Zweckverband Abfallverwertung Südostbayern

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Der Zweckverband Abfallverwertung Südostbayern (kurz: ZAS) ist ein kommunaler Zusammenschluss von sieben Landkreisen in Südostbayern zum Zwecke der Restmüllverwertung.

Zweckverband

Dem Zweckverband gehören sieben Landkreise in Südostbayern an, die zusammengefasst eine Fläche von etwa 10% Bayerns umfassen. Neben dem Berchtesgadener Land sind dies die vier Landkreise Altötting, Mühldorf am Inn, Rosenheim und Traunstein im Regierungsbezirk Oberbayern und die beiden Landkreise Rottal-Inn und Dingolfing-Landau im Regierungsbezirk Niederbayern. Die beiden niederbayerischen Landkreise sind nicht direkt am ZAS beteiligt, sondern indirekt über den Abfallwirtschaftsverband Isar-Inn.[1] Weitere Mitglieder nimmt der Verband nicht auf.[2]

Sitz des Verbands und des Müllheizkraftwerks ist der Chemiepark Gendorf (Anschrift: Bruck 110) in der Gemeinde Burgkirchen an der Alz im Landkreis Altötting. Dieser Standort wurde gewählt, da er zum einen relativ mittig im Verbandsgebiet liegt und zum anderen die beim Verbrennen erzeugte Energie direkt an einen Abnehmer, den Chemiepark, abgegeben werden kann.[3]

Zweck

Der Zweckverband hat die Aufgabe, den von seinen Verbandsmitgliedern oder aus dem Bereich seiner Verbandsmitglieder zugeführten nicht vermeidbaren und stofflich nicht verwertbaren Abfall (Haus- und Sperrmüll und hausmüllähnliche Gewerbe- und Industrieabfälle) bei geringstmöglicher Belastung der Umwelt zu verwerten, weiter zu behandeln, bzw. zu entsorgen.[4]

Geschichte

1984 schlossen sich sieben südostbayerische Landkreise zusammen und errichteten zum Zwecke der gemeinsamen Abfallverwertung einen Zweckverband im Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts. In den folgenden 10 Jahren wurde für 383 Millionen Euro[5] in Burgkirchen an der Alz ein Müllheizkraftwerk und für den Antransport des Abfalls ein Schienentransportsystem errichtet. Das Bauvorhaben war damals in der Region äußerst umstritten.[5] Für den Betrieb des Heizkraftwerks wurde am 3. September 1993 die „MHB Müllheizkraftwerk Betriebsgesellschaft mbH“ (HRB 8377 beim Amtsgericht Traunstein) gegründet, welche vollständig der Max Aicher Umwelt GmbH (HRB 4438) gehört.[6] Im Jahr 1994 nahm das Heizkraftwerk seinen Betrieb auf.[3] Zugleich entstand auch eine Dampfleitung zum benachbarten Chemiepark.[7]

Im Jahr 1998 wurde eine Fernwärmeleitung zum gemeindlichen Schwimmbad gelegt und 2016 übernahm das Heizkraftwerk die komplette Wärmeversorgung des Burgkirchener Fernwärmenetzes.[8] Seit September 2021 wird zudem das neue Fernwärmenetz der Nachbargemeinde Emmerting versorgt.[9]

Müllheizkraftwerk

Anlieferung

Für die Anlieferung des Abfalls setzt der Zweckverband in weiten Teilen auf die Schiene. Hierzu steht in den meisten Landkreisen des Verbandsgebiets eine Müllumladestation, in der die Landkreisabfälle verpresst und anschließend in Eisenbahnpresscontainer des Zweckverbands verladen werden. Im Berchtesgadener Land ist dies die Müllumladestation Freilassing-Hofham an der Bahnstrecke Freilassing–Berchtesgaden. Zwei Müllzüge, einer für das Nordgebiet und einer für das Südgebiet, sammeln die Container dann einmal werktäglich ein und befördern sie über die Bahnstrecke Mühldorf–Freilassing und die Bahnstrecke Tüßling–Burghausen zur Müllverbrennungsanlage im Chemiepark Gendorf.

