Bischofswiesen

Aus Bglwiki - Das Wiki für das Berchtesgadener Land
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Bischofswiesen
Wappen
Wappen von Bischofswiesen
Lage von Bischofswiesen im Landkreis
Rathaus
Bundesland Bayern
Regierungsbezirk Oberbayern
Landkreis Berchtesgadener Land
Art Gemeinde
Höhe 615 m ü. NHN
Fläche 62.14 km²
Einwohner 7.199
Stand: 31.12.2022
Bevölkerungsdichte 116 Einwohner pro km²
Postleitzahl 83483
Vorwahl 08652
Kfz-Kennzeichen BGL (BGD, REI, LF)
Ortsteile 6
Gemarkungen 2
Gemeindeschlüssel 09172117
Adresse Rathaus Rathausplatz 2
83483Bischofswiesen
Webseite gemeinde.bischofswiesen.de
Bürgermeister Thomas Weber (CSU)

Bischofswiesen ist eine Gemeinde im Landkreis Berchtesgadener Land im äußersten Südosten des bayerischen Regierungsbezirks Oberbayern. Kreisstadt und nächste größere Stadt ist Bad Reichenhall, die nächste Großstadt innerhalb Deutschlands ist München.

Geographie

Geographische Lage

Bischofswiesen gehört zum Regierungsbezirk Oberbayern im Freistaat Bayern. Die Gemeinde ist Teil der hochalpinen Region im südlichen Landkreis Berchtesgadener Land, die nahezu völlig von den Berchtesgadener Alpen und im Osten, Süden und Südwesten vom österreichischen Bundesland Salzburg umgeben ist. Diese und die benachbarten Gemeinden Berchtesgaden, Schönau am Königssee, Marktschellenberg und Ramsau werden zuweilen auch als geomorphologische Einheit Berchtesgadener Talkessel bezeichnet.

Die Bischofswiesener Ache (auch Bischofswieser Ache genannt) ist das größte Fließgewässer in der Gemeinde und beginnt im Ortsteil Winkl durch den Zusammenfluss von Frechenbach und Mausbach sowie zahlreiche weitere Nebenbäche und -gräben. Sie mündet, nachdem sie das Gemeindegebiet von Bischofswiesen von Nordwest nach Südost und die Tristramschlucht durchflossen hat, beim Gmundberg in die Ramsauer Ache. Auf weiten Strecken wird sie bis zur Mündung von der Bahnstrecke Freilassing–Berchtesgaden begleitet.

Die Gemeinde ist etwa 5 km nordwestlich von Berchtesgaden entfernt, 13 Kilometer südlich von Bad Reichenhall, 25 Kilometer von Salzburg, 140 Kilometer südöstlich von München und 200 Kilometer nordöstlich von Innsbruck.[1]

Nachbargemeinden

Die Nachbargemeinden auf deutscher Seite gehören wie Bischofswiesen selbst zum Landkreis Berchtesgadener Land. Im Norden Bayerisch Gmain, im Nordwesten Schneizlreuth, dem sich im Südwesten Ramsau bei Berchtesgaden, im Süden Schönau am Königssee und im Südosten Berchtesgaden sowie im Osten das gemeindefreie Gebiet Schellenberger Forst anschließen. Im Nordosten stößt die Gemeinde an die deutsch-österreichische Staatsgrenze mit den dahinterliegenden österreichischen Gemeinden Großgmain und Grödig.

