Kirchholz

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Kirchholz
Kirchholz vom Dötzenkopf aus gesehen
Kirchholz vom Dötzenkopf aus gesehen
Orte Bayerisch Gmain; Bad Reichenhall
Koordinaten

47°44′8″N 12°54′0″O

Kennung LSG-00394.01
Gründung 29. Oktober 1986
Höhe 577 m
Fläche 152,48 ha
Besonderheiten Großteil als Standortübungsplatz gesperrt

Das Kirchholz ist ein größeres geschütztes Waldgebiet im Norden der Bayerisch Gmainer Hochebene. Knapp drei Viertel des Gebiets werden von der Bundeswehr als Standortübungsplatz Kirchholz verwendet und sind für die Bevölkerung nicht zugänglich.

Lage & Ausdehnung

Königshöhe im April 2020

Das 152,48 Hektar[1] große Kirchholz liegt im mittleren Landkreis Berchtesgadener Land im Reichenhaller Talkessel in den Ortsgebieten der Gemeinde Bayerisch Gmain und der Stadt Bad Reichenhall. Es befindet sich am Rande einer Hochebene und gehört zu rund 95 Hektar (~62%) zur Gemeinde Bayerisch Gmain und zu etwa 57 Hektar (~37%) zur Stadt Bad Reichenhall[1]. Den höchsten Punkt bildet die Königshöhe (577m) im Bereich des Senders Kirchholz (zum Namen der Höhe siehe #Name). Seine größte Ausdehnung hat das Holz mit etwa 2,5 Kilometern in Nordost-Südwest-Richtung von Weißbach bis zum Karlspark.

Der Wald beginnt bei Weißbach und führt zunächst nach Westen zum Ortsteil St. Zeno. Den Ortsteil begleitet er längere Zeit nach Südwesten zum Karlspark und steigt dann in Richtung Osten zur Gemeinde Bayerisch Gmain auf. Hier folgt das Holz dem Steilhofweg bis zum Ende der Feuerwehrheimstraße. Weiter fällt es unter anderem am Harbachersteig ins Leopoldstal zur Kreisstraße BGL 4 ab und folgt dieser anschließend nach Norden bis Weißbach.

→ Hauptartikel: Kirchholz (Gemeindefreies Gebiet)

Bis 1980 war das Kirchholz ein gemeindefreies Gebiet. Zum 1. Januar 1981 wurde es samt Gemarkung aufgelöst und in die Orte Bad Reichenhall (Ortsteil St. Zeno) und Bayerisch Gmain eingegliedert, wobei der Gmain ein fast doppelt so großes Gebiet wie der Stadt zugeschlagen wurde.[2]

Natur

Moltkeeiche

Das Kirchholz besitzt einen vielfältigen Naturraum aus Wäldern, Auwäldern, Wiesen und Gewässern in dem zahlreiche Tiere, darunter auch mehrere geschützte Arten, leben. Waldgebiete nehmen mit rund 140 Hektar den größten Teil des Holzes ein. Sie bestehen überwiegend aus Laub- und Mischwald sowie aus Fichten.[3] Offene Flächen wie Wiesen, welche zusammengerechnet rund 10 oder 15 Hektar[3] umfassen, finden sich nur innerhalb des Übungsplatzes. Den geringsten Anteil am Kirchholz haben Gewässer. Es existieren nur wenige Kleinstgewässer im mittleren und nördlichen Teil die zur Saalach und zum Weißbach abfließen. Die beiden größten Gewässer tragen die Namen Kirchholzgraben und Krebsbach.

In den Wäldern, Wiesen und Gewässern tummeln sich viele Tiere, wovon mehrere auch unter Artenschutz stehen. Besonders der Übungsplatz spielt hierbei eine große Rolle. Innerhalb des Geländes finden sich etwa die geschützten Arten Kleiner Maivogel, Zauneidechse, Haselmaus und Springfrosch.[3]

Eine Besonderheit im Kirchholz stellen zwei Naturspektakel dar. Unweit des Senders Bad Reichenhall liegt in einem alten Steinbruch der Herzstein und am Steilhofweg steht die jahrhundertealte Moltkeeiche.

Schutz

Für den Erhalt des Naturraums Kirchholz sind zwei unterschiedliche Schutzgebiete ausgewiesen, das Landschaftsschutzgebiet Kirchholz (LSG-00394.01) und das FFH-Gebiet Standortübungsplatz Kirchholz (DE 8243-301).

