Toni-Lenz-Hütte

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Toni-Lenz-Hütte
Ort

Schellenberger Forst

Adresse keine
Berg Salzburger Hochthron
Höhe 1450m
Koordinaten

47°42′54″N 13°0′32″O

Baujahr 1936
Besitzer Verein für Höhlenkunde Schellenberg e. V.
Öffnungszeiten ca. Mai bis Oktober
Beherbergung 15 Schlafplätze

Die Toni-Lenz-Hütte (auch: Schellenberger Eishöhlenhütte) ist eine alpine Unterkunftshütte der Schellenberger Höhlenforscher in der Nähe der Schellenberger Eishöhle im nordöstlichen Untersbergmassiv.

Lage & Zugänge

Toni-Lenz-Hütte mit Schuttkegel

Die Hütte steht knapp 1.000 Höhenmeter über der Marktgemeinde Marktschellenberg in 1.450 Metern, nach anderen Angaben 1.438 Metern, Höhe auf der Untersberg-Nordostseite im gemeindefreien Gebiet Schellenberger Forst. Sie befindet sich unterhalb des Salzburger Hochthrons und seitlich des Großen Heubergkopfs in den schuttreichen nach Südosten abfallenden Steilhängen.

Zugänge

Erreichbar ist die Hütte über mehrere Wanderwege sowohl vom Tal als auch vom Hochplateau.

Vom Tal bei Marktschellenberg führt vom Wanderparkplatz Eishöhle und dem Schellenberger Passturm ein etwas mehr als sechs Kilometer langer Steig über 973 Höhenmeter (bezogen auf die Höhenangabe 1.438 Meter) hinauf. Die Gehzeit ist bergauf mit 3,5 Stunden und bergab mit 2 Stunden angeschrieben. Entlang des Weges hat der Zweckverband Bergerlebnis Berchtesgaden eine "Puls-Fitness-Tour" aufgestellt. Alle 100 Höhenmeter informiert hier eine Tafel über die bereits zurückgelegte Strecke und die Höhenmeter.

Wenige Schritte bevor der Talweg an der Hütte ankommt, mündet aus Norden der Bsuchsteig ein. Dieser zweigt kurz hinter der österreichischen Staatsgrenze bei der Oberen Rosittenalm vom Dopplersteig ab und verläuft über den Schellenberger Sattel. Unterhalb des Schellenberger Sattels trifft der Bsuchsteig noch auf den alten Kienbergsteig, der inzwischen ziemlich verfallen ist und nicht mehr begangen werden sollte.

Vom Hochplateau ist die Hütte ausschließlich über die Mittagsscharte und den Thomas-Eder-Steig erreichbar. Der Steig windet sich mithilfe von Tunneln durch die senkrecht abfallen Südostwände der Mittagsscharte zur Hochlack. Von dort verläuft ein kürzerer Serpentinenweg dann hinab zur Hütte. Zugänglich ist der Steig auf der Scharte aus mehreren Richtungen. Die am häufigsten begangen Zuwege sind der Weg vom Stöhrhaus und von der Untersbergbahn sowie dem Zeppezauerhaus. Zu beachten ist, dass der Steig eine gewisse Schwindelfreiheit erfordert.

Zugang Eishöhle

Südwestlich der Hütte liegt gut versteckt an den steilen Felswänden des Großen Heubergkopfes das Naturdenkmal Schellenberger Eishöhle. Von der Hütte ist die Höhle rund 500 Meter und 120 bzw. 132 Höhenmeter entfernt. Der Weg dorthin ist bis zur Hochlack identisch mit dem Weg zum Thomas-Eder-Steig. Ab der Hochlack führt ein 100 Meter langer Wanderweg zum Sammelpunkt der Höhlenführungen.

Hütte

Bauwerk

Hütte mit Blick Richtung Österreich; Links der Schellenberger Sattel
Hüttenschild

Die Toni-Lenz-Hütte steht inmitten eines Steilhangs auf einer künstlich geschaffenen Plattform aus Natursteinen. Sie besitzt eine Grundfläche von rund 200 m² (inklusive Anbauten) und ist in Massivbauweise aus Naturbruchsteinen gefertigt. Das Gebäude verfügt über zwei Stockwerke sowie in der hinteren Hälfte noch über einen erhöhten ausgebauten Dachboden. Ein Satteldach mit Holzschindeldeckung überspannt das gesamte Gebäude sowie den Balkon, die Anbauten und Teile des Gastgartens. Mit Holzschindeln sind weiters auch die Mauern des oberen Stockwerks sowie die Anbauten verkleidet.

