Neue Traunsteiner Hütte

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Neue Traunsteiner Hütte
Ort

Schneizlreuth

Adresse Oberjettenberg 7
Berg Wiesenwinkelköpfe
Höhe 1560m
Koordinaten

47°37′41″N 12°48′3″O

Baujahr 1901 (Alte); 1936-1938 (Neue)
Besitzer DAV-Sektion Traunstein

Die Neue Traunsteiner Hütte (auch: Karl-Merkenschlager-Haus) ist eine Unterkunftshütte der DAV-Sektion Traunstein auf dem Hochplateau der Reiter Alpe in der Gemeinde Schneizlreuth. Eine zweite Hütte der Sektion, die „Alte Traunsteiner Hütte“ (auch:„Traunsteiner Hütte“ genannt) steht nur wenige hundert Meter entfernt kurz hinter der Staatsgrenze.

Lage & Zugänge

Die DAV-Hütte steht inmitten des Hochplateaus der Reiter Alpe am Westausläufer der 1.699 Meter hohen Wiesenwinkelköpfe in 1.560 Metern Höhe. Nach Südwesten hin eröffnet sich das weitläufige Almgebiet der Reiter Alm und südlich schließt die Fläche „Bayerischer Tanzboden“ an. Adressmäßig gehört die Hütte zum Schneizlreuther Ortsteil Oberjettenberg (Hausnummer 7).

Rund 630 Meter südwestlich der Neuen Traunsteiner Hütte befindet sich, bereits in der österreichischen Gemeinde Unken, im mittleren Almgebiet die Alte Traunsteiner Hütte. Diese steht dort auf einer kleinen Anhöhe in 1.580 Metern Höhe (laut Hüttenschild „Seehöhe 1600m“). Ihre Adresse lautet Reit 65.

Zu den beiden Hütten führen von fast allen Seiten Wege oder Steige. Auf deutscher Seite kommen von Norden her über den Schrecksteig und den Schrecksattel der Alpenvereinsweg 474 und aus Osten vom Pass Schwarzbachwacht der Wachterlsteig (AV 470). Von Österreich gibt es beispielsweise den Alpenvereinsweg 473 über die Roßgasse und die Mayrbergscharte sowie den schweren Böslsteig (AV 472) von Hintersee aus.

Unmittelbar neben der Neuen Traunsteiner Hütte verlaufen die Ortsgrenze von Schneizlreuth und Ramsau bei Berchtesgaden und die Grenze des Nationalparks Berchtesgaden. Weiters liegt 130 Meter südwestlich die Staatsgrenze zwischen Deutschland und Österreich.

Bauwerk

Neue Traunsteiner Hütte

Die Neue Traunsteiner Hütte ist ein Massivbau aus Naturbruchstein mit einer Grundfläche von ca. 500 m². Sie besteht aus dem dreistöckigen Hauptbau, einem etwas tiefer gelegenen zweistöckigen Anbau an der Westseite und einem kleinen einstöckigen Anbau an der nördlichen Felsseite. Auf allen Gebäudeteilen befindet sich ein Satteldach mit Blechfalzdeckung. Im ersten Stock des Hauptgebäudes ist ein Fenster als Erkerfenster ausgeführt. Vor der Hütte ist ein Gastgarten eingerichtet, der zum Teil Überdacht ist.

Im Inneren besteht die Neue Traunsteiner Hütte unter anderem aus drei Gasträumen, 25 Zimmern mit 88 Schlafplätzen, Sanitäranlagen und einer Küche. Weiters gibt es einen Winterraum und einen Schutzraum.[1] Für den Winterraum wird ein Schlüssel der Sektion Traunstein benötigt.