Das Landschaftsschutzgebiet wurde 1986 vom Landkreis errichtet und umfasst den gesamten Wald. Sein Zweck ist der Schutz des wertvollen Lebensraums für die Tier- und Pflanzenwelt, der Bewahrung des Landschaftsbildes und dem Erhalt eines weitläufigen, ortsnahen Spaziergangs- und Wandergebiets zur Erholung für die Bevölkerung.[4] Der letzte Punkt ist aufgrund der Vollsperrung des Übungsplatzes jedoch nur noch sehr eingeschränkt möglich.

Zusätzlich zum Landschaftsschutzgebiet existiert ein 116 Hektar großes Fauna-Flora-Habitat-Gebiet das weitestgehend dem Gebiet des Standortübungsplatzes entspricht. Dieses Schutzgebiet wurde im Dezember 2004 mit dem Zweck geschaffen, den Lebensraum der hier lebenden streng geschützten Arten zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Das Militär ist hierbei angehalten die Flächen zu erhalten (Verschlechterungsverbot), bei Interessenkonflikten zwischen Naturschutz und Militär muss der Naturschutz jedoch in der Regel zurückstecken.[3]

In nächster Nähe zum Kirchholz sind noch zwei weitere Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen. Am Südostrand grenzt direkt das Landschaftsschutzgebiet Ortelbach an und im Norden bei Weißbach befindet sich das Landschaftsschutzgebiet auf dem Tumpen und dem Krumbichl.

Erschließung

Das gesamte Kirchholz ist von zahlreichen Forststraßen und Wegen durchzogen die in fast jede Ecke reichen.

Forststraßen bilden die Haupterschließungswege des Kirchholzes und finden sich in allen Höhenlagen und zu allen Seiten. Sie sind in Bayerisch Gmain am Steilhofweg, an der Feuerwehrheimstraße und an der Leopoldstraße und in Bad Reichenhall am Froschhamer Weg und am Waldweg an das öffentliche Straßennetz angebunden. Die meisten Straßen liegen im Standortübungsplatz und sind so ausgebaut, dass sie auch mit schweren militärischen Fahrzeugen befahren werden können. Einige Stellen sind hierzu sogar betoniert.

Wege sind im Vergleich zu Forststraßen spärlicher gesät. Sie liegen fast ausschließlich im westlichen Reichenhaller Teil. Zu den bekanntesten Wegen gehört hier der Königsweg, der in St. Zeno beginnt. Der längste Weg ist der um den Standortübungsplatz führende Kirchholzrundweg. Dieser wurde 2020 von der Bundeswehr zur Besänftigung der Bevölkerung für das Betretungsverbot des Übungsplatzes angelegt. Seit einem Hangrutsch im Sommer 2021 ist er jedoch nicht mehr begehbar.

Nutzung

Militär

Standortübungsplatz

→ Hauptartikel: Standortübungsplatz Kirchholz
Anfangsbereich des Standortübungsplatzes Kirchholz im April 2018
Informationsschild Standortübungsplatz Kirchholz

Die Bundeswehr unterhält im Kirchholz einen Standortübungsplatz der mit einer Fläche von etwa 113 Hektar fast drei Viertel des Waldes einnimmt. Der Übungsplatz wird hauptsächlich von den Gebirgsjägern der Hochstaufen-Kaserne genutzt und ist für die Öffentlichkeit komplett gesperrt.

Die Anlage wurde ursprünglich 1934 als Exerzierplatz angelegt.[3] Im März 1958[5] übernahm die Bundeswehr die etwa 113 Hektar große Fläche und richtete einen Standortübungsplatz ein. Von den 113 Hektar sind ca. 73 Hektar Wald und 40 Hektar Freifläche.[6]

Seit dem 1. Juli 2020 darf das Gelände von der Bevölkerung nicht mehr betreten werden, da es von der Bundeswehr von einem Militärischen Bereich in einen Militärischen Sicherheitsbereich umgewidmet wurde. Dies sorgte für erheblichen Unmut in der Bevölkerung.

Historische Wehranlagen

Lange vor der Nutzung als militärischer Übungsplatz, diente das Kirchholz bereits mehrfach der Verteidigung. Im frühen Mittelalter stand auf der Königshöhe eine Befestigungsanlage. Rund tausend Jahre später, zu Beginn des 18. Jahrhunderts, zog sich von der Königshöhe bis zur Kirchholzstraße ein mit vier Bastionen ausgestatteter Abschnitt der Landesdefensionslinie des Kurfürstentums Bayern. Die Reste beider Anlagen sind heute als Bodendenkmäler ausgewiesen (D-1-8243-0034 & D-1-8243-0148).

