Christoph 14

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Christoph 14
Bei einem Einsatz in der Scharitzkehl (D-HZSR)
Bei einem Einsatz in der Scharitzkehl (D-HZSR)
Bei einem Einsatz in der Scharitzkehl (D-HZSR)
Betreiber Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat
Aktuelle Maschine Airbus Helicopters H135 T3
Luftfahrzeug
kennzeichen
D-HZSH, D-HZSQ, D-HZSR, D-HZSO
Rufzeichen Christoph 14
Standort Klinikum Traunstein
Koordinaten

47°52′27″N 12°37′53″O

Inbetriebnahme 10. September 1976
Einsatzzeit 7 Uhr bis Abenddämmerung
Einsatzgebiet 60 Kilometer um Traunstein
Besatzung 1 Pilot, 1 Notarzt, 1 Notfallsanitäter
Besonderheiten Seilwinde; Ausrüstungen für Alpineinsätze

Christoph 14 (abgekürzt: C 14) ist ein Zivilschutz- und Rettungshubschrauber des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat für den südostbayerischen Raum (Mühldorf am Inn bis Berchtesgadener Land). Er liegt im Zuständigkeitsbereich der Integrierten Leitstelle Traunstein.

Standort

Christoph 14 mit Hangar am Klinikum Traunstein
Christoph 14 (D-HZSQ) auf seiner Landeplattform

Stationiert ist Christoph 14 am BRK-Luftrettungszentrum auf dem Nordwestdach des Klinikums Traunstein (Cuno-Niggl-Straße 3). Dort ist er in einem Dachhangar untergebracht.

Eine weitere Maschine gleichen Typs ist bei der Bundespolizei-Fliegerstaffel Oberschleißheim stationiert, die als Springer für Christoph 14 und Christoph 17 dient.

Besatzung

Zur Besatzung des Rettungshubschraubers gehören standardmäßig drei Crewmitglieder: Ein Pilot, ein Notarzt und ein Notfallsanitäter.

Der Pilot ist ein Angehöriger der Fliegerstaffel der Bundespolizei in Oberschleißheim. Der Notarzt stammt von der Notarztgemeinschaft Traunstein und der Notfallsanitäter (TC-HEMS) wird vom Bayerischen Roten Kreuz gestellt. Neben seinen medizinischen Aufgaben nimmt der Notfallsanitäter auch zahlreiche weitere Aufgaben wie Bedienung der Winde, Funkkommunikation und die Unterstützung des Piloten.

Einsatzgebiet

Christoph 14 im Flug (2021)

Das Kerneinsatzgebiet von Christoph 14 umfasst einen Bereich von ungefähr 60 Kilometer um den Standort Traunstein[1] und damit den Großraum Südostbayern mit den Landkreisen Altötting, Berchtesgadener Land, Mühldorf am Inn, Rosenheim und Traunstein sowie angrenzende Landkreise.

Bei Bedarf fliegt er auch Einsätze außerhalb des Kerngebiets und bis nach Österreich.

Einsatzstatistik

Christoph 14 in der Scharitzkehl
Jahr Einsätze
1976 111
1977 545
1978 554
1979 674
1980 846
1981 836
1982 806
1983 743
1984 758
1985 838
1986 1124
1987 1147
1988 1097
1989 1130
1990 1198
1991 1123
1992 1111
1993 1176
1994 1252
1995 1306
1996 1279
1997 1300
1998 1355
1999 1385
2000 1345
2001 1358
2002 1269
2003 1327
2004 1193
2005 1290
2006 1335
2007 1352
2008 1364
2009 1406
2010 1471
2011 1595
2012 1605
2013 1571
2014 1497
2015 1596
2016 1373
2017 1289
2018 1296
2019 1250
2020 1183

[2]

Zwischenfälle

In seiner jahrzehntelangen Einsatzzeit hatte Christoph 14 bisher drei Unfälle zu verzeichnen, alle davon in den 1980er Jahren. Der schwerste Unfall war ein Absturz der Maschine 1983 in Teisendorf, bei dem alle Insassen tödlich verletzt wurden.

  • 30. März 1982: Im Anflug zu einem Busunfall in der Gemeinde Kastl (Landkreis Altötting), streifte der Hubschrauber beim Ausweichen einer Starkstromleitung einen Baum und stürzte infolgedessen ab. Die drei Besatzungsmitglieder wurden zum Teil schwer verletzt und die Maschine komplett demoliert.
  • 22. März 1983: Nach einer Reanimation in der Scharitzkehl in Berchtesgaden befand sich Christoph 14 auf dem Rückflug zu seinem Standort am Klinikum Traunstein. Bei Teisendorf geriet die Maschine in einen Schneesturm, stürzte nach der Kollision mit Bäumen bei Gröben ab und ging in Flammen auf. Alle Insassen, bestehend aus dem Piloten Norbert Müller, dem Rettungssanitäter Matthias Reiter und der Notärztin Dr. Elisabeth Leitner-Ploss, verstarben bei dem Absturz.
→ Hauptartikel: Absturz von Christoph 14 bei Gröben


  • 13 August 1989: Während einer Suchaktion nach einem Kind im Innkanal bei Mettenheim (Landkreis Mühldorf am Inn) geriet der Rettungshubschrauber in eine Stromleitung. Trotz Schäden an einem Rotorblatt, konnte der Pilot die Maschine noch sicher landen. Der Einsatz stellte sich später als vorsätzlicher Fehlalarm heraus.

