Kleiner Barmstein
Kleiner Barmstein | |
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vom Großen Barmstein aus gesehen | |
Orte | Marktschellenberg; Hallein |
Koordinaten | |
Gebirge | Göll |
Höhe | 841 m |
Gestein | Oberalmer Schichten |
Erschließung | Steig |
Dominanz | 300 m → Großer Barmstein |
Schartenhöhe | 725 m ↓ Marchscharte |
Gipfelkreuz | Ja |
Besonderheiten | Maibaum als Gipfelkreuz |
Der Kleine Barmstein ist ein niedriger Berg im nördlichen Göllstock in der deutschen Marktgemeinde Marktschellenberg und der österreichischen Stadt Hallein. Gemeinsam mit dem Großen Barmstein bildet er die Barmsteine.
Beschreibung
Der Kleine Barmstein ist ein etwas länglicher freistehender Berg aus Oberalmer Kalkstein.[1] Er besitzt eine deutliche Nordwest-Südost-Ausrichtung, wobei sich der 841 Meter hohe Gipfel ziemlich weit im Nordwesten befindet. Die Hänge des Berges zeigen sich nach Nordwesten und Südwesten als steile zerklüftete Wände und auf der österreichischen Nordostseite gar als senkrecht abfallende Felswand. Einzig die Südostseite fällt über einen längeren Bergrücken etwas sanfter ab.
In nächster Nahe zum Kleinen Barmstein steht der lediglich 10 Meter höhere Große Barmstein. Beide liegen etwa 300 Meter auseinander und sind nur durch die Marchscharte voneinander getrennt.
Beide Barmsteine werden vom Bayerischen Landesamt für Umwelt als besonders wertvolle Geotope (Kennung: 172R036) eingestuft.
Erschließung
Zugänge auf den Kleinen Barmstein gibt es sowohl von deutscher Seite als auch von österreichischer Seite, wenngleich auch mit starken Unterschieden. Von deutscher Seite kann der Gipfel über einen Wandersteig erklommen werden, von österreichischer Seite hingegen nur über Kletterrouten.
- Steig
Den Normalzugang bildet ein Steig auf deutscher Seite in den Nordwesthängen des Berges. Der als Schwarz ausgewiesene Steig zweigt vom Wanderweg zwischen dem Mehlweg und dem Barmsteinweg ab. Er schlängelt sich zunächst nach Osten bis in Gratnähe und folgt diesem dann etwas unterhalb im Hang nach Südosten bis auf den Gipfel. Im unteren Teil besteht der Steig überwiegend aus Holztreppen mit Geländern. Etwa ab der Kehre ist er nur noch in den Fels gearbeitet und mit Seilen, Geländern und Rohrführungen versichert.
Die Sektion Hallein des D.u.Ö.A.V. legte den Steig im Jahre 1885 an. Am 10. Mai des Jahres erfolgte die Eröffnung durch Ascan Conrad, dem damaligen 1. Vorsitzenden der Sektion. In den Jahren 1926 und 1955 wurde der Steig durch die Sektion Instand gesetzt. Eine weitere Sanierung nahm 1983 die Marktgemeinde Marktschellenberg vor.[2]
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Oberer Steigabschnitt
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Unterer Steigabschnitt
- Klettern
In der senkrecht abfallenden Halleiner Seite befinden sich mehrere Kletterrouten in verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Neue Routen dürfen laut Beschilderung nicht erschlossen werden.