Ver- und Entsorgung

Zahlreiche eigene Ver- und Entsorgungsanlagen sorgen für eine völlige Autarkie der Hütte. Für die Wasserversorgung wird zum einen eine Quelle und zum anderen das Regenwasser genutzt. Die anfallen Abwässer werden in der nahen biologischen Pflanzenkläranlage gereinigt. Zur Stromversorgung sind auf den Dächern zahlreiche Photovoltaikanlagen installiert. Zudem gibt es noch einen Dieselgenerator. Für Wärme sorgen zwei Luft-Kollektoranlagen, die neben der Küche auch die Gasträume und den Winterraum versorgen, und Solarmodule.

Auf dem Dach ist eine Mobilfunkantenne mit Senderichtung Oberjettenberg installiert. Diese dient wohl der Notfallkommunikation, da auf dem Plateau der Reiter Alpe kein Mobilfunk verfügbar ist,

Öffnungszeiten

Geöffnet ist die Hütte in der schneefreien Zeit von etwa Mitte Mai bis in den Oktober. Für die Wintermonate steht ein Winterraum zur Verfügung.

Die Alte Traunsteiner Hütte wird nur intern für DAV-eigene Gruppen wie der Jungmannschaft genutzt.

Geschichte

(Alte) Traunsteiner Hütte

Alte Traunsteiner Hütte
Hüttenschild der Alten Traunsteiner Hütte

Im Jahre 1901 errichtete die Sektion Traunstein auf dem Hochplateau der Reiter Alpe, welches zu ihrem Arbeitsgebiet gehört, eine minimalistische Unterkunftshütte mit einem einfachen Matratzenlager. Bedingt durch die Sperrung der bayerischen Almen für die Hofjagd von Prinzregent Luitpold, lag die Hütte auf österreichischem Territorium. Eine größere Hütte oder eine bessere Einrichtung war aufgrund klammer Kassen nicht zunächst möglich. Dies sorgte besonders bei längeren Schönwetterphasen und den damit einhergehenden hohen Besucherströmen nicht selten für erhebliche Kritik. Erst nach einer Finanzspritze des DuÖAV-Hauptausschusses über 525 Mark konnten 1906 und 1907 die Räume mit bequemen Schlafgelegenheiten ausgestattet werden. In den folgenden Jahren stieg die Zahl der Besucher kontinuierlich an, weshalb die Erweiterung der Hütte immer dringender wurde. Die Kosten des Ausbaus in Höhe von 11.747 Mark konnte die Sektion jedoch nicht alleine stemmen, weshalb sie erneut beim Hauptausschuss um finanzielle Unterstützung anfragte. Dieser genehmigte dann 1913 nach zuerst ablehnender Haltung einen Baukostenzuschuss über 6.000 Mark, so dass die Sektion nur noch 5.747 Mark selbst aufbringen musste. Nach rund einem halben Jahr Bauzeit war für den 29. August 1914 eine große Einweihungsfeier geplant. Bedingt durch den kurz zuvor entflammten Ersten Weltkrieg, in dem auch zahlreiche junge Vereinsmitglieder kämpfen mussten, erfolgte am 12. September nur eine stille Hüttenübernahme.[2][3]

Vermutlich 1926 wurde ein Stall angebaut, da sich die Sektion ein Tragtier zum Materialtransport auf die Hütte zugelegt hatte.[2]

Neue Traunsteiner Hütte

Alte (links) und Neue Traunsteiner Hütte (rechts hinten)
Hüttenschild der Neuen Traunsteiner Hütte

Nur 19 Jahre nach der Fertigstellung der vergrößerten Traunsteiner Hütte, musste sich die Traunsteiner Alpenvereinssektion zwangsweise wieder von ihr trennen. Die Ursache hierfür war die von den Nationalsozialisten kurz nach ihrer Machtergreifung 1933 eingeführte Tausend-Mark-Sperre für jeden Grenzübertritt nach Österreich. Bedingt durch die Lage kurz hinter der Grenze, war die Hütte für die Sektionsmitglieder somit nicht mehr erreichbar, ohne finanziell ruiniert zu werden.

