Kehlsteinbuslinie

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Die Kehlsteinbuslinie (auch: Kehlsteinlinie) ist eine touristische Verkehrslinie im Hochgebirge der Marktgemeinde Berchtesgaden. Sie führt von der Gnotschaft Obersalzberg auf den Berg Kehlstein zur höchsten Bushaltestelle Deutschlands in 1.710 Meter Höhe und ist damit auch Deutschlands höchste Buslinie.

Linie

Betrieben wird die Buslinie von der Regionalverkehr Oberbayern GmbH (RVO) im Auftrag des Zweckverbands Tourismusregion Berchtesgaden-Königssee (TRBK). Die RVO führt sie unter der Liniennummer 849, wobei sich teilweise auch noch die Nummer der inzwischen eingestellten Linie 9549 findet, die am Hauptbahnhof Berchtesgaden begann.[1][2] Zur Linie gehören nur die beiden Bushaltestellen Kehlstein Busabfahrt und Kehlsteinparkplatz.

Die Kehlsteinbuslinie verkehrt ausschließlich auf der hochalpinen Kehlsteinstraße zwischen der Gnotschaft Obersalzberg und einem Hochplateau in 1.710 Meter Höhe am Nordhang des Kehlsteins. Aufgrund dieser Hochgebirgslage findet der Busbetrieb grundsätzlich nur in den schneefreien Monaten statt, üblicherweise von Anfang Mai bis Ende Oktober. In dieser Zeit verkehren die Busse, sofern es die Wetterlage zulässt, täglich von ca. 8:30 Uhr morgens bis etwa 17 Uhr abends in einem 25-Minuten-Takt. Die Fahrzeit zwischen beiden Haltestellen beträgt 15 Minuten.[3]

Um das Passagieraufkommen bewältigen zu können, verkehren je nach Anzahl der Fahrgäste pro Fahrt mehrere Busse. Damit für die Rückfahrten ausreichend Busse zur Verfügung stehen, sollen Reisende nach der Auffahrt, sofern sie eine Rückfahrt gebucht haben, am Fahrkartenschalter den Zeitpunkt ihrer Rückfahrt anmelden.[4]

Die Kehlsteinbuslinie ist nicht direkt an den öffentlichen Personennahverkehr angeschlossen. Die nächsten Anbindungen sind die wenige Gehminuten entfernten Bushaltestellen Kempinski Hotel und Dokumentation Obersalzberg.

Fahrpreis

Aufgrund der besonderen Beschaffenheit der Kehlsteinbuslinie, besteht für diese Linie ein erhöhter Sondertarif der von den normalen Fahrpreisen der RVO deutlich abweicht. Angeboten werden diverse Tarife wie etwa Einfachfahrten, Auf- oder Abfahrten, Kindertarife, Familienkarten und Gruppenkarten, sowie jeweils geringe Ermäßigungen für Inhaber einer Gästekarte. Fahrkarten von außerhalb der Kehlsteinlinie werden nicht anerkannt.

Im Fahrpreis sind die Nutzungsgebühr für den Kehlsteinaufzug und seit 2021 auch der Eintritt in die Dokumentation Obersalzberg enthalten.

Busse

Um den enormen Anforderungen der Gebirgsstraße gerecht zu werden, setzt die RVO hier spezielle Elektrobusse ein. Diese besitzen eine extra entwickelte Hinterachse mit einem hohen Drehmoment und Akkus mit einer Leistung von 480 kWh. Die Busse rekuperieren bei einer Talfahrt rund die Hälfte der bei einer Bergfahrt verbrauchten Energie, weshalb am Tagesende noch einen Ladestand von rund 50% vorhanden ist.[5]

Bis Juni 2023 kamen behindertengerechte Niederflurbusse mit starken Dieselmotoren und besonderen Automatikgetrieben, die gerade bei niedrigen Geschwindigkeiten weniger Schaltungen benötigen, zum Einsatz. In die Getriebe war außerdem eine Strömungsbremse integriert, so dass die Busse ohne die Nutzung der Betriebsbremse bergab fahren konnten.[6]

Strecke

Die Buslinie beginnt in Obersalzberg an der 950 Meter hoch gelegenen Bushaltestelle Kehlstein Busabfahrt. Von dort folgt sie der knapp sieben Kilometer langen Kehlsteinstraße durch fünf Tunnel und einer Spitzkehre auf den Kehlstein bis zur Bushaltestelle Kehlsteinparkplatz in 1.710 Meter Höhe.

Da die Straße nur einspurig befahrbar ist, gibt es in 1.300 Metern Höhe, direkt vor dem bergwärts gesehenen ersten Tunnel (Recktunnel), eine gesonderte Haltebucht, in der die talwärts fahrenden Busse anhalten um den hinauffahrenden Bussen die Vorbeifahrt zu ermöglichen.

Geschichte

Nachdem der Landkreis Berchtesgaden am Ende des Zweiten Weltkriegs den Alliierten kampflos übergeben wurde, beschlagnahmten die US-Amerikaner sämtliche Gebiete der Nationalsozialisten, darunter auch die Kehlsteinstraße, in Obersalzberg und erklärten sie zum militärischen Sperrgebiet. 1949 wurden dem Freistaat Bayern die Gebiete förmlich übertragen und im Frühjahr 1951 erhielt der Freistaat auch die Zuständigkeit über die Kehlsteinstraße.

