Tratte

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Tratte in Stanggaß in der Nähe des Aschauerweiher
Gleiche Tratte in entgegengesetzter Blickrichtung

Tratte (seltener auch Tradte) bezeichnet ein (früher) landwirtschaftlich genutztes, lockeres Waldstück. Tratten sind eine kulturhistorische Besonderheit, die es so nur in den Gemeinden des ursprünglichen Berchtesgadener Landes (südlicher Landkreis) gibt.

Das Wort „Tratte“ steht für ein Gebiet, das ein schlechtes Feld ist oder nur schlecht als Feld genutzt werden kann.[1]

Beschreibung

Tratten werden als „lichte, hainartige Laubgehölzbestände mit fehlender bis nur spärlich ausgebildeter Strauchschicht“ definiert.[2] Sie sind Wiesenstücke auf denen einige Bäume mit einem größeren Abstand zueinander gepflanzt sind, so dass sich daraus ein lockeres Waldstück ergibt. Die gesetzten Bäume sind aufgrund besonderer Blatteigenschaften überwiegend Bergahorn, jedoch finden sich auch andere Laubbäume wie Spitzahorn, Linden, Eichen, Buchen und Eschen. Ahorn wird deshalb gerne als Trattenbaum verwendet, da sich deren Blätter im Vergleich zu anderen Baumarten, ziemlich schnell zersetzen.

Für Tratten gibt es drei Varianten, je nach Standort und Bepflanzung. Als „Freie“ werden Tratten bezeichnet, die meist auf unproduktiven Standorten stehen. Dagegen befinden sich „Laubreche“ üblicherweise auf produktiven Standorten. Beide sind/waren im staatlichen Besitz mit freier Weide- und Streurechnutzung. Die dritte Art der Tratten sind die privaten „Ötzen“, die sich eher in Hanglagen befinden und bei denen die Rotbuchen am Stärksten vertreten sind.

Nach einer Bestandsaufnahme aus dem Jahr 2006 sind in vier Gemeinden 121 Tratten und 13 Ötzen bekannt.[2]

Gemeinde Tratten Ötzen
Bischofswiesen 32 3
Ramsau bei Berchtesgaden 42 -
Schönau a. Königssee 42 7
Berchtesgaden 5 3
gesamt 121 13

Nutzung

Die Nutzung von Tratten erfolgt dreimal im Jahr und erstreckt sich auf die verschiedenen Bereiche Beweidung, Mahd und Laub.

Die erste Nutzung ist die Beweidung, die in der Regel im Frühjahr und im Herbst vor und nach der Almweide geschieht. Dem folgt im Spätsommer, kurz vorm Beginn des Laubabwurfs, die Mahd der Wiese zwischen den Bäumen. Wenn dann im Herbst die Blätter fallen, beginnt die dritte Nutzung der Tratte mit dem Laabrecheln (Laubstreurechen). Das niedergefallene Laub wird eingesammelt um es als Einstreu im Stall zu verwenden. Der dann entstandene Laubmist kann im nächsten Frühjahr als Dünger für die Felder genutzt werden.[3][4]

Schutz und Erhalt

Da Tratten heute oft nicht mehr in dem Ausmaß wie früher unterhalten werden, ist ihre Existenz vielerorts durch Überwachsung in Gefahr. Im gemeindeübergreifenden Landschaftsrahmenplan wird daher der Erhalt und die Pflege der Waldstücke angestrebt. Die Löslertratte in Schönau am Königssee steht sogar unter Naturschutz.

Tratten bieten außerdem vielen seltenen und gefährdeten Pflanzen und Insekten wie der Hohen Schlüsselblume, der Herbstzeitlosen, der Rossminze, Hautflügler, Bienen und vielen weiteren Insekten einen Lebensraum. Außerdem zeigt sich im Herbst ein buntes Blättermeer.[4][2]

Einzelnachweise

  1. Walter Brugger, Heinz Dopsch, Peter F. Kramml: Geschichte von Berchtesgaden. Berchtesgaden im Königreich und Freistaat Bayern von 1810 bis zur Gegenwart. Band III/1, 1999, Plenk Verlag, ISBN 978-3-927957-10-7 (Bei Amazon* (Werbelink)), S. 544.
  2. 2,0 2,1 2,2 Gemeinsamer Flächennutzungsplan/ gemeindeübergreifende Landschaftsplanung und Landschaftsrahmenplan für den Alpenpark Berchtesgaden. 2014, S. 138f
  3. https://www.lfu.bayern.de/natur/kulturlandschaft/entwurf_gliederung/doc/61_berchtesgadener_land.pdf
  4. 4,0 4,1 Naturerlebnigsweg Bischofswiesen – Station 3