Naturbad Aschauerweiher

Aus Bglwiki - Das Wiki für das Berchtesgadener Land
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Naturbad Aschauerweiher
Naturbad mit Parkplatz
Naturbad mit Parkplatz
Naturbad mit Parkplatz
Typ Naturbad
Ort Bischofswiesen
Adresse Aschauerweiherstraße 85
Koordinaten

47°38′39″N 12°59′5″O

Eigentümer Gemeinde Bischofswiesen
Baujahr 1880; 2002-2004
Öffnungszeiten Frühling bis Herbst
Technische Daten
Wasserbeheizung Nein
Becken 1 Schwimmteich
Besonderheiten einziges Naturbad im Landkreis

Das Naturbad Aschauerweiher (kurz: Aschauerweiherbad, in früheren Zeiten auch Rostweiher nach dem moorigen Wasser) ist ein als Naturbad betriebenes kommunales Freibad in der Gemeinde Bischofswiesen. Im Winter bildet es den Mittelpunkt des gleichnamigen Langlaufzentrums.

Lage & Zufahrt

Eingangsbereich mit Wachturm
Beschneiungsteich mit Kneippanlage

Das Bad liegt eingebettet in einer Senke zwischen dem Baderlehenkopf im Süden und dem Geschirrkopf im Norden. Es befindet sich etwas abseits aller Wohngebiete im nördlichen Teil der Bischofswieser Gnotschaft Stanggaß zwischen dem Kreisverkehr Aschauerweiher und dem Weiherbach.

Für den Kfz-Verkehr ist das Bad ausschließlich über die von Bischofswiesen nach Berchtesgaden führende Aschauerweiherstraße (Staatsstraße 2100) erreichbar. Für Fußgänger und Radfahrer gibt es noch zahlreiche andere Zuwege, etwa die Forststraßen beim Märchenpfad oder die Wanderwege im Rostwald. Direkt am Bad hat die Gemeinde den Großraumparkplatz Aschauerweiher eingerichtet.

Als Alternative zur Selbstanreise bietet sich auch die An- und Abreise per Rufbus an. Hierfür ist direkt an der Zufahrt zum Parkplatz die Bushaltestelle Naturbad Aschauerweiher ausgewiesen.

Anlage

Naturbad

Blick über das Aschauerweiherbad
Aschauer Wirt

Die Badeanlage umfasst eine Fläche von rund drei Hektar, wovon knapp ein Drittel davon Wasserfläche ist. Zur Wasserfläche gehören ein 8.000 m² großer Schwimmteich und der im nördlichen Gelände durchfließende Weiherbach. Der Schwimmteich teilt sich in eine 4.200 m² große Badefläche mit einer Tiefe von bis zu 3,80 Metern und den 3.800 m² großen Regenerationsbereich zur Wasserreinigung.

Der Badebereich ist in einen Nichtschwimmer-, Schwimmer- und Bahnenschwimmerbereich gegliedert. Am Rande des Nichtschwimmer- und Schwimmerbereichs befindet sich nördlich eine „Schatzinsel“ und südlich eine kleine Sprunganlage sowie eine Kinderrutsche. Für Kleinkinder gibt es einen separaten gekiesten Flachwasserbereich am Rande des Regenerationsbereichs. Den westlichen Uferbereich zieren ein Kiesstrand sowie eine Seebühne. Abseits der Badestellen bietet das Bad noch mehrere Liegewiesen, einen Beachvolleyballplatz und eine Tischtennisplatte.[1]

In das Badegelände integriert ist die Gaststätte Aschauer Wirt mit 120 Innensitzplätzen und 150 Terrassensitzplätzen.

Wasseraufbereitung

Die Wasseraufbereitung geschieht im Aschauerweiher auf natürlichem Wege durch den Regenerationsbereich. Das Teichwasser durchläuft in diesem Bereich ein spezielles Filtersubstrat das Fremdstoffe wie Verunreinigungen aus dem Wasser holt. Die auf dem Filter lebenden Bakterien zersetzen dann die Fremdstoffe und geben dabei Nährstoffe ab, die wiederum von den dortigen Wasserpflanzen aufgenommen werden. Mehrere Umwälzpumpen halten das Teichwasser dabei immer in Bewegung.[1]

Zusätzliche Einrichtungen

Asphaltfläche für Kino und Eisstock

Um das Bad herum finden sich mehrere Freizeiteinrichtungen. Direkt vorm Eingangsgebäude gibt es eine Asphaltfläche, die in den Sommermonaten gelegentlich vom Berchtesgadener Kino als Freiluftkino und in den Wintermonaten als Eisstockbahn genutzt wird. Hinter dem Bad ist beim Beschneiungsteich am Weiherbach eine Kneippanlage eingerichtet. Das Anlagenwasser wird vom Bach abgeleitet.

