Hirschbichlstraße
Hirschbichlstraße | |
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Typ | Staatsstraße |
Orte | Ramsau bei Berchtesgaden |
Ortsteile | Hintersee |
Koordinaten | |
Verlauf | Nordost-Südwest |
Länge | 7,135 km[1] |
Fahrbahnbreite | 3-5 m |
Spuren | 1 |
Oberfläche | Asphalt; einbetonierte Steinblöcke |
Fußwege | keine; einseitig |
Fußwegbelag | Schotter |
Sanierungen | 2018 |
Besonderheiten | einzige Asphaltstraße im Nationalpark |
Beschränkungen | Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: |
Bushaltestellen |
Die Hirschbichlstraße ist eine öffentliche und eingeschränkt-öffentliche Tal- und Passstraße in der Gemeinde Ramsau bei Berchtesgaden durch das Klausbachtal bis zur Staatsgrenze am Pass Hirschbichl. Sie gehört zur Staatsstraße 2099 und liegt zum allergrößten Teil innerhalb des Nationalparks Berchtesgaden. Durch diese Eigenschaften ist die Hirschbichlstraße sowohl die einzige Staatsstraße als auch die einzige Asphaltstraße im Nationalpark.
Verlauf
Die Hirschbichlstraße beginnt südwestlich des Hintersees in der Kreuzung mit der Hinterseer Straße und der Straße Am See (beide St 2099). Von dort führt sie 420 Meter nach Südwesten bis zum Parkplatz Hirschbichlstraße und endet dort als öffentliche Straße an einer Schranke beim Klausbachhaus. Für den nichtmotorisierten Verkehr ist neben der Schranke im Zaun ein Durchlass in Form eines Gatters eingerichtet. Weiter verläuft sie in gleicher Richtung ein Stück am Wald- und Wiesenrand entlang, bis sie am Ende der Wiese die Grenze des Nationalparks überschreitet. Von dort windet sie sich in sanften Kurven und geringen Steigungen bis zur Engert-Holzstube. Anschließend zieht sich die Hirschbichlstraße ziemlich eben weiterhin nach Südwesten und steigt, nach der Überquerung des Sulzenbachs, mittels einer S-Kurve und weiterer kleiner Kurven steil einen Hang hinauf und senkt sich hinter dem Hang bis zum Abzweig der Forststraße zur Bindalm wieder leicht ab. Im letzten Streckenabschnitt erklimmt die Straße nach der Überquerung des Hirschbichlklausgrabens mit einer mäßigen bis erheblichen Steigung die Passhöhe Hirschbichl und endet dort an einer weiteren Schranke zur weiterführenden Straße Hintertal (L110) in die österreichische Gemeinde Weißbach bei Lofer. Diese Schranke ist ebenso wie die Gegenstück am Klausbachhaus durch ein nebenliegendes Gatter passierbar.
Straßendaten
Da die Hirschbichlstraße vom Tal auf einen Gebirgspass führt, ergibt sich zwangsläufig ein signifikanter Höhenunterschied. Dieser beläuft sich, vom tiefsten Punkt beim Hintersee in 793 Metern Höhe bis zum höchsten Punkt am Grenzübergang in 1.143 Metern, auf 350 Höhenmeter. Bis auf zwei Steilstrecken beim Sulzenbach und zum Pass hinauf, verteilt sich der Anstieg relativ gleichmäßig auf die gesamten 7,1 Kilometer.
Mit einer Länge von 7,135 Kilometern gehört die Hirschbichlstraße zu den längsten Straßen der Gemeinde Ramsau bei Berchtesgaden. Gleichwohl ist nur ein 420 Meter kurzes Teilstück vom Hintersee bis zum Klausbachhaus für den allgemeinen Verkehr freigegeben. Die übrige 6,7 Kilometer lange Strecke bis zum Grenzübergang am Hirschbichl, liegt fast komplett im Nationalpark Berchtesgaden und ist für alle Kraftfahrzeuge (Zeichen 260), mit Ausnahme des Almerlebnisbusses sowie Berechtigte, gesperrt. Schranken an beiden Straßenenden regeln die Zufahrt. Zwei weitere Schranken verhindern bei Bedarf von der Engert-Holzstube bis zum Bereich Haltestelle Ragertalm / Standgraben die Durchfahrt durch das dazwischenliegende Felssturzgebiet beim Mühlsturzgraben.
Im Bereich des Felssturzgebiets wurde der Straßenkörper an der Querung des Mühlsturzgrabens und einem namenlosen Graben als massive Furt gestaltet. Die ansonsten komplett asphaltierte Straße, besteht an diesen beiden Stellen aus einbetonierten Steinbrocken. Dadurch wird einerseits eine Verminderung von Straßenschäden durch die Felsstürze und Muren und andererseits auch eine schnellere Räumung mittels eines bereitstehenden Baggers[2] erreicht.