Die einzigen beiden Ausnahmen vom Schienentransport bilden die Landkreise Altötting und Dingolfing-Landau, die ihre Abfälle direkt per Müll-Lkw anliefern. Für den Landkreis Altötting als Heimatstandort des Müllheizkraftwerks gestaltet sich dies aufgrund der kurzen Anfahrtswege als wirtschaftlicher. Anders sieht die Situation beim weiter entfernten Landkreis Dingolfing-Landau aus. Dieser kann seinen Müll zwangsweise nur mehr per Lkw anliefern, da nach einer Teilstillung der Bahnstrecke Mühldorf–Pilsting im Oktober 2017 der Schienenweg nicht mehr nutzbar ist.

Heizkraftwerk

Das Müllheizkraftwerk verfügt über zwei Brennöfen in denen die angelieferten Abfälle bei Temperaturen um 900 bis 1100°C selbstständig verbrennen.[10] Die dabei entstehenden Rauchabgase werden gefiltert, gereinigt und zur Energieerzeugung verwendet. Am Ende des Vorgangs bleiben nur eine geringe Menge Schlacke, nicht brennbare Materialien, sowie verschiedene Stoffe aus der Abgasreinigung übrig, die alle anschließend dem Recycling zugeführt werden.[11]

Betreiber des Müllheizkraftwerks ist die „MHB Müllheizkraftwerk Betriebsgesellschaft mbH“ (HRB 8377 beim Amtsgericht Traunstein).

Energieerzeugung

Aus den bei der Verbrennung entstehenden Gasen gewinnt das Müllheizkraftwerk erhebliche Mengen an Energie in Form von Dampf. Ein Teil davon wird direkt zum angrenzenden Chemiepark geleitet. Aus dem Rest werden unter anderem die Fernwärmenetze von Burgkirchen an der Alz und Emmerting gespeist und mittels zweier Turbinen noch größere Mengen Strom erzeugt.[8]

Müllstatistik

Anliefermengen nach Landkreis
Jahr Landkreis Berchtesgadener Land Landkreis Altötting Landkreis Mühldorf am Inn Landkreis Rosenheim Landkreis Traunstein Abfallwirtschaftsverband Isar-Inn
2017[12] 18.192 22.706 16.188 47.720 26.284 29.402
2018[13] 19.175 23.572 16.267 47.778 26.713 31.621
2019[14] 14.885[Anm. 1] 24.068 16.453 47.736 26.845 32.274
2020[15] 14.907 25.839 17.355 50.021 27.650 34.978
2021[16] 15.622 25.507 17.511 49.541 25.263 34.376
2022[17] 14.948 24.441 17.017 47.548 24.395 33.364
  1. Einführung der Biotonne zum 1. April 2019

Weblinks

Einzelnachweise

  1. https://www.zas-burgkirchen.de/verbandsgebiet
  2. Verbandssatzung des ZAS Burgkirchen vom 17.01.2022 – §2 (2)
  3. 3,0 3,1 https://www.zas-burgkirchen.de/ueber-uns
  4. Verbandssatzung des ZAS Burgkirchen vom 17.01.2022 – §4 (1)
  5. 5,0 5,1 https://www.ovb-online.de/muehldorf/muehldorf/millionen-euro-null-2658014.html
  6. HRB 8377 – Amtsgericht Traunstein
  7. Festschrift 75 Jahre Chiempark Gendorf – VERANTWORTUNG leben – Vom Gendorfer Werk zum Industriepark. Burgkirchen Oktober 2014
  8. 8,0 8,1 https://www.zas-burgkirchen.de/energieerzeugung
  9. https://www.fernwaerme-emmerting.de/die-ersten-heizen-mit-fernwaerme/
  10. https://www.zas-burgkirchen.de/verbrennung
  11. https://www.zas-burgkirchen.de/reststoffe
  12. Geschäftsbericht 2018
  13. Geschäftsbericht 2019
  14. Geschäftsbericht 2019
  15. Geschäftsbericht 2021
  16. Geschäftsbericht 2021
  17. Geschäftsbericht 2022