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Thomas-Eder-Steig

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Thomas-Eder-Steig
Typ Steig
Orte Schellenberger Forst
Koordinaten

47°42′43″N 13°0′10″O

Verlauf Ost-West
Länge 760 m
Oberfläche Fels; Holz
Baujahr 1934-1935
Sanierungen durchgehend
Beschränkungen Trittsicherheit; Schwindelfreiheit

Der Thomas-Eder-Steig (auch: Südwandsteig und Felsensteig) ist ein hochalpiner Steig im Untersberg im gemeindefreien Gebiet Schellenberger Forst, der die Wege der steilen Osthänge mit der Mittagsscharte verbindet. Er liegt in der Südwand der Mittagsscharte und ist vollständig in den Fels gearbeitet. Der Steig ist Teil des AV-Wegs 463 – Eishöhlenparkplatz → Mittagsscharte.

Steig

Verlauf

Der Steig zweigt in einer Höhe von 1.510 Metern vom Verbindungsweg von der Toni-Lenz-Hütte zur Schellenberger Eishöhle auf der Hochebene Hochlack ab. Von dort quert er zunächst einen etwa 400 Meter breiten Steilhang, der etwa zur Hälfte aus einer Schuttrinne besteht. Im Bereich der Schuttrinne geht eine Querverbindung zur Eishöhle hinauf ab. Nach dem Steilhang verläuft er etwa 70 Meter an einer Felsstufe zum ersten Tunnel. Der erste Tunnel führt 30 Meter durch den Fels und schließt dann an eine längere Leiter zu einer Raststation an. Direkt dahinter beginnt der zweite Tunnel mit ebenfalls 30 Metern Länge. Dieser besitzt eine Zwischenstation in Form eines Felsenfensters. Unmittelbar an das Ende des zweiten Tunnels schließt an einem Miniaussichtspunkt der dritte Tunnel an. Dieser ist mit 18 Metern deutlich kürzer als die beiden Anderen. Am Ende des letzten Tunnels geht der Steig in eine sehr steile Leiter über. Diese führt dann in mehreren Abschnitten zwischen den Felsen an den Rand der Mittagsscharte hinauf. Zuletzt zieht sich der Steig noch etwa 160 Meter gering ansteigend über eine flache Schuttrinne bis kurz vor die Staatsgrenze, wo er schlussendlich auf den Weg in Richtung Salzburger Hochthron und Geiereck trifft.

Steigdaten

Der Thomas-Eder-Steig liegt auf der Ostseite des Untersbergmassivs in der Südwand der Mittagsscharte im hochalpinen Gelände. Er beginnt in 1.510 Metern Höhe auf der Hochlack und endet in 1.690 Metern Höhe in der Mittagsscharte bei der unweit des Steinernen Kasers gelegenen östlichen Wegkreuzung. Auf seinem Weg durch die Wand überwindet der Steig 180 Höhenmeter bei einer Gesamtlänge von etwa 760 Metern.[1] Der Steig selbst besitzt dabei eine Länge von 320 Metern[2] und eine Höhendifferenz von 130 Höhenmetern.[3] Um diesen beträchtlichen Höhenunterschied auf so kurzer Strecke ohne große Kraftanstrengung bewältigen zu können, verfügt der Steig über mehrere Holzleitern mit insgesamt über 450 Stufen. Die Zuwege erreichen eine Länge von rund 440 Metern und einen Höhenunterschied von 50 Metern.

Zentrales Element des Steigs sind drei in den Fels gearbeitete Tunnel. Der erste Tunnel besitzt eine Länge von 30 Metern und ist mäßig steil. Ebenfalls 30 Meter lang ist der zweite Tunnel. Dieser ist jedoch deutlich steiler und weist als Besonderheit auf etwa halber Strecke ein großes Felsenfenster auf. Der dritte Tunnel besitzt eine Länge von 18 Metern und ist damit der Kürzeste von allen Dreien. Alle Tunnel sind durchgehend auf mindestens eine Breite von 1,80 Metern und eine Höhe von zwei Metern ausgebaut.[2]

Der Steig, nicht jedoch die Zuwege, ist durchgängig mit Handläufen aus Stahlrohr oder Seilen versichert. Dennoch ist bei Nässe und Schnee aufgrund der erheblichen Rutschgefahr größte Vorsicht geboten.