Freizeiteinrichtung

Vor vielen Jahren wurden von einer Schulklasse des Karlsgymnasiums eine Freizeitanlage mit mehrere Elementen wie etwa einem Barfußpfad, einer Sprunganlage, einem Weideniglu und einem Rindenzelt angelegt. Inzwischen sind alle Teile davon entweder verrottet oder wurden entfernt. An der Stelle des Weideniglus wurden im Frühjahr 2022 neue Bänke und Informationstafeln aufgestellt.

Infrastruktur

Für die regionale Infrastruktur ist das Kirchholz von zentraler Bedeutung. Neben Rundfunkanlagen gibt es mehrere Objekte der Wasser- und Gasversorgung.

Rundfunk

Sender Kirchholz

Im und am Kirchholz befinden sich aufgrund der optimalen Lage über dem Reichenhaller Talkessel gleich zwei Sendeanlagen. Am Waldrand steht am Ende der Feuerwehrheimstraße der Sender Bad Reichenhall (Hausnummer 49) des Bayerischen Rundfunks. Rund 600 Meter nordöstlich auf der Königshöhe befindet sich der privat betriebene Sender Kirchholz. Von beiden wird unter anderem Hörfunk und Mobilfunk abgestrahlt.

Versorgung

Ein Stück nordöstlich der Königshöhe steht ein Hochbehälter Kirchhöhe der Wasserversorgung von Bad Reichenhall. Er kann bis zu 8.000 m³ Wasser aufnehmen und dient vorwiegend der Versorgung des nördlichen Stadtgebietes. Ein alter Hochbehälter zwischen Beethovenstraße und Steilhofweg dient heute als Notverbindung zur Wasserversorgung von Bayerisch Gmain.

Weiters verläuft die Hochdruckgasleitung für den südlichen Landkreis quer durch das Holz. Die Leitung kommt von der Marzoller Au, durchquert von Nord nach Süd den Standortübungsplatz und verlässt ihn dann zum Harbachersteig.

Sole

Im Jahr 1968 fand im Rahmen von Soleerkundungsbohrungen im alten Gipsbruch beim Leopoldstal eine Probebohrung für eine mögliche Soleförderung statt. Die Bohrung REI1 wurde bis in eine Tiefe von 677 Meter getrieben. Dabei stieß man auf festes Salz, so dass diese Solebohrung nicht weiter verfolgt wurde.[7]

Kirchholztunnel

→ Hauptartikel: Kirchholztunnel

Der Kirchholztunnel ist ein seit Jahrzehnten geplantes Straßenbauprojekt, mit dem die durch zwei Bundesstraßen (B 20 und B 21) stark belastete Bad Reichenhaller Umgehungsstraße (Loferer Straße) entlastet werden soll. Die Planungen sehen hierbei vor, dass die beiden Bundesstraßen ab dem Gablerknoten mittels eines vierspurigen Tunnels unter dem Kirchholz hindurch geführt und im Süden von Bad Reichenhall an der Berchtesgadener Straße wieder an die Oberfläche treten sollen.

Das Projekt ist unter anderem aufgrund der massiven Umweltschädigungen heftig umstritten.

Name

Der Name Kirchholz geht auf alte Eigentumsverhältnisse zurück. Früher gehörte der Kirchholzwald dem Kloster St. Zeno, er war also ein kirchliches Holz.

Die Königshöhe ist nach dem bayerischen König Maximilian II. benannt. Dieser hielt sich im Jahre 1848 wegen einer Kur einige Zeit im Hotel Axelmannstein auf und besuchte währenddessen öfters die Höhe.[8]

Nach dem Kirchholz sind zwei Straßen in den angrenzenden Orten benannt:

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Landschaftsschutzgebiete im BayernAtlas
  2. Die gemeindefreien Gebiete Bayerns Stand: 1. Januar 1983. In: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Statistische Berichte. A V 2 - S/83, März 1983, S. 25
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistung der Bundeswehr Kompetenzzentrum Baumanagement München: Maßnahmen-, Pflege- und Entwicklungsplan (MPE-Plan) für den Standortübungsplatz Kirchholz. Traunstein, November 2018
  4. Verordnung des Landkreises Berchtesgadener Land über das Landschaftsschutzgebiet „Kirchholz“
  5. Chronik der Gebirgsjägerbrigade 23, S. 15
  6. Informationsschild zum Standortübungsplatz im Kirchholz
  7. Fritz Hofmann: Reichenhaller Salzbibliothek Band IV. 1997, S. 69
  8. Eduard von Hess: Reichenhall mit seiner Saline, seinen Bädern und Umgebungen. S. 116