[3]

Geschichte

Vorgeschichte

Im Jahre 1959, lange bevor eine organisierte Luftrettung existierte, fand erstmals eine hubschraubergestützte Bergrettung im Berchtesgadener Land statt. Bei dem Einsatz wurde mithilfe eines US-amerikanischen Hubschraubers am 14.[4] oder 15.[5] September ein halbverdursteter aber unverletzter 50-jähriger Passauer aus der Watzmann-Ostwand gerettet. Der Mann war bereits um den 13. September in die Falllinie des 3. Watzmannkinds geraten und kam von dort nicht mehr weiter.[4]

Bereits ein Jahr zuvor musste im Spätherbst das eingeschneite Personal des Kehlsteinhauses mit einem Hubschrauber ins Tal geflogen werden.[5]

Am 24. März 1961 unterstütze zum ersten Mal ein Hubschrauber die Bergretter bei einer aufwändigen Suchaktion nach einer abgestürzten Dreierseilschaft in der Watzmann-Ostwand. Im Rahmen der Suche wurde ein Bergretter mittels einer Winde aus einer US-amerikanischen Sikorsky H-34 in die Wand abgeseilt.[4]

Ab 1966 halfen dann bereits des öfteren Bundeswehrhubschrauber der SAR-Staffel vom Fliegerhorst Penzing bei der Bergrettung mit.[4]

Anfänge der organisierten Luftrettung im Raum Traunstein

Zu Beginn der 1970er Jahre strengte der Chefarzt des Stadtkrankenhauses Traunstein (heute Klinikum Traunstein), Dr. Franz Huber, den Betrieb eines Rettungshubschraubers an. Mithilfe der Firma Ortner (Süd-Helicopter und später Munich Helicopter Service) und dem BRK wurden ab 1971 immer an den Wochenenden Rettungseinsätze geflogen. Zum Einsatz kam hierbei eine Bell 206B Jet Ranger die zunächst in Siegsdorf bei der Autobahnpolizei postiert war und 1972 zum Krankenhaus umzog.[6]

„Christoph 14“

Mit der massiven Zunahme schwerer Verkehrsunfälle zu Beginn der 1970er Jahren mehrten sich auch die Stimmen Hubschrauber zur Rettung zu entsenden. Das Bundesministerium des Inneren stellte daraufhin den Ländern im Rahmen des Katastrophenschutzes mehrere Zivil- und Katastrophenschutzhubschrauber zur Verfügung, die, sofern sie gerade nicht für ihren Hauptzweck benötigt werden, in der Luftrettung eingesetzt werden dürfen.[7]

Nach München und Nürnberg war Traunstein der dritte Standort in Bayern der einen dieser Hubschrauber erhielt. Der Hubschrauber vom Typ Bölkow Bo 105 und der Kennung „Christoph 14“ wurde am 10. September 1976 offiziell in Dienst gestellt.[6]

Bereits zwei Tage später hatte das neue Rettungsmittel seine ersten Einsätze zu absolvieren.[6]

Gut zwei Monate nach der Inbetriebnahme zog Christoph 14 am 14. November in einen neuen Hangar direkt auf dem Krankenhausgelände um. Für den Landeplatz musste ein kleine Erhebung zum Gruntamshügel entfernt werden.[6]

Im Rahmen der Krankenhauserweiterung von 1984 bis 1988 erhielt der Rettungshubschrauber auf dem Dach des Erweiterungsbaus einen neuen Hangar mit einem beheizten Landeplatz und einer automatisch ein- und ausfahrenden Landeplattform.[8]

In den 1980ern ereigneten sich drei zum Teil sehr schwere Abstürze von Christoph 14. Siehe dazu #Zwischenfälle.

Am 17. Juni 1996 wurde die Bo 105 durch die stärkere BO 105 CBS-Super Five ersetzt. Genau ein Jahr später wurde das Fixtau-Verfahren eingeführt.[9]

Eurocopter EC 135

Die nächste Maschine, ein Eurocopter EC 135 T2i, wurde am 31. Januar (Übergabe) und am 30. März 2007 (offizielle Übergabe durch das Ministerium) in Dienst gestellt. Sie beinhaltete zahlreiche technische Neuerungen und konnte auch höhere Lasten befördern.[10]

Zum 27. Oktober 2018 wurde der Eurocopter durch einen Airbus Helicopters H135 T3 aus der gleichen Modellserie ersetzt. Zu den Merkmalen des neuen Zivilschutz- und Rettungshubschraubers zählen unter anderem eine Rettungswinde.[11] Die Winde konnte jedoch erst im Januar 2021 final in Betrieb genommen werden.[12]

Name

In Deutschland tragen alle Rettungshubschrauber den Funkrufnamen Christoph. Dieser Name geht auf den Heiligen Christophorus zurück, der als Schutzpatron der Reisenden zu Wasser und in der Luft gilt.

Weblinks

Einzelnachweise