Bergopfer-Gedenkkapelle St. Bernhard

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Bergopfer-Gedenkkapelle St. Bernhard
Ort Schönau am Königssee
Adresse/Lage Kührointalm
Höhenlage 1408 m
Koordinaten

47°34′16″N 12°57′39″O

Baujahr 1998-1999
Religion Christentum
Patrozinium Bernhard von Menthon

Die Bergopfer-Gedenkkapelle St. Bernhard (auch: Bergsteiger-Gedenkkapelle St. Bernhard, kurz: St. Bernhardskapelle) ist eine alpine Andachtskapelle auf der Kührointalm in Schönau am Königssee. Sie beherbergt ein Nekrolog von in den heimischen Bergen tödlich verunfallten Personen und von Einheimischen, die auf entfernten Bergen verstarben.

Schutzheiliger der Kapelle ist der Heilige Bernhard von Menthon/Aosta, der auch der Schutzpatron der Alpenbewohner und Bergsteiger ist.

Beschreibung

Bauwerk

Offener Vorraum
Innenraum
Sonnenuhr am Kirchturm

Die nach Südosten zum Königssee gerichtete Kapelle steht in 1.405 Metern Höhe am Nordwestrand der Kührointalm, unmittelbar an der Gemeindegrenze von Schönau am Königssee und Ramsau bei Berchtesgaden. Sie ist zum Schutz vor Weidetieren von einem Holzzaun mit zwei Drehkreuzen umgeben.

Die Kapelle steht auf einem Betonfundament und besitzt einen rechteckigen Grundriss mit einem 5⁄8-Chorschluss und einem etwas nach außen versetzten Kirchturm im Südosten. Ihr Mauerwerk besteht aus Ziegeln und ist vollständig verputzt. Die Mauern sind weiß gestrichen und an den Außenecken mit aufgemalten Ecksteinen verziert. In den beiden Seitenwänden findet sich je ein großes Fenster und in den zwei Schrägseiten des Chores je ein kleines Fenster. Der Turm besitzt im Erdgeschoss in jeder Außenwand ein kleines Fenster und unter dem Dach auf allen Seiten ein Schallfenster. Weiters ist an der Südostseite eine Sonnenuhr in Form eines Bandes für den Zeitraum 6 bis 13 Uhr angebracht.

Als Dach fungiert auf dem Kapellenraum ein Walmdach, das zwischen der Kapelle und dem Turm noch einen offenen Vorraum überdeckt. Es wird beim Vorraum von einem Träger gestützt und ruht ansonsten direkt auf dem Mauerwerk. Den Turm bedeckt ein Zeltdach mit einer metallenen Kreuzspitze. Beide Dächer sind vollständig mit Scharschindeln gedeckt.

Der Zugang zur Kapelle erfolgt über den Vorraum, an dem Besucher darauf hingewiesen werden, keine Wandergegenstände, Dreck oder Lärm in das Gebäude zu tragen. Den Zugang gewährt eine Holztüre mit Fenster. Das Innere zeigt sich als kleiner Gebetsraum mit weißen Wänden und, wie beim Vorraum, einem Boden aus großen roten Steinplatten. Zentrales Element bildet eine Pietà auf einer niedrigen Steinsäule mit viereckiger Steinplatte. Rechtsseitig davon steht auf einem Wandsockel der Heilige Bernhard mit einem Turm in der linken Hand. Unter ihm sind zwei Kirchenbänke aufgestellt. An der linken und rechten Wand hängen die Nekrologe.

Erbaut wurde die Gedenkkapelle nach Plänen des Architekten Franz Güsser aus Berchtesgaden. Die Figuren erschufen Schüler der Berufsfachschule für Holzschnitzerei und Schreinerei und das Turmkreuz stammt vom Bildhauer Hans Richter.[1]

Nekrologe

Buch I von 1810 bis 2010
Fortsetzung von Buch I und Bücher II und III

Der Zweck der Kapelle ist das Andenken und die Dokumentation von tödlichen Bergunfällen mit Bezug zum Berchtesgadener Land. Hierfür werden an den Seitenwänden Nekrologe in drei Büchern geführt. Buch I umfasst die tödlichen Bergunfälle in den heimischen Bergen („Berchtesgadener Alpen“, enthält aber auch Unfälle in den Chiemgauer Alpen). Im Buch II stehen Landkreisbewohner, die abseits der Heimat in Bergen verunglückten. Das Buch III enthält die Opfer der Watzmann-Ostwand.

An der linken Gebäudewand findet sich das erste Buch für den Zeitraum von 1810 bis 2010. Gegenüber an der rechten Wand hängen die Fortsetzung des ersten Buches samt Nachträgen und die Bücher II und III.

Zum Gedenken an die Verunfallten findet jährlich am 1. Oktobersamstag eine Bergmesse statt. Hierbei werden auch die tödlichen Bergunfälle des letzten Jahres verlesen.

Geschichte

Drei Zinnen

In den 1960er Jahren unternahmen Hans-Peter Schweiger (früherer Gemeinderat von Königssee) und seine Bergkameraden Sebastian Maltan und Johann Hölzl eine Klettertour auf die Große Zinne (Dolomiten, Italien). Hierbei entdeckten sie eine steinerne Gedenktafel, welche an Matthias G. aus Ramsau bei Berchtesgaden und Heini T. aus Ainring erinnert. Die beiden waren am 6. August 1958 bei einer Bergtour auf die Kleine Zinne tödlich verunglückt.[2][1][3]

Gefesselt von der kleinen Tafel fernab der Heimat, entstand bei Schweiger die Idee, in den heimischen Bergen eine Andachtsstätte zu errichten. Unterstützung erhielt er von seinem Freund Sebastian Maltan und vom damaligen Nationalparkleiter Dr. Hubert Zierl. Beide hatten bereits Familienmitglieder oder Kollegen in den Bergen verloren; Maltan seinen Sohn Stefan in einer Lawine im Watzmannkar und Zierl seinen Mitarbeiter Franz Rasp am 1. Januar 1988 in der Watzmann-Ostwand.[1][3]

Als Standort favorisierte Schweiger die unterhalb der Watzmannfamilie gelegene Kührointalm, da diese ein ruhiges Gegenstück zu den wilden Gipfeln des Watzmanns bildet.[1]

Nach einem nicht ganz einfachen Genehmigungsverfahren, errichteten Schweiger und seine Schönauer Altherrensportler des SG Schönau die Kapelle in den Jahren 1998 und 1999.[4] Hilfe bekamen sie dabei in Form von rund 400 Geldspenden und kostenlosen Materiallieferungen von 24 heimischen Unternehmen. Die offizielle Einweihung fand am 11. September 1999 um 11 Uhr durch Dekan Peter Demmelmair, Pfarrer Kaspar Städele, Pfarrer Max Bräutigam und den evangelischen Pfarrer Thomas Schmidt statt.[5]

Im Jahre 2019 wurde die Kapelle mit einer Sonnenuhr ausgestattet und zudem die Regenrinnen ausgetauscht. Weiters erhielten die Gebäudeecken vom Kunstmaler Claus Nowak aufgemalte Ecksteine. 2023 erfolgte die Erneuerung der Dachschindeln.[6]

Einzelnachweise