Da inzwischen sowieso eine weitere Hüttenerweiterung anstand, machte die Sektion gute Miene zum bösen Spiel und beschloss einen Neubau diesseits der Staatsgrenze. Treibende Kraft hinter dem Bauvorhaben war der neue Vorsitzende der Sektion, Rechtsanwalt Karl Merkenschlager, der auch den größten Teil der Baukosten aus seinem Privatvermögen finanzierte. Vom Hauptverein kam nur ein kleines Darlehen über 5.000 RM, da dieser dem Projekt äußerst negativ gegenüberstand.[4] Im Jahr 1936 wurde mit dem Bau begonnen und bereits am 4. September 1938 erfolgte die Fertigstellung.[5][6] Abschließende Restarbeiten fanden dann noch bis 1942 statt.[3]

Am 31. März 1965 benannte die Sektion auf ihrer Jahreshauptversammlung die Hütte offiziell in „Karl-Merkenschlager-Hütte“ um.[7]

Von 1978 bis 1984, sowie 1989 wurde das Bauwerk umfassend modernisiert, erneuert und erweitert. Unter anderem wurden Photovoltaikmodule installiert und eine Wasserentsorgungsanlage eingerichtet.[6][3]

Im Herbst 2003 wurden unter der Traufe zwei Luft-Kollektoranlagen zur Erwärmung der Räume installiert. Die Kollektoren wurden 2005, 2007 und 2008 erweitert.[8]

Sonstiges

Huschrauberlandeplatz; dahinter der Zollkaser der Bergwacht Ramsau und eine Jagdhütte

Direkt vor der Hütte befindet sich ein einfacher Hubschrauberlandeplatz aus befestigtem Kies und Sand. Dieser wird etwa bei Notfällen auf der Reiter Alpe vom Rettungshubschrauber Christoph 14 angeflogen.

Oberhalb der Hütte ist ein gut zehn Meter hoher abgespannter Mast aufgestellt, auf dem eine kleine Wetterstation montiert ist.

Knapp 200 Meter südwestlich steht die 1954 errichtete Gedächtniskapelle am Reitertrett.[9]

Name

Sowohl die „Alte Traunsteiner Hütte“ als auch die „Neue Traunsteiner Hütte“ sind nach ihrem Eigentümer, der DAV-Sektion Traunstein, benannt. Die Neue Traunsteiner Hütte trägt zudem auch den Namen „Karl-Merkenschlager-Haus“. Karl Merkenschlager (6. April 1885 - 10. Juni 1967) war von 1934 bis 1949 der 1. Vorsitzende der Sektion Traunstein. Er setzte sich intensiv für den Bau der neuen Hütte ein und finanzierte einen Großteil der Baukosten.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. https://www.traunsteinerhuette.com/die-huette
  2. 2,0 2,1 Sektion Traunstein des DÖAV: 25 Jahre Traunsteiner Hütte. Gedenkblätter der Sektion Traunstein des DÖAV 1909-1926, S. 44ff
  3. 3,0 3,1 3,2 Sektion Traunstein des DAV: Bergsteigerstadt Traunstein – Die ersten 100 Jahre. S. 15f.
  4. Festschrift zum 100-jähriugen Bestehen der Sektion Traunstein. 1969, S. 4.
  5. https://web.archive.org/web/20220110192040/https://www.traunsteinerhuette.com/de/die-huette/geschichte
  6. 6,0 6,1 Hüttenschild
  7. Festschrift 125 Jahre Sektion Traunstein des Deutschen Alpenvereins. S. 14f
  8. http://www.download.grammer-solar.com/gsdownloads/Deutsch/II_SolarLuft/12-spezielle_Anwendungen/12-1_SolarAlpin/Flyer_Berghuetten.pdf
  9. https://bibliothek.alpenverein.de/webOPAC/02_AV-Sektionsschriften/Sektion_Traunstein/Festschriften/SektionTraunsteinFS100Jahre1869-1969-web.pdf, S: 17