Die Hütte ist in mehrere Räume aufgeteilt, darunter ein Gastraum, eine Küche und unter dem Dach zwei Matratzenlager mit insgesamt 15 Schlafplätzen.

Eigentümer der Hütte ist der Verein für Höhlenkunde Schellenberg e. V. (VR 20009 – Amtsgericht Traunstein), der auch die Führungen in der Eishöhle durchführt.

Infrastruktur

Webcam und Richtfunkantenne unter dem Dachfirst
Quellfassung und Brunnen

Im Bereich der Infrastruktur ist die Toni-Lenz-Hütte weitestgehend autark. Lediglich für ein Dieselaggregat wird Kraftstoff aus dem Tal benötigt.

Wasser erhält die Hütte aus einer eigenen Quelle hinter dem Haus. Das Wasser wird vor dem Gebrauch nur gering mit einer UV-Anlage und einer Enteisenungsanlage zur Senkung des hohen Eisengehalts behandelt.[1] Von der Quelle wird auch der frei zugängliche Holztrogbrunnen neben der Hütte gespeist.

Der benötigte Strom wird derzeit (Stand: 2024) auf zwei Arten gewonnen. Zum einen durch ein Dieselaggregat in einer Nebenhütte und zum anderen über sechs Photovoltaikmodule am Balkon. Für die Zukunft ist die vollständige Umstellung auf Solarenergie geplant.

Als beliebte Ausflugshütte besitzt die Toni-Lenz-Hütte inzwischen auch einen Internetanschluss. Für Gäste vor Ort steht WLAN und für Gäste in der Ferne eine Webcam bereit. Die Anbindung erfolgt über eine Richtfunkstrecke hinunter zum Wissenspark in Puch-Urstein in der Gemeinde Puch bei Hallein.

Geschichte

Erste Kleinsthütte

Im Jahre 1925 erhielt der Skiclub Schellenberg (bzw. sein Ableger der Verein für Höhlenkunde Schellenberg) vom Forstamt Bischofswiesen das Recht die Schellenberger Eishöhle in Form einer Schauhöhle touristisch zu erschließen und auch die Höhle weiter zu erforschen.[2] Damit die Vereinsmitglieder während ihrer Forschungstätigkeiten stetig in Höhlennähe bleiben konnten, wurde ihnen vom Forstamt in der gut eine Stunde entfernten Mitterkaser-Jagdhütte einen Schlafraum zur Verfügung gestellt. Weiters erhielten sie die Genehmigung in nur rund 15 Minuten Entfernung zur Höhle bei den „Drei Brünnen“ (etwas westlich oberhalb des heutigen Standorts an der Felswand des Salzburger Hochthrons[3]) einen vier Quadratmeter großen Verschlag für ihre Ausrüstung und als Unterstand für Besucher zu errichten. Dieser war jedoch aufgrund der geringen Größe als Unterstand völlig ungeeignet, weshalb es bei einem leicht größeren Besucherandrang nicht selten vor kam, dass viele Personen draußen im kalten Regen stehen mussten. Am 24. Juli 1926 erlaubte das Forstamt die Errichtung eines 7,5 Quadratmeter großen beheizbaren Anbaus, sofern darin keine Übernachtungen stattfinden. Nur einen Monat später hatte der Verein die Errichtung der Erweiterung bereits vollendet.[4]

Wunsch nach Bewirtschaftung

Neben dem Verbot der Übernachtungen waren dem Höhlenverein in der Hütte sowie ihrem Anbau außerdem die Darreichung von Getränken und Speisen an Höhlenbesucher untersagt.[5] Der Verein stritt sich in den folgenden Jahren daher wiederholt mit dem Forstamt um eine mögliche kleine Bewirtschaftung in Form von Getränkeverpflegungen. Diese Streitereien gipfelten im Mai 1928 in einer ernsten Drohung des Forstamts sowie im Oktober 1930 in einem Bescheid der Regierung von Oberbayern, im Falle von widerrechtlichen Getränkeausgaben den Schauhöhlenvertrag aufzulösen und den Zugang zur Eishöhle zu sperren. Erst ein Bittschreiben der Marktgemeinde Schellenberg mit einer Unterschriftenliste von über 100 Kurgästen brachte die Regierung von Oberbayern am 31. Juli 1931 zum Einlenken.[6]

Eine Hütte als Massivbau: Die Toni-Lenz-Hütte

Toni-Lenz-Hütte im Steilhang. Vorne der Serpentinenweg zur Eishöhle und zum Thomas-Eder-Steig und im Hintergrund der Schellenberger Sattel und die Untersbergbahn

