Marktbrunnen Teisendorf
Der Marktbrunnen Teisendorf ist ein Brunnen jüngeren Baujahres in der Teisendorfer Marktstraße, der einem einst hier aufgestelltem Brunnen nachempfunden ist. Zu früheren Zeiten diente der Marktbrunnen als öffentliche Wasserversorgung der Markteinwohner.
Beschreibung
Das Bauwerk steht prominent im Ortskern der Marktgemeinde an der Ecke Marktstraße / Klosterweg vor den Gebäuden Marktstraße 12 & 14. Er engt die Straße in diesem Bereich deutlich ein.
Der Marktbrunnen ist ein achteckiger Brunnen aus Gusseisen (Sphäroguss) mit einem Durchmesser von 2,5 Metern. Er steht auf einem Steinsockel und ist von einer breiten Stufe umgeben, die zur Häuserseite eben mit dem Gehsteig abschließt und zur Straßenseite hin leicht ansteigt. Die Beckenwände sind abwechselnd in drei und vier Elemente mit Ornamenten unterteilt. Am westlichen Beckenrand ist ein handbetätigter Trinkwasserspender angebracht.
In der Brunnenmitte ragt eine Säule rund fünf bis sechs Meter in die Höhe. Die Säule ist viereckig mit abgeschrägten Ecken ausgeführt. Die Eckseiten verjüngen sich nach oben hin stetig und gehen etwa ab der Hälfte der Höhe in Säulen über. Aus jeder Seite der Säule ragt ein längeres Rohr mit Wasserspeier heraus, das von einem reichhaltig verzierten Gestell gestützt wird. Unter dem südlichen Rohr steht das Baujahr „2003“. Oberhalb der Wasserrohre verjüngt sich die Säule zweimal übereinander mittels Plattformen deutlich. Im Kapitell befinden sich das bayerische Wappen (je einmal mit blauen und roten Rauten) und das Teisendorfer Gemeindewappen.
Auf der Säule steht eine Maria Immaculata mit Erdkugel, Mondsichel und Schlange. Ihr Haupt ist von einem Sternenkranz umgeben und in der Hand hält sie eine Lilie. Die meisten Elemente sind vergoldet.
Geschichte
Wann in der Marktstraße erstmals ein Brunnen stand, ist nicht bekannt. Die älteste Überlieferung stammt aus dem Jahr 1730. Damals hatte der Ulrichshögler Steinmetzmeister Johannes Enzinger für 210 Gulden und 12 Kreuzer einen achteckigen Brunnen mit Säule aus blauem Högler Sandstein, und dazu wahrscheinlich eine Pferdetränke, errichtet. Nach 120 Jahren wies das Becken inzwischen mehrere sanierungsbedürftige Schäden auf. Da dem Markt die Sanierungskosten jedoch zu hoch waren, beschloss er stattdessen einen Neubau aus billigerem Gusseisen. Nach längeren Verhandlungen mit den übergeordneten Behörden zur Finanzierung, konnte die Marktgemeinde ihren neuen Brunnen aus Achthaler Gusseisen Anfang Oktober 1859 in Betrieb nehmen.
Nach nur 75 Jahren war auch für diesen Brunnen bereits das Ende gekommen. Der Gemeinderat wurde 1931 dazu aufgefordert, das Bauwerk baldigst zu entfernen, da er die Fahrbahn zu stark einengte. 1934 folgte er letztendlich der Anordnung und ließ den Brunnen Anfang Juli entfernen. Mehrere Versuche einer Standortverlegung oder des Verkaufs an andere Gemeinden scheiterten, so dass er schlussendlich als Alteisen entsorgt wurde. Als einziges Element blieb zunächst noch die Brunnensäule mit der Marienfigur erhalten. Sie wurde im Bauhof eingelagert, verschwand von dort aber in den Kriegswirren des Zweiten Weltkriegs und wurde nie wieder gefunden.[1]
Wenige Monate nach dem Kriegsende schlug Bürgermeister Benno Schopp erfolglos den Wiederaufbau des Marktbrunnens vor.[1]
Erst eine Änderung der Verkehrssituation knapp 60 Jahre später ermöglichte wieder den Bau eines Brunnens. Im Juli 2000 fand die Verlegung der Bundesstraße 304 aus dem Markt heraus auf eine Umgehungsstraße statt, wodurch sich der Verkehr durch die Marktstraße erheblich reduzierte. Anschließend erfolgte der Umbau der Marktstraße in eine verkehrsberuhigte Ortsstraße und der Wiederaufbau des Marktbrunnens im Jahr 2003[2].
Etwa im Jahr 2018 sanierte die Marktgemeinde den Brunnen für rund 20.000 €.
Trivia
Mit der Gußform des 1859 hergestellten Brunnens wurde auch ein Brunnen für die Stadt Wasserburg am Inn gefertigt.[1] Dieser wurde 1861 aufgestellt und steht heute noch am nach ihm benannten Marienplatz.[3]
Einzelnachweise