Klinik in der Stanggaß

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Kurklinik Stanggaß

Die Kurklinik in der Stanggaß (auch (Kur)klinik Stanggaß; ursprünglich Dietrich-Eckart-Krankenhaus) war ein Versorgungskrankenhaus im Bischofswiesener Ortsteil Stanggaß.

Beschreibung

Das Gelände umfasst grob 3,5 Hektar, das heute bis auf die bebauten Flächen fast vollständig zugewachsen ist. Das Klinikgebäude ist gute 6.000 m² groß und ca. 180 Meter lang. Es hat mehrere seitliche Trakte, drei Stockwerke mit einem flacheren Schrägdach und ist unterkellert. Um das Gebäude finden sich mehrere Höfe. Im oberen Bereich des Grundstücks steht ein weiteres Gebäude das nochmal mehrere hundert Quadratmeter groß ist.

Das Hauptgebäude hat eine große Eingangshalle aus rotem Untersbergmarmor. Die Treppen bestehen aus weißem Marmor. Weiter gab es ein Schwimmbad und ein Theater, das anfangs ein Bunker war. Zum oberen Gebäude führt ein Schrägaufzug.[1] Außerdem gab es wohl Gebetsräume oder eine Kapelle.[2]

Die Klinik hatte ursprünglich Platz für 200 Patienten. Alle Krankenzimmer hatten Balkone und waren in den südlichen, und somit sonnigen, Gebäudeteilen untergebracht.[3] Nachdem der Freistaat das Krankenhaus nach dem Krieg übernahm, behandelte man in der Klinik hauptsächlich Probleme der Atmungs-, Herz- und Kreislauforgane. Es standen nun 252 Betten zur Verfügung.[4]

Durch den jahrzehntelangen Leerstand und wiederholten Vandalismus ist das Gebäude inzwischen stark beschädigt.

Das Gelände ist als Sondergebiet ausgewiesen.[5]

Geschichte

In den 1930ern gab es im Berchtesgadener Talkessel einen Bauboom durch öffentliche Bauprojekte (u.a. die Jägerkaserne und die Straßenmeisterei). Auch das Berchtesgadener Bezirkskrankenhaus war zu klein und entsprach nicht mehr den Anforderungen, weshalb Hitler den Bau eines neuen zusätzlichen Krankenhauses, „der Bedeutung des Landes entsprechendes neues Krankenhaus“, anordnete.

Am 6. Mai 1938 begann der Bau mit der Grundsteinlegung nach Plänen des Architekten Edgar Berge im Beisein des Leiters der Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) Erich Hilgenfeldt. Richtfest war am 15. Februar oder 15. Dezember 1939.[Anmerkung 1] Die offizielle Eröffnung fand erst am 13. Juni 1942 mit dem Gauleiter von München-Oberbayern und bayerischen Innenminister Adolf Wagner statt. Die NSV übernahm die Baukosten und stellte das Personal und die benachbarte Marktgemeinde Berchtesgaden wurde der Besitzer und Träger der Klinik. Die ergänzend geplante NS-Schwesternschule wurde im Krieg nicht mehr gebaut.[3]

Da sich Deutschland bei der Fertigstellung bereits mitten im Zweiten Weltkrieg befand, wurde es gleich als Lazarett der Wehrmacht für lungenkranke Kriegsgeschädigte genutzt.

Nach dem Krieg wurde der Freistaat Bayern der neue Eigentümer des Krankenhauses und ebenso der danebenliegenden Villa Askania.

In den 1960ern kam das Gebäude im oberen Bereich des Grundstücks dazu.[6]

Der Freistaat betrieb die Kurklinik in der Stanggaß mehrere Jahrzehnte, bis zum 1. Juli 1988 der Senator Gratzl beide Anwesen übernahm. Ab dem 1. Januar 1994 betrieb die Kursamed GmbH die Klinik bis zur Insolvenz am 31. Mai 1996. Danach ersteigerte 2002 die Firma Theis-Reisen GmbH das Gelände. Zum 29. Juli 2003 erwarb die Alba Hotelinvestment GmbH das Grundstück.[7]

Irgendwann seit der Schließung ist ein Trakt im mittleren hinteren Bereich verschwunden.[8]

Zukunft

Die Alba Hotelinvestment GmbH wollte die Klinik 2010 in ein 4-Sterne-Ressorthotel mit Wellnesseinrichtungen und einem betreuten Wohnen umbauen. Auch mehrere Neubauten im oberen Grundstückbereich waren geplant. Das Vorhaben scheiterte jedoch am Widerstand der Nachbarn, so dass um 2014 der Projektentwickler Martin Harlander aus St. Johann und der Bauunternehmer Peter Kreuzberger aus Salzburg das Gelände kauften. Sie wollen in den nächsten Jahren gemeinsam mit der Regent Hotelgruppe ein Hotel mit Chalets und Wellnesseinrichtungen errichten.[9]

Interesse

Zaun mit Warnschild

Seit der Schließung 1996 hat sich um das leerstehende Gelände ein reges Interesse gebildet.

Einerseits hat die Lost Place-Szene das Objekt für sich entdeckt um es zu erforschen und zu fotografieren. Diskussionen auf diversen Webseiten sorgen für einen regen Zustrom der Ruinentouristen.

Andererseits suchen auch viele Feierwütige und Randalen das Gelände heim. Oft gibt es Lärmbelästigungen, Vandalismus (u.a. Graffitis und Sachbeschädigungen) und vereinzelt auch Schüsse. Auch ein Brand kam bereits vor. Regelmäßig wurden außerdem die Absperrungen entfernt und Gebäudeteile sowie Inneneinrichtungen demoliert. In den letzten Jahren kam es zudem zu Diebstählen verschiedener metallischer Gegenstände.[10][11]

Da das Eindringen in das Gelände immer weiter zunahm und auch Anwohner schon belästigt und angefeindet wurden, ließen die Besitzer daher im Sommer 2017 einen Bauzaun mit Stacheldraht um das Gelände anbringen. Außerdem weisen zahlreiche Schilder auf das Betretungsverbot und Lebensgefahr hin, sowie dass jedes Betreten und Beschädigen angezeigt wird.[11] Plakate weisen außerdem auf zusätzliche Kontrollen hin.

Übernatürliches

Dadurch, dass das Gelände früher als Klinik genutzt wurde, finden sich im Internet mehrere Geschichten von Geistern und Heimsuchungen bei Personen die das Gelände betraten. So sollen dort etwa ehemalige Mitarbeiter oder Patienten spuken und unheimliche Geräusche machen.

Name

Dietrich Eckart um 1890

Der ursprüngliche Name der Klinik war Dietrich-Eckart-Krankenhaus, benannt nach Dietrich Eckart (1868-1923). Eckart war neben publizistischen Tätigkeiten ein früher Anhänger des Nationalsozialismus und Ideengeber Adolf Hitlers. Er starb 1923 in Berchtesgaden.

Nach dem Nationalsozialismus hieß es u.a. Klinik in der Stanggaß (Name am Gebäude), Versorgungskrankenhaus Stanggaß, Klinik Stanggaß, Kurklinik Stanggaß, Kursanatorium Stanggaß und Kurklinik Berchtesgaden.

Einzelnachweise

  1. 15. Februar laut der Gemeindechronik Geschichte der Gemeinde Bischofswiesen und 15. Dezember laut der Festschrift 850 Jahre Bischofswiesen.


Anmerkung: Aufgrund des Ruinentourismus werden derzeit keine Angaben zur Lage im Artikel genannt.