Zeitgleich zu den Auseinandersetzungen um die Bewirtschaftung bemühte sich der Verein auch um die Genehmigung zum Bau einer richtigen Hütte in Massivbauweise. Die Vereinsmitglieder favorisierten als neuen Standort das Kleinplateau Hochlack beim Lackenkopf unweit der Höhle. Sie begründeten diesen Standort zwischen dem Großen Heubergkopf und dem Kleinen Heubergkopf als relativ vor Lawinen geschützt, was beim bisherigen Standort nicht der Fall war. Das Forstamt lehnte die Hochlack jedoch gleich aus mehreren Gründen ab. Neben der großen Entfernung zur Wasserquelle, sah sie auch eine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes. Der wahrscheinlich wichtigste Ablehnungsgrund war jedoch die Störung von geführten Hobbyjagden, welche zwischen der Hochlack und dem Grubenkaser (unterhalb Berchtesgadener Hochthron) unterwegs waren.[6]

Nach einer mündlichen Aussprache genehmigte das Forstamt Bischofswiesen im September 1933 stattdessen den Bau einer Massivhütte 100 Meter östlich der bisherigen Kleinsthütte und damit knapp außerhalb der Lawinenzone.[6] Anschließend wurde ein Hüttenbauplan erarbeitet und bis zu dessen Bewilligung bereits der Bauplatz hergestellt.

Etwa zeitgleich mit den Planungen zur neuen Hütte wurde vom Vereinsvorstand Thomas Eder mit mehreren Mitstreitern ein weiterer Zuweg errichtet. Dieser Thomas-Eder-Steig genannte Weg band die Hütte und die Eishöhle über die Mittagsscharte direkt an das Untersberg-Hochplateau an.[7]

Am 24. April 1936 erteilte das Forstamt schlussendlich seine Zustimmung zum Bauplan. Der Höhlenverein begann sodann schleunigst mit dem Bau, weshalb die Hütte noch im gleichen Jahre fertiggestellt werden konnte.[8][9]

Sanierungen und Neuerungen

Nach knapp 50 Jahren wurde im Jahre 1983 das Dach komplett neu konstruiert und dabei auch die Schlafstätte im Dachboden ausgebaut.[8]

Spätestens 1995 erhielt die Hütte ein Funktelefon ins österreichische Mobilfunknetz. [10]

Aktuelles

Etwa zwischen 2020 und 2024 wurde am Balkon eine Photovoltaikanlage installiert.

Mithilfe der Firma PR-Link aus Neumarkt am Wallersee wurde im Oktober 2023 eine Richtfunkstrecke für Internet eingerichtet.[11]

Ab dem 12. September 2024 zog über Europa ein mehrere Tage anhaltende kalte Regenfront, die in den Bergen für einen Wintereinbruch sorgte. Das anschließende Tauwetter sorgte vielerorts für Lawinen, von denen eine am 16. September 2024 in den Abendstunden die Toni-Lenz-Hütte traf. Trotz der Schneemassen wurde nur das Küchenfenster eingedrückt und etwas Schnee drang in die Küche ein. Nach gut einer Woche konnte die Hütte bereits wieder aufsperren.

Name

Toni Lenz war von 1936 bis 1959 Hüttenwirt der Eishöhlenhütte. Aufgrund seiner Beliebtheit bei den Gästen, erhielt die Hütte im Jahre 1950, bei den Feierlichkeiten zum 25-jährigen Jubiläum des Höhlenvereins, seinen Namen.[9]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Informationsschild "Die Trinkwasserversorgung auf der Toni-Lenz-Hütte"
  2. https://eishoehle.net/der-verein/chronik/
  3. Münchner neueste Nachrichten. Ausgabe 204 vom 25.07.1925
  4. Arbeitskreis Ortschronik: Marktschellenberg. 2. Auflage, 2016, S. 275f.
  5. Münchner neueste Nachrichten. Ausgabe 165 vom 20. Juni 1929
  6. 6,0 6,1 6,2 Arbeitskreis Ortschronik: Marktschellenberg. 2. Auflage, 2016, S. 276f.
  7. Fritz Eigert: Die Schellenberger Eishöhle im Untersberg. Verein für Höhlenkunde Schellenberg e.V., 5. Auflage 2001, Berchtesgadener Anzeiger, S. 19.
  8. 8,0 8,1 Arbeitskreis Ortschronik: Marktschellenberg. 2. Auflage, 2016, S. 278.
  9. 9,0 9,1 https://toni-lenz-huette.de/geschichte/
  10. Hellmut Schöner: Berchtesgadener Alpen Gebietsführer für Wanderer und Bergsteiger. 1995, S. 81
  11. Salzburger Nachrichten vom 12. Oktober 2023