Gemeindegliederung

Blick auf die Bischofswieser Gnotschaft Stanggaß

Die Ortsteile oder Gnotschaften, wie die lokale Bezeichnung lautet, sind nachstehend aufgelistet,[2] mit Einwohnerzahlen zum Stichtag der letzten Volkszählung am 25. Mai 1987:

Gnotschaft bis 1803
Gemeinde ab 1817
Gnotschafterbezirke
bis 1803[3]
Gnotschaften
ab 1817[3]
Neuere Siedlungen Einwohnerzahlen
(1987)
Bischofswiesen 1. Gnotschafterbezirk Loipl 209
2. Gnotschafterbezirk Stanggaß 1279
3. Gnotschafterbezirk Strub Am Böcklweiher 1650
4. Gnotschafterbezirk Bischofswiesen 3031
5. Gnotschafterbezirk Winkl Siedlung Winkl 356
6. Gnotschafterbezirk Engedey Ilsank, Gewerbegebiet Stangenwald 508

Am 1. Juli 1982 wurde das vergleichsweise kleine gemeindefreie Gebiet Berchtesgadener Bürgerwald im Südwesten der Gnotschaft Loipl (gegenüber der zur Nachbargemeinde Ramsau gehörigen Gnotschaft Ramsau mit dem Toten Mann) aufgelöst. Der Löwenanteil mit 258,9 Hektar wurde nach Bischofswiesen eingegliedert (zwei Hektar wurden in die Nachbargemeinde Ramsau bei Berchtesgaden eingegliedert).

Am 1. Januar 2010 wurde ein Großteil des gemeindefreien Gebiets Bischofswiesener Forst eingegliedert. Dadurch vergrößerte sich die Gemeindefläche von 34,64 km² auf 62,14 km². Das unbewohnte eingegliederte Gebiet bildet seither eine Gemarkung innerhalb der Gemeinde Bischofswiesen.

Geschichte

Gruniswiesen

Gruniswiesen oder Greinswiesen

Die erste urkundliche Erwähnung einer Besiedelung war ein Adelssitz des Grafengeschlechts der Chadeloher auf der Gruniswiesen in Winkl. Die Chadeloher schenkten den Sitz um 1125 oder 1136 der Kirche in Berchtesgaden.[4]

Bischofswies

Der Bischofswieser Brunnen zeigt den Tausch

Grundherr einer großen Wiesen der Gemeinde war ursprünglich der Bischof von Salzburg, was den Ortsnamen Bischofswiesen erklärt. Am 8. Mai 1155 kam es zu einem Gütertausch zwischen Erzbischof Eberhard I. von Salzburg und dem Propst Heinrich I. von Berchtesgaden. Der Erzbischof erhielt für das „pratum Bisvolfeswisen“ einen Hof im österreichischen Landersdorf bei Oberwölbling.[5] Die Bischofswiesen lag etwas nordöstlich des heutigen Ortszentrums.

Urgnotschaft des Klosterstifts Berchtesgaden

Bischofswiesen zählte nach 1377 zu einer ihrer „Urgnotschaften“ und war bis 1803 Teil des Kernlandes der Fürstpropstei Berchtesgaden. Die Gnotschaft Bischofswiesen wurde im Laufe der Zeit in sechs Gnotschaftsbezirke unterteilt, die den heutigen Ortsteilen der Gemeinde entsprechen. Das gleichnamige Zentrum der Gemeinde Bischofswiesen entsprach seinerzeit dem 4. Gnotschaftsbezirk.[3]

→ Siehe auch: die Abschnitte: Geschichte sowie Reformation und Gegenreformation, Vertreibungen und Emigration in Fürstpropstei Berchtesgaden

Säkularisation, Anschluss an Bayern

Mit der Säkularisation und dem damit verbundenen Ende der pröpstlichen Herrschaft im Jahre 1803 war das neugegründete Kurfürstentum Salzburg Herr über das „Land Berchtesgaden“, nach dem Frieden von Pressburg 1805 das Kaiserreich Österreich und 1809 für kurze Zeit Napoleons Frankreich. Mit der Neuordnung Europas wurde Bischofswiesen wie alle anderen Gnotschaften des Berchtesgadener Landes unter der direkten Zuständigkeit des Landgerichts Berchtesgaden ab 1810 erst dem Salzachkreis und ab 1817 dem Isarkreis des Königreich Bayerns angegliedert, der seit 1838 Oberbayern heißt. Im Jahr 1868 erfolgte eine Unterteilung des Regierungsbezirks Oberbayern und die Eingliederung des Ortes in das Bezirksamt Berchtesgaden.