Bis Januar 2008 gab es auch noch mehrere leichte Kletterrouten in den Südhängen. Diese mussten aber aufgrund fortgesetzter Störungen durch Unruhestifter geschlossen werden. Diese Personen hatten zum Teil bis in die Nacht die Anwohner mit Lärm belästigt oder sogar Stromaggregate zur Beleuchtung der Routen antransportiert. Weiters gab es wiederholt auch Attacken auf die Anwohner oder ihr Eigentum.[3]
Gipfelkreuz / Maibaum
Eine Besonderheit des Kleinen Barmsteins bildet seine Gipfelmarkierung, die statt eines Gipfelkreuzes ein Maibaum ist. Dieses Kuriosum geht auf ein Ereignis im Jahre 1815 zurück. Damals erwarb die bayerische Kurfürstin Maria Leopoldine von Österreich-Este die am Fuße der Barmsteine gelegene Bauerei Kaltenhausen für 150.000 Gulden. Als Ehrerbietung dafür stellten die Bauern der Mehlwegsiedlung daraufhin auf dem Kleinen Barmstein einen Maibaum auf. Erfreut über diese Aktion, spendierte Kurfürstin Leopoldine den Bauern anschließend ein Fass Bier aus ihrer Brauerei.[4] Daraus entwickelte sich eine Tradition aus Maibaumaufstellen und Bierspende (sogenanntes „Moambambier“), das 1841 sogar verbrieft wurde und bis heute fortgeführt wird.[5]
Im Gegensatz zu anderen Maibaum, überdauert der Barmstein-Maibaum oft mehrere Jahre. Üblicherweise wird er jährlich nur neu geschmückt und erst bei Schädigungen ausgetauscht.[5]
Kleindenkmäler
- Andachtshöhle am Kleinen Barmstein
- Gedenkstein am Kleinen Barmstein
- Gedenktafel auf dem Kleinen Barmstein
Grenzen
Genau wie bei seinem großer Bruder, verlaufen auch über den Kleinen Barmstein mehrere politische Grenzen. Über den Gipfel führen in Nordwest-Südost-Richtung die Staatsgrenzen von Deutschland und Österreich, die Bundeslandgrenzen von Bayern und Salzburg, die Landkreis-/Bezirksgrenze zwischen dem Landkreis Berchtesgadener Land und dem Bezirk Hallein (Tennengau) und zu guter Letzt die Kommualgrenzen zwischen der Marktgemeinde Marktschellenberg und der Stadt Hallein.
Zwei Grenzmarkierungen, eine am Gipfel (93/2) und eine am westlichen Gratende (93/1), kennzeichnen den Verlauf.
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Markierung 93/1
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Markierung 93/2 (Hintergrund der Große Barmstein)
Schutz
Beide Barmsteine gehören zum Geotop Barmsteine (Geotop-Nummer: 172R036) und sind weiters durch das Landschaftsschutzgebiet Barmstein geschützt.
NS-Propaganda
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde der Kleine Barmstein als Grenzberg längere Zeit für Propagandazwecke gegen das damals noch unabhängige Österreich missbraucht. Unter anderem wurden auf der von Österreich gut sichtbaren senkrechten Felswand ein riesiges Hakenkreuz geschmiert und mehrere Lautsprecher aufgestellt, die Propaganda spielten.[6] Vom Hakenkreuz ist heute so gut wie nichts mehr zu sehen.
Name
Zum Namen des Barmsteins gibt es mehrere Theorien:
- Laut dem Forstwart Karl Aigner soll der Name von der Marchscharte auf die beiden Barmsteine über gesprungen sein. Die Einkerbung der Scharte gleicht aus bestimmten Blickwinkeln, etwas vom Mehlweg, einem Barren und dieser wird im Bayerischen als „Boam“ ausgesprochen.[7]
- Eine andere Deutung sieht eine Verbindung mit dem bayerischen Begriff für „warm“ (woam), demnach also die Warmsteine.[8] Tatsächlich liegen die Barmsteine fast den ganzen Tag über in der Sonne.
- In zwei alten Urkunden tauchen die Barmsteine unter dem Namen „Pabenstein“ auf.[8] Einer Erklärung nach, soll der Name von einem „Pabo“ stammen, der die Felsen im 12. Jahrhundert besessen hat.[6]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Arbeitskreis Ortschronik: Marktschellenberg. 2. Auflage, 2016, S. 13.
- ↑ Tafel des ÖAV-Sektion Hallein neben der Andachtsnische
- ↑ https://web.archive.org/web/20110706093947/http://salzburg.orf.at/stories/252365/
- ↑ Arbeitskreis Ortschronik: Marktschellenberg. 2. Auflage, 2016, S. 335f.
- ↑ 5,0 5,1 https://salzburg.orf.at/v2/news/stories/2910308/
- ↑ 6,0 6,1 https://salzburg.orf.at/v2/tv/stories/2809633/
- ↑ Karl Aigner: Die Namen im Berchtesgadener Land (Ansichten eines Einheimischen). 1932 in "Heimat und Volkstum". 2. Reprint 1989, S. 7.
- ↑ 8,0 8,1 Dr. Julius Miedel: Ortsnamen und Besiedlung des Berchtesgadener Landes. 3. Reprint 1989, Berchtesgadener Schriftenreihe Nr. 1, S. 81.