Kurz vor der Raststation findet sich bergseitig und am Boden ein auffällig roter Fels. Hierbei handelt es sich um Dachsteinkalk mit Bauxit und Eisenoxiden. Das Bayerische Landesamt für Umwelt hat diese Besonderheit als bedeutendes Geotop Bauxit am Thomas-Eder-Steig ausgewiesen.[4]

Raststation

Raststation

Zwischen dem ersten und dem zweiten Tunnel ist unter einem großen überhängenden Fels eine Raststation eingerichtet. Neben einer längeren Holzbank findet sich dort eine Informationstafel zum Thema „Kalkstein und Dolomit“. Auch sind hier in der Rückwand eine steinerne Gedenktafel (50x40 cm) an den Steigbau und eine Metalltafel (17x45 cm) mit dem Steignamen eingesetzt. An einer Seitenwand ist weiters eine große verschlossene Metalltruhe befestigt.

Am Rande der Bank hat irgendwann eine unbekannte Person eine humoristische Plakette angebracht. Darin wird auf Englisch der vielen Socken gedacht, die beim Waschen verloren gegangen sind, dabei „in andere Dimensionen“ transportiert wurden und dort heute Füße warm halten.

Geschichte

Planungen

Bereits in den 1870er Jahren kam bei den Schellenbergern die Idee auf, das Hochplateau des Untersbergs von ihrer Seite aus mit einem leicht begehbaren Weg zu erschließen. Dieser Gedanke wurde damals aber nicht weiter verfolgt.[5] Erst rund 50 Jahre später geriet das Projekt mit der Erschließung der Schellenberger Eishöhle zur Schauhöhle wieder ins Bewusstsein der Schellenberger und besonders der Höhlenforscher. Die Ursache hierfür war, dass es bei der Eröffnung nach wie vor nur Zuwege vom Tal aus gab, etwa über die Toni-Lenz-Hütte, jedoch keine Wege vom Plateau. Dies war den Höhlenforschern unter der Führung ihres Vorstands Thomas Eder zu einseitig, weswegen sie nun konkret einen Verbindungssteig hinauf planten. Eine erste Überlegung war ein Tunnelweg direkt vom Inneren der Höhle aus aufs Plateau. Dies wurde aber schnell wieder verworfen. Als Nächstes fassten die Forscher die nahegelegene, senkrecht zur Mittagsscharte hinaufziehende, Felswand ins Auge. Sie erkundeten die Wand intensiv und planten einen Weg, der sowohl an, als auch in der Wand verlaufen sollte. Anschließend folgten Anträge für das Vorhaben bei der Regierung von Oberbayern und beim zuständigen Forstamt Bischofswiesen.

Doch schon bald regte sich Widerstand. Die DAV-Sektion Berchtesgaden zeigte zwar grundsätzlich ein gewisses Interesse an dem Steig, hatte zugleich aber auch die Befürchtung, dass der ebenfalls geplante Ausbau der nahen Höhlenforscher-Unterkunftshütte zu einem Überangebot an bewirtschafteten Hütten am Untersberg führen würde. Um mit den Höhlenforschern trotzdem zu einem einvernehmlichen Ergebnis zu kommen, beschloss die DAV-Sektion auf ihrer Ausschusssitzung vom 17. Juli 1931 einen Kompromiss. Sie würden dem Steigbau zustimmen, wenn die Höhlenforscher ihrerseits in einer bindenden Erklärung auf den Hüttenausbau verzichten. Dieser Forderung kamen die Forscher gerne nach. Nachdem damit alle Hindernisse aus dem Weg geräumt waren, genehmigten wenig später die Regierung von Oberbayern, das Forstamt und die Baubehörde die Errichtung des Steigs.