→ Siehe auch: den Abschnitt: Nach der Säkularisation in Fürstpropstei Berchtesgaden

1817 wurde für die Soleleitung von Berchtesgaden über Ramsau nach Bad Reichenhall von Georg Friedrich von Reichenbach in der Siedlung Ilsank ein Brunnhaus mit der von ihm bereits 1810 entwickelten Wassersäulenhebemaschine eingerichtet, die zum höher gelegenen Brunnhaus Söldenköpfl einen Höhenunterschied von 360 m zu überwinden vermochte. Die Reichenbachpumpe war von 1817 bis 1927 in Betrieb, danach wurde sie durch eine Änderung der Streckenführung nicht mehr benötigt. Auf dem alten Soleleitungsweg sind unter anderem in Ilsank noch heute die seinerzeit genutzten Holzrohre (Deicheln) zu sehen.

1871 erfolgte die Umbenennung der Gemeinde von Bischofswies in Bischofswiesen.

Zeit des Nationalsozialismus

In der Stanggaß befand sich von 1937 bis 1945 die Reichskanzlei Dienststelle Berchtesgaden (auch Kleine Reichskanzlei genannt). Sie war im nationalsozialistischen Deutschen Reich ein zweiter Regierungssitz neben der Neuen Reichskanzlei in Berlin. Mit der Errichtung des Gebäudes war der Architekt Alois Degano beauftragt worden.

In der Strub wurde ab 1937 die heutige Jägerkaserne erbaut sowie eine von der NSDAP Mitte der 1930er Jahre eingerichtete BDM-Reichssportschule[6], die nach 1945 dann insbesondere lettischen Flüchtlingen als erste Unterkunft diente und seit 1951 als Altenheim („Lebenswelt Insula“) genutzt wird.[7][6]

Das für den Ort zuständige Bezirksamt Berchtesgaden wurde 1939 in Landkreis Berchtesgaden mit gleichem Zuständigkeitsbereich umbenannt.

Nachkriegszeit

Als Folge des Zweiten Weltkrieges nahm die Gemeinde Bischofswiesen Flüchtlinge aus den Ostgebieten des ehemaligen Deutschen Reiches auf. Dadurch veränderte sich die Zusammensetzung der Bevölkerung Bischofswiesens deutlich. Insbesondere in der Gnotschaft Winkl wurden zahlreiche Heimatvertriebene, vor allem Deutschböhmen und Schlesier, in einem Barackenlager (Siedlung Winkl) untergebracht, das 1944 aufgestellt und anfangs der Wehrmacht, nach 1945 zur Unterbringung von deutschen Kriegsgefangenen gedient hatte.[8] 1947 lebten in diesen Baracken 1.186, 1952 sogar 1.229 Personen.[8] Sie bildeten den Grundstein für eine neue Siedlung, die nach und nach auch mit einer Schule und 7 Lehrkräften für 233 Kinder, einem Kindergarten mit 2 Kindergärtnerinnen für 46 Kinder sowie einem „Haus der offenen Tür“ für die Jugend ausgestattet wurde.[8] Am 3. Dezember 1955 verkündete Ministerpräsident Wilhelm Hoegner die Auflösung des Lagers Winkl im Rahmen des Lagerauflösungsprogramms, das bis 1958 den Bezug von 48 Wohnungseinheiten am Böcklweiher sowie vom Wohnbauwerk 22 gebauten Klein- und Familienwohnungen in Winkl selbst ermöglichte.[8] Danach wurden auch die restlichen vier Großbaracken abgerissen und das Lager Winkl war aufgelöst.[8]

Einwohnerentwicklung

Bei den Volkszählungen von 1970 wurden für Bischofswiesen insgesamt 7.736 Einwohner, 1987 wurden 7.033 ausgewiesen,[9] am 31. Dezember 2010 zählte die Gemeinde 7.527 Einwohner.[10]