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Schranke vorm Felssturzgebiet
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Steilstück nach dem Sulzenbach
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Anstieg zum Hirschbichlpass
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Viehrost
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Straße im lockeren Wald- und Wiesengebiet
Verkehr
Im Wesentlichen beschränkt sich der Verkehr im eingeschränkt-öffentlichen Teil der Hirschbichlstraße auf unzählige Radfahrer und einen Linienbus. Während Radfahrer das ganze Jahr über unterwegs sind, befährt die staatsübergreifende Buslinie Almerlebnisbus (RVO 847 / Postbus 611) die Strecke nur vom Frühling bis in den Herbst (etwa Mai bis Oktober).
Fußgänger sind auf der Straße nicht verboten, dennoch sollen sie den weitestgehend parallel verlaufenden Wanderweg zwischen dem Klausbachhaus und der Bindalm benutzen. Die Wegweiser zu den umliegenden Zielen verweisen einzig auf den Weg.
Zwischen dem Hintersee und dem Wanderparkplatz dient ein kleiner Schotterweg am Straßenrand als Fußweg.
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Abzweig für Fußgänger beim Klausbachhaus
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Abzweig für Fußgänger vorm Hirschbichl
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Warnschild Linienverkehr
Geschichte
Die Hirschbichlstraße gehörte zu den ältesten Fernstraßen des alten Berchtesgadener Landes und war lange Zeit ein wichtiger Wirtschaftsweg für Salzsäumer und Händler in den Pinzgau. Bereits 1271, rund 150 Jahre nach der Gründung des Klosterstifts Berchtesgaden, transportierten die Salzsäumer Halleinisches Salz über den Hirschbichl in den Pinzgau.[3] In der folgenden Zeit entwickelte sich ein reger Warenverkehr über den Pass, der auch maßgeblich an der Entstehung von Siedlungen in den Bereichen Ramsau und Hintersee beteiligt war.[4]
Über die Zeit kam und kommt es immer wieder zu teils massiven Felsstürzen und Murenabgängen vom Großen und Kleinen Mühlsturzhorn die nicht selten bis zur Hirschbichlstraße fallen und sie verschütten. Erwähnenswert sind hier zwei gewaltige Stürze im September 1999, die sich im Abstand von nur wenigen Tagen ereigneten und etwa eine viertel Millionen Kubikmeter Gestein in Richtung Tal beförderten. Eine anschließende Mure trug die Steine weiter über die Straße und zerstörte noch eine darunterliegende Brücke des Wanderwegs.[5]
Aufgrund der wiederholten Murenschäden wurde im Bereich Mühlsturzgraben die Asphaltdecke an zwei Stellen durch eine Furt mit einbetonierten Steinblöcken ersetzt.
Von 16. Juli bis 24. August 2018 wurde die Asphaltdecke sowie eine Brücke erneuert. [6][7]
Einrichtungen
- Nationalpark
- Nationalpark-Informationsstelle "Klausbachhaus" (Hausnummer 26)
- Nationalpark-Informationsstelle "Engert Holzstube"
- Wildfütterungsstelle
- Adlerbeobachtung
- Weitere
- Parkplatz Hirschbichlstraße
- BOS-Digitalfunkmast nördlich der Bushaltestelle Bindalm (um 2015 aufgestellt)
Name
Benannt ist die Hirschbichlstraße nach dem Pass Hirschbichl zu dem sie führt. Die eigentliche Passhöhe liegt jedoch bereits auf österreichischem Staatsgebiet im Salzburger Bezirk Pinzgau und ist gute 430 Meter von der Grenze entfernt.
Sonstiges
Die Felssturzmassen nahe der Hängebrücke sind als Geotop Felssturzmassen der Mühlsturzhörner ausgewiesen.
Direkt hinter dem Klausbachhaus steht das Naturdenkmal Bergahorn bei der Nationalpark-Informationsstelle Hintersee.
Eine alte Kilometersäule befindet sich westlich der Querung des Mühlsturzgrabens.
Alle 500 Meter finden sich alte und neuere Kilometersteine am Straßenrand. Sie sind oft stark zugewachsen und nur noch schwer zu entdecken.
Einzelnachweise
- ↑ Bayerisches Straßeninformationssystem
- ↑ Beschreibung Geotop 172R043
- ↑ Ritter Joseph Ernst von Koch-Sternfeld: Geschichte des Fürstenthums Berchtesgaden und seiner Salzwerke. Erstes Buch, Salzburg, 1815, S. 119.
- ↑ Ritter Joseph Ernst von Koch-Sternfeld: Geschichte des Fürstenthums Berchtesgaden und seiner Salzwerke. Erstes Buch, Salzburg, 1815, S. 131.
- ↑ https://www.geoundnatur.de/felsturz-kleines-muehlsturzhorn.html
- ↑ Bürgerversammlung der Gemeinde Ramsau bei Berchtesgaden vom 17. Mai 2018
- ↑ Ersatzfahrplan Almerlebnisbus