Bau

Nachdem alle Genehmigungen vorlagen, wurde sogleich mit dem Bau begonnen. Zunächst musste jedoch die gesamte benötigte Ausrüstung über steile, schmale Wege den Berg hinauf bugsiert werden. Zu den größten Herausforderungen zählte dabei der Transport des 36 Zentner (~1,8 Tonnen) schweren Kompressors für die Druckluftbohrer. Um ihn an seinen Arbeitsplatz zu bekommen, wurde er in leichtere, aber immer noch sehr schwere, Einzelteile zerlegt. Die stärksten Einheimischen trugen die Teile dann hinauf und setzten sie anschließend mit den Sprengarbeitern wieder zu einer Maschine zusammen.

Nachdem sämtliches Material am Berg war, startete im Frühjahr 1934 der eigentliche Wegbau. Unter schwersten körperlichen Anstrengungen und der steten Gefahr eines Absturzes, wurde der Steig mit Bohrern und Sprengstoff langsam dem Berg abgerungen. In jeder freien Minuten vom Frühling bis in den Herbst waren die Freiwilligen dabei in der Felsbaustelle tätig. Im Herbst 1935 konnte der Steig dann bereits seiner Bestimmung übergeben werden. Insgesamt hatten die Arbeiter mehr als 3.500 m³ Dachsteinkalk aus der Wand gesprengt und dafür 850 Kilogramm Sprengstoff verwendet.[6][2][7] Die gesamten Baukosten beliefen sich auf 18.000 Mark.[5]

Nachkriegszeit

Nur zehn Jahre nach seiner Eröffnung wurde der Thomas-Eder-Steig in der direkten Nachkriegszeit kurzzeitig komplett gesperrt. Die Alliierten hatten an den Grenzen breite Verbotszonen eingerichtet und der Steig befand sich aufgrund der Grenznähe darin. Das Verbot wurde wohl aber nicht besonders beachtet, da die Grenzwach- und Zollbeamten trotzdem immer wieder Bergsteiger in den Zonen erwischten.[8]

Instandhaltungen

Bedingt durch die Lage im Hochgebirge und den dort vorherrschenden Umwelteinflüssen, unterliegt der Steig einem steten Sanierungsaufwand. Fast nach jedem Winter müssen kleinere Schadstellen beseitigt und lockeres Gestein entfernt werden. Deswegen wird in den Tunneln auch stets Ersatzmaterial vorgehalten.

In der jüngeren Vergangenheit fanden mehrere größere Erhaltungsmaßnahmen statt. Im Jahr 2004 etwa, führten die Bayerischen Staatsforsten eine Generalsanierung der gesamten Anlage durch. Auch im Sommer 2018 musste eine Leiter komplett erneuert werden[9]. 2024, genau 20 Jahre nach der letzten Generalsanierung, brachten die Staatsforsten in mehreren Abschnitten den Steig wieder vollständig auf Vordermann[10].

Name

Thomas Eder war ein einheimischer Kaufmann und die treibende Kraft hinter dem Bau der Schauhöhle und des Steigs. Weiters war er Vorsitzender des Vereins für Höhlenkunde Schellenberg e.V. und des Skiclubs Schellenberg.

Einzelnachweise

  1. Eigene Messung
  2. 2,0 2,1 2,2 Arbeitskreis Ortschronik: Marktschellenberg. 2. Auflage, 2016, S. 273-275.
  3. Fritz Eigert: Die Schellenberger Eishöhle im Untersberg. Verein für Höhlenkunde Schellenberg e.V., 5. Auflage 2001, Berchtesgadener Anzeiger, S. 19
  4. 5,0 5,1 Salzburger Volksblatt vom 11. September 1935. Seite 8 Digitalisat bei ANNO
  5. Gedenktafel am Steig
  6. Dr. Römer: Eiswunder im Berchtesgadener Land. in: Münchner neueste Nachrichten. Ausgabe Nr. 172 vom 28. Juni 1931, S. 3
  7. Salzburger Volkszeitung vom 2. November 1946. Seite 6 Digitalisat bei ANNO
  8. https://www.baysf.de/de/medienraum/pressemitteilungen/nachricht/detail/bayerischen-staatsforsten-sanieren-den-kaputten-thomas-eder-steig.html
  9. https://www.baysf.de/de/medienraum/pressemitteilungen/nachricht/detail/forstbetrieb-berchtesgaden-erfolgreiche-sanierung-des-thomas-eder-steigs-am-untersberg.html