Geografisch-soziokulturelle Zuordnungen

Bischofswiesen liegt innerhalb der von der Gebirgsgruppe der Berchtesgadener Alpen umschlossenen geomorphologischen Einheit Berchtesgadener Talkessel, in der sich in den nahezu deckungsgleichen historischen Grenzen des fürstpropstlichen Kernlandes die Kulturlandschaft Berchtesgadener Land herausgebildet hat.[11] Diese Kulturlandschaft grenzt sich noch heute soziokulturell unter anderem vom benachbarten Chiemgau und innerhalb des gleichnamigen Landkreises Berchtesgadener Land vom vormals herzoglich bayerischen Bad Reichenhall und vom einst zum Fürsterzbistum Salzburg gehörenden Rupertiwinkel ab.[12][13][14] Somit gingen und gehen für Bischofswiesen zuständige Gemeindeverbände und Gebietskörperschaften wie der vormalige Landkreis Berchtesgaden und der jetzige Landkreis Berchtesgadener Land der Fläche wie auch den zugehörigen Gemeinden nach weit über die soziokulturelle Begriffseinheit Berchtesgadener Land hinaus.[15]

Bezogen auf die Kulturlandschaft Berchtesgadener Land zählt unter anderem auch der Bischofswieser Weihnachtsschützenverein zu den Gründungsmitgliedern der 1925 gegründeten Vereinigten Weihnachtsschützen des Berchtesgadener Landes.[16]

Religion

Laut der letzten Volkszählung von 2011 waren in Bischofswiesen von seinerzeit insgesamt 7.386 Einwohnern 4.797 römisch-katholisch und 968 evangelisch, die Religionszugehörigkeit der restlichen 396 Einwohner wurde nicht aufgeschlüsselt. Bis 1987 wurde in den Statistiken der Volkszählungen neben „römisch-katholisch“ und „evangelisch-lutherisch“ stattdessen die Zahl der „Ausländer“ angegeben.[17][9] Von Angehörigen anderer Religionsgemeinschaften und ihren etwaigen Versammlungsräumen liegen für Bischofswiesen derzeit keine Angaben vor.

Politik

Gemeinderat

Das alte Rathaus bis Juli 2017; im Februar 2018 nach einem Bürgerentscheid abgerissen

Der Gemeinderat Bischofswiesen besteht aus 20 Gemeinderäten und dem Bürgermeister. Bei der letzten Kommunalwahl 2020 gingen von 6.143 Stimmberechtigten 3.435 zur Wahl.

Die Sitzverteilung stellt sich seitdem wie folgt dar:

  • 8 für CSU
  • 4 für Freie Wählergemeinschaft Bischofswiesen (FWG)
  • 3 für SPD
  • 3 für GRÜNE
  • 2 für Unabhängige Bürgervereinigung Bischofswiesen (UBB)

Bürgermeister

→ Hauptartikel: Liste der Bürgermeister von Bischofswiesen

Bei der Bürgermeisterwahl 2020 setzte sich der amtierende Bürgermeister Thomas Weber (CSU) mit 66,91% der Stimmen gegen seine Konkurrenten Josef Angerer (SPD) und Michael Sturm (GRÜNE) durch. Die Wahlbeteiligung lag bei 53,6%.

Gemeindepartnerschaften

Partnergemeinde von Bischofswiesen ist seit Juli 2005 die niederösterreichische Gemeinde Wölbling. Die naheliegende Verbindung der beiden Gemeinden ergibt sich (siehe Abschnitt #Urgnotschaft des Klosterstifts Berchtesgaden) aus dem Gebietstausch vom 8. Mai 1155, als der Salzburger Erzbischof Eberhard I. für einen Hof in Landersdorf bei Wölbling dem Klosterstift Berchtesgaden unter der Regentschaft von Propst Heinrich I. das „pratum Bisvolfeswisen“ (Bischofswiesen) überlassen hatte.[5]

Wahlkreise

Bischofswiesen gehört zum Bundestagswahlkreis Traunstein und zum Stimmkreis Berchtesgadener Land für Landtags- und Bezirkstagswahlen.