Am 12. Juni 1951 bekam der Landkreis vom Freistaat die exklusiven Nutzungsrechte an der Kehlstein- und Dalsenwinkelstraße. Gleichzeitig verpflichtete sich der Landkreis zum Betrieb einer Buslinie auf den Kehlstein. Mit dem Betrieb wurde für vorerst 10 Jahre die Deutsche Bundespost beauftragt, die jedoch zur Übernahme der Haftung die komplette Sperrung der Kehlsteinstraße für jeglichen Verkehr verlangte.[7] Der Busbetrieb wurde dann schließlich entweder am 17. Mai[8] oder am 31. Mai 1952 aufgenommen[9]. Die Haltestelle in Obersalzberg befand sich anfangs noch beim Hotel Zum Türken und wurde erst im folgenden Jahr nach Hintereck verlegt.

Am 19. Januar 1956 wurde vom Landkreis die Trägerschaft des Busses dem Fremdenverkehrsverband Berchtesgadener Land übertragen, der dafür einen Teil der Fahrteinnahmen an den Landkreis abführen musste.[7] Im Jahr 1960 erhielt die neu gegründete Berchtesgadener Landesstiftung vom Freistaat Bayern die Nießbrauchrechte an den Kehlsteineinrichtungen. Diese vergab die Trägerschaft anschließend wieder den Fremdenverkehrsband.

Im Jahr 2003 wurde die Abfahrtshaltestelle von Hintereck auf ihre heutige Position neben der Dokumentation Obersalzberg verlegt.[10]

Durch die Einschränkungen der Coronavirus-Pandemie fand im Jahr 2020 kein Linienverkehr statt.

Seit dem 26. Juni 2023 verkehren auf der Linie nur noch Busse mit Elektroantrieb.

Fahrgastzahlenentwicklung

Seit der Eröffnung der Linie konnte ein konstanter Zuwachs der Fahrgastzahlen verzeichnet werden. Die Marke von 200.000 Passagieren in einem Jahr wurde erstmals im Jahr 1971 überschritten.[11] Der Wert von 300.000 Personen wurde im Jahr 1989 erreicht. Der bisherige Höchststand an beförderten Fahrgästen war im Jahr 2017 mit 412.812 Personen[12].

Fahrpreisentwicklung

Fahrpreisentwicklung[7][11][13][14]
Jahr Erwachsene
Hin- und Rückfahrt
Erwachsene
einfach
Kinder
Hin- und Rückfahrt
Kinder
einfach
1952 5,50 DM 4,50 DM ? ?
1961 5,70 DM 4,70 DM 4,20 DM 3,70 DM
1963 6,20 DM ? ? ?
1971 7,20 DM 6,20 DM 6,20 DM 5,20 DM
1974 8 DM ? ? ?
1975 9 DM 8 DM 8 DM 7 DM
1977 9,80 DM ? ? ?
1980 11 DM 9 DM 9 DM 8 DM
1982 12 DM 9 DM 9 DM 8 DM
1984 13 DM 10 DM 10 DM 8,50 DM
1988 14 DM 11 DM 9 DM 7,50 DM
1999 16 DM 13 DM ? ?
2000-2009 ? ? ? ?
2010 15,50 € ? 9 € ?
2013 16,10 € ? 9,30 € ?
2018 16,60 € 14,50 € 9,60 € 8,60 €
2020[Anm. 1] 17,10 € ? 9,90 € ?
2021 (Stand: 15. 3. 2021) 28 € 22 € 14,50 € 13 €
2023 30,80 € 24,20 € 16 € 14,30 €

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Im Jahr 2020 gab es aufgrund der Coronavirus-Pandemie keinen Busbetrieb.

  1. https://www.dbregiobus-bayern.de/regiobusbayern/view/mdb/oberbayernbus/tickets/2020/mdb_302956_191205_befrderungsbedingungen_und_-entgelte_2020_rvo.pdf
  2. Fahrplan der Linie 9549
  3. Fahrplan RVO-Linie 849 (Stand: 2019)
  4. Häufig gestellte Fragen zur Linie 849 und dem Kehlsteinhaus
  5. https://salzburg.orf.at/stories/3213522/
  6. https://www.focus.de/auto/news/haertetest-fuer-setra-415-nf-mit-dem-omnibus-auf-den-kehlstein_aid_561202.html
  7. 7,0 7,1 7,2 20 Jahre Berchtesgadener Landesstiftung 1960-1980. 1980, Berchtesgadener Anzeiger, S. 14f.
  8. http://web.archive.org/web/20031206122609/http://www.rvo-bus.de:80/freizeit/sehenswertes.html
  9. https://www.berchtesgadener-anzeiger.de/startseite_artikel,-60-jahre-gipfelstuermer-_arid,18320.html
  10. Adlerblick vom Kehlsteinhaus, 2006, Verlag Anton Plenk, ISBN 978-3-927957-73-2 (Bei Amazon* (Werbelink)), S. 71
  11. 11,0 11,1 20 Jahre Berchtesgadener Landesstiftung 1960-1980. 1980, Berchtesgadener Anzeiger, S. 36.
  12. https://www.berchtesgadener-anzeiger.de/startseite_artikel,-viermal-rund-um-die-erde-_arid,369614.html
  13. Walter Brugger, Heinz Dopsch, Peter F. Kramml: Geschichte von Berchtesgaden. Berchtesgaden im Königreich und Freistaat Bayern von 1810 bis zur Gegenwart. Band III/2, 2002, Plenk Verlag, ISBN 978-3-927957-21-3 (Bei Amazon* (Werbelink)), S. 1268.
  14. Fahrpreise der Linie 849