zweigleisige Hauptbahn Berchtesgaden–Salzburg errichten. Kriegsbedingt kam dies jedoch nicht mehr zur Ausführung. Anschließend gab es mehrfach Initiativen zum Wiederaufbau der Strecke, die jedoch nicht von Erfolg gekrönt waren.

Nach mehreren Jahrzehnten der Ruhe ließ der Landkreis im Jahre 1993 das sogenannte „Naumann-Gutachten“ erstellen. In diesem Verkehrsgutachten wurde unter anderem die Wiedererrichtung des Haltepunkts Berchtesgaden-Ost und die Verlängerung der Bahnstrecke Freilassing–Berchtesgaden bis dorthin vorgeschlagen. Mehr passierte jedoch auch dann nicht.[6]

Erst 22 Jahre später rückte der Bahnhaltepunkt wieder merklich in den Vordergrund. 2015 befragte der Landkreis seine Gemeinden, welche Bahnhalte sie sich wünschen. Die Marktgemeinde Berchtesgaden nannte hierbei nur einen Halt, und zwar Berchtesgaden Ost. Auf der Sitzung des Kreistags am 22. Mai 2015 beschlossen die Kreistagsmitglieder dann, sich für den Bahnhalt und die 14 anderen gewünschten Halte einzusetzen.[7] Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie zu einer „EuRegio-Bahn Salzburg-Bayern-Oberösterreich“ bekräftigte der Kreistag im Oktober des gleichen Jahres den Wunsch einer Streckenverlängerung nach Ost noch einmal.[8]

Anschließend vergingen erneut neun Jahre ohne relevante Fortschritte. Im Jahr 2024 erkannte der Marktgemeinderat von Berchtesgaden auf seiner Sitzung am 23. Juli die Reaktivierungskriterien des Freistaats Bayern für den Schienenpersonennahverkehr vorbehaltlos an.[9] Der Kreistag tat es anschließend dem Marktgemeinderat gleich und stimmte am 25. Oktober den Kriterien ebenfalls vorbehaltlos zu.[10] Auf der Grundlage dieser beiden Beschlüsse beauftragte Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter im Januar 2025 die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) mit der Durchführung einer Potenzialanalyse.[11]

Einzelnachweise

  1. Flächennutzungsplan der Marktgemeinde Berchtesgaden – Markierung "Regionalstadtbahntrasse im Siedlungsbereich, geplant"
  2. Arbeitskreis Ortschronik: Marktschellenberg. 2. Auflage, 2016, S. 285.
  3. A. Helm: Das Berchtesgadener Land im Wandel der Zeit. Reprint 1973, S. 21-23.
  4. Salzburger Volksblatt – Ausgabe Nr. 71 vom 30. März 1913, S. 9
  5. Alte Karten
  6. Berchtesgadener Anzeiger: "Wirklich noch ein Gutachten?" – 12. November 2015
  7. Sitzung des Kreistages des Landkreises Berchtesgadener Land vom 22. Mai 2015
  8. Sitzung des Kreistages des Landkreises Berchtesgadener Land vom 23. Oktober 2015
  9. Sitzung des Marktgemeinderats der Marktgemeinde Berchtesgaden vom 23. Juli 2024
  10. Sitzung des Kreistags des Landkreises Berchtesgadener Land vom 25. Oktober 2024
  11. https://untersberger.info/bericht/17372/Verl%C3%A4ngerung-der-Bahnstrecke-Freilassing%E2%80%93Berchtesgaden-nach-Berchtesgaden-Ost-nimmt-n%C3%A4chste-H%C3%BCrde.html