Wappen

Blasonierung:
„In Blau auf grünem Boden eine goldene Scheune, der zwei schräg gekreuzte silberne Bischofsstäbe unterlegt sind.“[18]

Beschreibung:
Das von Otto Hupp entworfene Wappen enthält Elemente aus den Familienwappen derer von Sulzbach und den Wittelsbachern. Es zeigt auf grüner Wiese einen sogenannten Feldkasten, dahinter in blau zwei gekreuzte Bischofsstäbe. Das Blau des Himmels in Form eines Lilienblattes erinnert an Irmengard von Sulzbach, die Stifterin des Klosters Berchtesgaden, die in ihrem Wappen sechs Lilien hatte, und drückt die Einverleibung der einstigen Bischofswiese in das Stiftsland Berchtesgaden aus.[18] Wappenführung seit 1929 auf der Rechtsgrundlage eines Beschlusses des Gemeinderats und der Verleihung des Wappens durch das Staatsministerium des Innern nach einer Ministerialentschließung vom 16. August 1929.[18]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kulturelle Traditionen

Der hl. Nikolaus, das Nikoloweibl und die Buttnmandl am 1. Adventsonntag in Loipl
→ Siehe auch: Fürstpropstei Berchtesgaden#Brauchtum

Für das Buttnmandllaufen (bairisch: buttn = scheppern, rütteln), das im einstigen Berchtesgadener Land seit etwa 1730 als Einkehrbrauch während der Adventszeit sonst überwiegend am 5./6. Dezember (St. Nikolaus von Myra) gepflegt wird, nutzt Winkl davon abweichend stets den zweiten Adventssonntag. Loipl wiederum pflegt diesen Brauch am ersten Adventssonntag. Hier zieht der Nikolaus zudem mit einem „Nikoloweibl“ (ein als Frau im Trachtenkleid verkleideter Mann), seinen Strohbuttnmandln und Gangerln (mit Fellen und Ketten verkleidete jugendliche Männer) zum Kollerbichl, um in der Dämmerung zu beten und anschließend die Höfe zu besuchen. Dort erwarten sie schon die Kinder, und freuen sich nach einem Gebet oder extra dafür auswendig gelernten Vers über die Geschenke.

Der 1980 ins Leben gerufene Weihnachtsschützenverein Engedey ist der jüngste seiner Art. Die Fahnenweihe als Teil der Gründungsfeierlichkeiten wurde im Juli 1981 im Rahmen des Schützen- und Trachtenjahrtags durchgeführt und am 1. Juni 1986 ein Gedenkmarterl am Söldenköpfl geweiht. Der Verein verfügt über zwei Schützenstände. Einer davon ist an der Bachmannkapelle in Engedey gelegen, der bereits seit 1949 an den Adventstagen („Christkindl-Schießen“) und zu Pfingsten sowie seit 1993 an Neujahr genutzt wird.

Naturschönheiten

Bauwerke

→ Siehe auch: Liste der Baudenkmäler in Bischofswiesen

Profangebäude

Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes:
Hallthurm (Wehrturm)

Der Hallthurm ist ein Pass am Rande von Bischofswiesen zu Bayerisch Gmain und heute der bedeutendste Zugang zum Berchtesgadener Talkessel von bayerischer Seite. Auf der Passhöhe befindet sich noch der Wehrturm als Rest der 1194 errichteten Pass- und Grenzbefestigung, nachdem Salzburg und Bayern das Klosterstift Berchtesgaden angegriffen hatten.

Die Jägerkaserne ist eine Kaserne im Ortsteil Strub an der Gebirgsjägertraße. Sie wurde ab 1937 erbaut, erhielt aber erst am 17. Juni 1967 den Namen „Jägerkaserne“.

