Eisenbahntunnel Berchtesgaden

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Eisenbahntunnel Berchtesgaden
Südwestportal
Südwestportal
Südwestportal
Nordostportal
Nordostportal
Nordostportal
Orte Berchtesgaden
Koordinaten

47°37′48″N 13°0′14″O

Verlauf Nordost-Südwest
Baujahr 1939-1940
Röhren 1
Länge 244 m
Tunnelbreite 10 m
Tunnelhöhe 7,70 m
Oberfläche Asphalt; früher Schotter
Beschränkungen Vergittert

Der Eisenbahntunnel Berchtesgaden ist ein stillgelegter Bahntunnel in der Marktgemeinde Berchtesgaden und der letzte noch existierende Eisenbahntunnel im Landkreis Berchtesgadener Land. Er ist das einzig vollendete Bauwerk der geplanten Bahnstrecke Berchtesgaden–Salzburg.

Beschreibung

Gleisabschluss des Bahnhofs mit Salinenparkplatz und Tunnel
Alte Bahntrasse nördlich des Tunnels

Das Tunnelbauwerk befindet sich unterhalb des Berchtesgadener Ortskerns in der Nähe des Hauptbahnhofs am Salinenplatz. Vom Bahnhof ist das Bauwerk etwa 250 Meter, bzw. vom Gleisabschluss ca. 140 Meter in nordöstliche Richtung entfernt. Beginn des Tunnels ist das Nordende des Salinenparkplatzes. Von dort unterquert er in Südwest-Nordost-Richtung das Sunklergäßchen und die Bahnhofstraße, sowie den Buchwinkler-Parkplatz. Kurz darauf tritt er in einem Seitenarm der Straße Am Mühlbach wieder ans Tageslicht.

Mit einer Länge von 244 Metern ist der Tunnel der längste jemals im Landkreis gebaute Eisenbahntunnel. Er besteht aus einer Röhre mit einem Durchmesser von 10 Metern und einer lichten Höhe von 7,70 Metern. Die Tunnelwände sind im unteren Teil aus Beton gefertigt und im oberen Teil aus mehreren Schichten Ziegelsteinen. Steinmauern, die weit über den eigentlichen Tunnel hinausragen, stützen und verzieren die beiden Portale. Weitere Steinmauern sichern als Hangstützmauern die Zubringertrassen. In diesen Stützmauern findet sich jeweils kurz vorm Tunneleingang eine Einbuchtung, in der früher ein Mast für die Oberleitung stand.

Der Eisenbahntunnel ist für eine zweigleisige Bahnstrecke einschließlich Oberleitungen ausgelegt. Eine solche verlief auch mehrere Jahrzehnte lang durch den Tunnel und endete auf dem Anzenbachfeld in der Nähe des Salzbergwerks. Seit der Entfernung der Bahnanlagen in den 1990ern, versperren hohe Gitter den Zugang von beiden Seiten. Das Südwestportal erhielt um 2020 sogar einen kompletten Verhang aus Planen.

Heutzutage dient der Tunnel als gemeindliche Lagerhalle. Neben diversen Utensilien des Bauhofs finden sich auch mehrere Fahrzeuge, unter anderem der Freiwilligen Feuerwehr Berchtesgaden, darin.

Ob und vor allem wann jemals wieder ein Zug durch den Eisenbahntunnel fährt, ist derzeit vollkommen ungewiss. Zwar gibt es mehrere Forderungen und auch grobe Überlegungen zum erneuten Bau einer Bahnstrecke von Berchtesgaden nach Salzburg, konkrete Planungen existieren derzeit aber nicht.

Geschichte

Baujahresstein im Südwestportal (die 0 und ein Teil der 1 wurden irgendwann abgeschlagen)
Ausbuchtung in der Stützmauer für einen Oberleitungsmasten

Schon von 1907 bis 1938 existierte mit der Bahnstrecke Berchtesgaden–Hangender Stein eine Eisenbahn von Berchtesgaden nach Salzburg. Sie begann im Berchtesgadener Bahnhof, kreuzte an der Bavariakreuzung die Bahnhofstraße zur Bergwerkstraße (Bundesstraße 305) und verlief dann weitestgehend parallel zur Bundesstraße nach Marktschellenberg und weiter nach Österreich. 1938 wurde die Bahn zugunsten des Ausbaus der Bundesstraße von den Nationalsozialisten abgerissen und zugleich bereits eine neue zweigleisige und elektrifizierte Hauptbahn Berchtesgaden–Salzburg auf einer neuen Trasse geplant.[1].

Nur wenig später, zu der Zeit war auch der Neubau des Hauptbahnhofs bereits in vollem Gange, starteten 1939 mit der Errichtung des Eisenbahntunnels schon die ersten Arbeiten an der neuen Bahnstrecke. Nach dem Abriss der im Bereich der Tunnelröhre gelegenen Anwesen Hotel Krone mit seiner Eislaufanlage, Hatzlhaus und Hansererkapelle, begann der Tunnelbau, welcher sowohl Untertage als auch in offener Bauweise erfolgte. Das ausgebrochene Gestein wurde derweil am Anzenbachfeld zwischengelagert, da dort ein neuer Güterbahnhof vorgesehen war.[2] Nach rund einem Jahr Bauzeit konnte das Bauwerk im Jahr 1940 fertiggestellt werden.[3]

Im Anschluss daran erhielt der Tunnel seine Gleise, welche bis zum Anzenbachfeld geführt wurden, und auch bereits eine Oberleitung. Genutzt wurde dieses Teilstück unter anderem vom Salzbergwerk Berchtesgaden im Güterverkehr.[2] Zum weiteren Bahnbau kam es dann kriegsbedingt nicht mehr.

Wohl in den 1980er Jahren[4] erfolgte die Stilllegung des Gleises und spätestens Mitte der 1990er Jahre dann der Rückbau.[5]

Einzelnachweise

  1. Manfred Angerer, Herbert Birkner: 120 Jahre Bahngeschichte Berchtesgaden. Berchtesgadener Schriftenreihe Nr. 26, 2009, ISBN 978-3-925647-54-3 (Bei Amazon* (Werbelink)), S. 19.
  2. 2,0 2,1 https://www.heimatkundeverein-berchtesgaden.de/index.php?bahnbau-projekt-vor-80-jahren
  3. Baujahresstein am Südwestportal
  4. https://www.eisenbahn-tunnelportale.de/lb/inhalt/tunnelportale/5742.html
  5. Alte Karten