Für Wanderfreunde hat die Gemeinde ein kleines Wanderzentrum mit zahlreichen Spazier- und Wandermöglichkeiten durch das Gemeindegebiet ausgewiesen. Außerdem gibt es im angrenzenden Wald den Aschauerweiher Märchenpfad Bischofswiesen und im nahen Rostwald einen Trimm-dich-Pfad.

Im Winter bildet das Naturbad den Ausgangspunkt aller Loipen im Langlaufzentrum Aschauerweiher.

Geschichte

Vorgeschichte

Weiherbach durch das Naturbad

Vor vielen Jahrhunderten begannen die Fürstpröpste der Fürstpropstei Berchtesgaden am Nordrand des Rostwalds eine Fischzucht aufzubauen. Hierzu stauten sie im Bereich des dortigen Moores den Weiherbach in zwei künstlich angelegten Teichen, „Prostweiher“ genannt, auf. Den Abfluss bildete der ebenfalls künstlich geschaffene Klosterbach, der über den Doktorberg zum Schlossplatz floss und dann als Wasserfall über den Priesterstein zur Pfistermühle hinab fiel. Direkt zwischen den beiden Weihern führte weiters noch die Aufschlagwasserleitung der Pumpstation Brunnhaus Pfisterleite – Hochbehälter Lockstein der Soleleitung Berchtesgaden – Wachterl – Bad Reichenhall hindurch.[2][3]

Erste Badeanstalt

Nach dem Ende der Propstei im Zuge der Säkularisation wurde die Weiheranlage nicht mehr unterhalten und lag deswegen brach. In der folgenden Zeit hatten wohl bereits die ersten Personen die verwahrloste Anlage für sich zum Baden entdeckt. So wurde etwa im Jahre 1869 vom Grenzboten in seiner Ausgabe Nr. 14 berichtet, dass am Ostermontag (29. März) ein Junge beim Baden ertrunken war.[4]

Im Jahre 1880 nahm sich dann der Berchtesgadener Verschönerungs-Verein dem alten Gewässer an und verwandelte es in eine ordentliche Badeanstalt mit Bademeister. Die Kosten für den Umbau beliefen sich auf 322,75 Mark.[5] Im ersten Jahr war die Nutzung nur Männern gestattet.[6] Im darauffolgenden Jahr erfolgte dann die Erweiterung um ein Frauenbad und die Einführung von Eintrittsgebühren (20 Pfg. für Herren und 30 Pfg. für Frauen). Weiters erhielt der Badeplatz einen Sichtschutz, eine Unterstandhütte sowie einen Rettungskahn.[7] 1882 kam noch eine Trinkwasserstation dazu.[8] Die nächsten größeren Umbauten fanden dann 1883 statt. Der Verein erwarb eine Privatbadehütte, errichtete einen separaten Baderaum für Jungen und installierte ein Sprungbrett. Ein Jahr später wurden noch Duschen für Männer und Frauen aufgestellt.[7]

In den Jahren 1887 bis 1889 gab es erneut Umbaumaßnahmen. Das Männerbad wurde ausgebaut und die zugehörigen Umkleiden in Kabinen unterteilt. Auch für die Frauen kamen fünf weitere Kabinen dazu. Zudem wurde zwischen dem Männer- und dem Frauenbadebereich eine Trennwand aufgestellt und der Schwimmmeister erhielt einen eigenen Steg. 1887 hielt auch der Turnverein erstmals einen Schwimmkurs ab.[9][2]

Spätestens seit dem Winter 1891/1892 wurde der Weiher auch im Winter als Eisplatz genutzt.[10]

Nach ein paar ruhigeren Jahren erhielt das Bad im Jahre 1896 für 3.297 Mark zwölf weitere Kabinen und eine Duschanlage.[11]

20. Jahrhundert

1903 stand erstmals ein massiver Umbau an. Nach den Vorgaben des Schnitzschuldirektors August Kiendl wurde die bisher im Wasser gelegene Anlage auf dem nebenliegenden Land neu errichtet. Neu gebaut wurden unter anderem ein Sonnen- und ein Freiluftbad und je 28 neue Umkleidekabinen für Männer und Frauen. Der Verschönerungsverein investierte in den Umbau insgesamt 13.266 Mark.[12] Fünf Jahre später konnte durch den Rückbau der Deichbeize (eine Anlage in der ausgehöhlte Baumstämme für die Nutzung als Soleleitung vorbereitet wurden) die Wasserfläche erweitert werden.[2]

Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Bad von der Militärregierung bis in die späten 1950er Jahre beschlagnahmt.[13] Nichtsdestotrotz wurde es vom Nachfolger des Verschönerungsvereins, dem Fremdenverkehrsverein, von 1954 bis 1956 abermals einem großen Umbau unterzogen. Zu den größten Veränderungen gehörte die Einfassung der Becken mit Beton. Insgesamt investierte der Verein für Ausbau und Grunderwerb 473.243 DM. Knapp 20 Jahre später, in der Zeit um 1972 bis 1974, kam ein zweites beheiztes Becken mit Schwimmer-, Kinder- und Babybereich dazu. Gleichzeitig wurde auch der Wintersport mit dem Aufbau eines Langlaufzentrums gestärkt. Da in dieser Zeit gerade die Erste Ölpreiskrise herrschte, mussten die Eintrittspreise um mehr als das doppelte angehoben werden. Den Besucherzahlen tat dies jedoch keinen Abbruch, sie stiegen stattdessen sogar enorm an.[14][1][8]

1989 übergab der Fremdenverkehrsverband das Bad an die Gemeinde Bischofswiesen.[8]

Rück- und Umbau zum Naturbad

Mit der Jahrtausendwende brach auch für das Aschauerweiherbad eine neue Zeit an. Die Gemeinde besann sich auf die Ursprünge des Bades zurück und verwandelte es mit viel Aufwand wieder in ein Naturbad. Die Bauarbeiten hierzu liefen in mehreren Schritten zwischen 2002 und 2004 ab. Der erste Bauabschnitt begann mit dem Ende der Badesaison 2002 und dauerte von September bis in den Sommer 2003 hinein. Hierbei wurden die Becken zurück gebaut und der Weiher in ein modernes Naturbad umgestaltet. Am 14. Juli fand eine Zwischeneröffnung im Probebetrieb bis zum Saisonende im September statt. Im darauffolgenden zweiten Abschnitt kamen neue Sanitäranlagen, das Restaurant und die Kneippanlage dazu. Weiters wurden der Turm Instand gesetzt und die Außenanlagen komplettiert.[1] Am 15. Mai 2004 fand dann die offizielle Eröffnung mit Einweihung durch die Pfarrer Andreas Zach (Kath., Pfarrverband Bischofswiesen) und Walter Stoffel (Evang., Kirchengemeinde Berchtesgaden) statt. Die Gesamtkosten für den Umbau beliefen sich auf 3.688.000 Euro.[8]

Sonstiges

Auf dem Wachturm zeigt ein vergoldeter Fisch als Windfahne die Windrichtung an.

Unweit des Naturbads steht eine der für das Berchtesgadener Land typischen Tratten.

Am 17. Januar 1926 fand auf dem Weiher eine Eishockeymeisterschaft statt.[15]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Informationstafel am Eingang
  2. 2,0 2,1 2,2 A. Helm: Das Berchtesgadener Land im Wandel der Zeit. Reprint 1973, S. 11.
  3. Urpositionsblätter
  4. Der Grenzbote Ausgabe Nr. 14 vom 4. April 1869
  5. Hellmut Schöner: Berchtesgadener Fremdenverkehrs-Chronik 1871-1922. Berchtesgaden 1971, Berchtesgadener Schriftenreihe Nr. 9, S. 17.
  6. DuÖAV: Führer durch das Berchtesgadener Land. – Gültig für das Jahr 1880. Verlag L. Vonderthann, Berchtesgaden, S. 39.
  7. 7,0 7,1 Hellmut Schöner: Berchtesgadener Fremdenverkehrs-Chronik 1871-1922. Berchtesgaden 1971, Berchtesgadener Schriftenreihe Nr. 9, S. 18.
  8. 8,0 8,1 8,2 8,3 Thomas Inderst, Helmut Schonert: Geschichte der Gemeinde Bischofswiesen. 2005, S. 256-259.
  9. Hellmut Schöner: Berchtesgadener Fremdenverkehrs-Chronik 1871-1922. Berchtesgaden 1971, Berchtesgadener Schriftenreihe Nr. 9, S. 20-22.
  10. Der Watzmann. Ausgabe Nr. 56 vom 13. Dezember 1891
  11. Münchener Neueste Nachrichten. Ausgabe Nr. 318 vom 14. Juli 1897
  12. Hellmut Schöner: Berchtesgadener Fremdenverkehrs-Chronik 1871-1922. Berchtesgaden 1971, Berchtesgadener Schriftenreihe Nr. 9, S. 38.
  13. Walter Brugger, Heinz Dopsch, Peter F. Kramml: Geschichte von Berchtesgaden. Berchtesgaden im Königreich und Freistaat Bayern von 1810 bis zur Gegenwart. Band III/2, 2002, Plenk Verlag, ISBN 978-3-927957-21-3 (Bei Amazon* (Werbelink)), S. 1124.
  14. Hellmut Schöner: Das Berchtesgadener Land im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I. 1982, S. 149.
  15. Münchener Neueste Nachrichten. Ausgabe Nr. 16 vom 16. Januar 1926