1866 als Pension eröffnet und bis 1924 zu einer repräsentativ ausgestatteten Gebäudegruppe im Heimatstil ausgebaut, war das Hotel Geiger eine traditionsreiche Hotelanlage am Rand von Bischofswiesen bzw. am Ortseingang von Berchtesgaden. Nach Insolvenz der Hoteleigner im Jahr 1997 genehmigte die Bauaufsichtsbehörde, das Landratsamt Berchtesgadener Land, 2006 gegen den Willen des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege seinen Abriss. An dieser Stelle steht heute der Kulturhof Stanggaß.

Sakralgebäude

evangelisch-lutherisch

Die 1951 eingerichtete Insula-Kirche in Strub ist Teil eines gleichnamigen Seniorenwohnheims.

Die Schöpfungskirche wurde 1986 in Bischofswiesen erbaut.

römisch-katholisch

Die Hallthurmer Kapelle in der Nähe des Hallthurms wurde 1753 errichtet.

Die Wallfahrtskirche Maria Hilf in der Gnotschaft Loipl wurde vermutlich 1798/99 von Loipler Bauern als Kapelle gebaut. Eingeweiht („benediziert“) wurde sie laut Brugger im Jahr 1800 von Reichsstift-Kapitular Franz Xaver Graf von Berchem.[19] Dank eines Ablass („Awers“) entwickelte sie sich 1805 zu einer Wallfahrtskirche, die im gesamten 19. und 20. Jahrhundert viele Pilger anzog.

Die Pfarrkirche Herz-Jesu in Bischofswiesen wurde 1926, die Filialkirche St. Johann-Nepomuk in Winkl 1963 errichtet.

Wirtschaft und Infrastruktur

Im Vergleich zu den umliegenden Gemeinden spielen in Bischofswiesen mittelständische Gewerbe und Industrie-Unternehmen – insbesondere des Feinmechaniksektors – eine größere Rolle. So wurde im Stangenwald des Ortsteils Engedey eine Handwerkersiedlung (Gewerbegebiet Stangenwald) ausgewiesen. Die etwa 30 hier angesiedelten Handwerks- und Handelsbetriebe haben für die Bischofswieser Wirtschaft „eine tragende Bedeutung“.[20]

Tourismus

Dem Tourismus kommt mit rund 283.000 Übernachtungen im Jahr 2004 eine große Bedeutung zu. Der ehemals wichtigste Sektor der Land- und Forstwirtschaft, der überwiegend im Nebenerwerb betrieben wird, ist heute wirtschaftlich nachrangig. Die Gemeinde ist mit Sitz und Stimme im Zweckverband Tourismusregion Bergerlebnis Berchtesgaden vertreten.

Verkehr

Eisenbahn

Bahnhof Bischofswiesen (vor dem Umbau 2021)

Bischofswiesen besitzt einen aktiven Bahnhof im Ortskern, einen teilstillgelegten Bahnhof in Hallthurm und die komplett aufgelösten Hp Winkl und Hp Gmundbrücke. Alle liegen an der Bahnstrecke Freilassing–Berchtesgaden, die schon seit 1916 elektrifiziert ist und seit 2010 auch von der Linie S4 befahren wird. Hallthurm wird derzeit nur für Zugkreuzungen genutzt, eine Wiederinbetriebnahme ist immer wieder im Gespräch, jedoch ungewiss. In den nächsten Jahren ist bei der Siedlung Winkl der neue Bahnhaltepunkt Bischofswiesen-Winkl geplant.

Straßen

Die Anschlussstelle bzw. der Abzweig Bad Reichenhall (115) der BAB 8 leitet auf die B 20 weiter und verbindet sie über Reichenhall und Hallthurm mit dem rund 20 km entfernten Bischofswiesen. Eine andere Anfahrtsmöglichkeit wäre die Nutzung der BAB 8 bis zu den österreichischen Autobahnen West Autobahn (A1) und Tauern Autobahn (A10), um vom Abzweig Salzburg-Süd aus auf die drei Kilometer lange österreichische Landesstraße B 160 (Berchtesgadener Straße) und hinter der Grenze auf die deutsche B 305 zu gelangen, die über Berchtesgaden wieder auf die B 20 in Richtung Bischofswiesen führt.[1]

In Nord-Süd-Achse durchquert die B 20 die gesamte Gemeinde und ganz im Süden verläuft etwa in Ost-West-Richtung die B 305.

Der Ortsteil Stanggaß ist über die Staatsstraße 2097 und der Aschauerweiher über die St 2100 erschlossen. Beide führen weiter nach Berchtesgaden.

Über Loipl und das Hochschwarzeck führt die Kreisstraße und Panoramastraße BGL 17 nach Ramsau.

Öffentliche Einrichtungen

Die Gemeinde verfügt über ein Naturbad am Aschauerweiher, eine Skisprungschanze auf der Bischofswieser Seite des Kälbersteins im Rostwald und den Breitensportplatz Sportanlage Riedherrn.

Persönlichkeiten

  • Benno Adolph (* 17. März 1912, † 20. Dezember 1967), Lagerarzt in verschiedenen Konzentrationslagern
  • Hugo Geiger (* 1925 oder 1926, † Januar 2015), Inhaber des Hotel Geiger und Kommunalpolitiker in Bischofswiesen, Träger Bundesverdienstkreuz[21]
  • Leonhard Nagenrauft (* 9. März 1938), Rennrodler, Europameister 1967
  • Anton Winkler (* 23. Februar 1954), Rennrodler, Europameister 1977, erster Weltcup-Gesamtsieger 1978, Vizeweltmeister 1978
  • Franz Wembacher (* 15. November 1958), Rennrodler, Olympiasieger mit Hans Stanggassinger im Doppelsitzer bei den Spielen 1984
  • Andrea Fendt (* 31. Januar 1960), Rennrodlerin, Vizeweltmeisterin 1978
  • Hermann Weinbuch (* 22. März 1960), Nordischer Kombinierer, Weltmeister im Einzel 1985, im Team 1985 und 1987, seit 1996 Bundestrainer der Nordischen Kombinierer
  • Georg Hackl (* 9. September 1966), Rennrodler, zwischen 1988 und 2005 mehrfacher Europameister, Weltmeister und Olympiasieger, Trainer
  • Kathrin Hölzl (* 18. Juli 1984), Skifahrerin, Weltmeisterin im Riesenslalom 2009 in Val d'Isère

Literatur

  • Thomas Inderst, Helmut Schonert: Geschichte der Gemeinde Bischofswiesen. 2005.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 gemeinde.bischofswiesen.de Siehe „Daten/Zahlen/Fakten“ unter „Allgemeine Infos“
  2. Bischofwieser Ortsteile
  3. 3,0 3,1 3,2 Dieter Albrecht: Historischer Atlas von Bayern. Altbayern Reihe I Heft 7: Fürstpropstei Berchtesgaden. 1954, S. 24.
  4. Walter Brugger, Heinz Dopsch, Peter F. Kramml: Geschichte von Berchtesgaden. Zwischen Salzburg und Bayern (bis 1594). Band I, 1991, Plenk Verlag, ISBN 978-3-922590-63-7 (Bei Amazon* (Werbelink)), S. 382.
  5. 5,0 5,1 Ritter Joseph Ernst von Koch-Sternfeld: Geschichte des Fürstenthums Berchtesgaden und seiner Salzwerke. Erstes Buch, Salzburg, 1815, S. 62f.
  6. 6,0 6,1 Hellmut Schöner: Das Berchtesgadener Land im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I. 1982, S. 273f.
  7. berchtesgaden-evangelisch.de Zur Insula-Kirche auf der Homepage der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Berchtesgadens
  8. 8,0 8,1 8,2 8,3 8,4 Hellmut Schöner: Das Berchtesgadener Land im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I. 1982, S. 220f.
  9. 9,0 9,1 statistik.bayern.de S. 6 von 29 PDF-Seiten
  10. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Quartale (hier viertes Quartal, Stichtag zum Quartalsende)
  11. www.heimat-bayern.de: Die Kulturlandschaften Bayerns: Vielfalt – Heimat – Schutzgut, PDF-Datei
  12. https://web.archive.org/web/20160713104238/http://www.berchtesgadener-land.com/de/geschichte/ „Zur Geschichte des Landkreises“: "Der Landkreis „Berchtesgadener Land" bildet sowohl geschichtlich und kulturell als auch wirtschaftlich eine Einheit; alle drei Teile - das eigentliche „Berchtesgadener Land" (im engeren Sinne der ehemaligen Landesherrschaft der Fürstpropstei Berchtesgaden), die Stadt Bad Reichenhall und das Land um Laufen - standen seit dem frühen Mittelalter über die Jahrhunderte hinweg bis hin zum Anfang des 19. Jahrhunderts im Spannungsfeld zwischen dem Fürsterzbistum Salzburg und dem Herzogtum Bayern, die den Salzreichtum des Gebietes beide für sich beanspruchten."
  13. Dito: Gebrauch des Begriffs Berchtesgadener Land - „Das Berchtesgadener Land (lassen wir uns durch die irritierende Landkreisbezeichnung im Zug der Gebietsreform nicht verunsichern!) ist die Bezeichnung des Territoriums des ehemaligen Hochstiftes Berchtesgaden. Der Gebietsumfang des Territoriums ist deshalb exakt zu bestimmen.“ - Günter Kampfhammer: Gebietsnamen in Bayern S. 621; in Dieter Harmening, Erich Wimmer, Wolfgang Brückner (Hrsg.): Volkskultur, Geschichte, Region: Festschrift für Wolfgang Brückner zum 60. Königshausen & Neumann, Würzburg 1992.
  14. www. prangerschuetzen.de: Der Rupertiwinkel
  15. Hellmut Schöner: Das Berchtesgadener Land im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I. 1982, S. 18.
    Das Berchtesgadener Land umfasst laut Schöner in „seinen historischen Grenzen Schellenberg bis Hallthurm, Schwarzbachwald und Hirschbichl“ beziehungsweise analog zum Berchtesgadener Talkessel lediglich den südlichen Teil des Landkreises mit den Gemeinden Berchtesgaden, Bischofswiesen, Schönau am Königssee, Marktschellenberg und Ramsau bei Berchtesgaden, die zusammen, seinerzeit aufgespalten in kleinteiligere Gnotschaften, das Kerngebiet des erst von Stiftspröpsten und zuletzt von Fürstpröpsten regierten Landes Berchtesgaden bzw. Berchtesgadener Landes bildeten.
  16. weihnachtsschuetzenverein-ramsau.de Zur Geschichte
  17. statistik.bayern.de Statistik zur Aufteilung der Bevölkerung nach evangelisch und römisch-katholisch
  18. 18,0 18,1 18,2 Wappengeschichte beim Haus der Bayerischen Geschichte
  19. Walter Brugger, Heinz Dopsch, Peter F. Kramml: Geschichte von Berchtesgaden: Stift, Markt, Land, Band 2. Plenk, Berchtesgaden 2002, S. 1153, 1266, 1267.
  20. bischofswiesen.de Website der Gemeinde Bischofswiesen zum Gewerbeaufkommen in der Gemeinde
  21. Treffpunkt Regional: <nowiki>http://www.treffpunkt-regional.com/2000/11/08/verdienstkreuz-fur-hugo-geiger-aus-bischofswiesen/<nowiki> – Verdienstkreuz für Hugo Geiger aus Bischofswiesen

Weblinks

 Commons: Bischofswiesen – Sammlung von Mediendateien


Dieser Artikel basiert auf dem Artikel „Bischofswiesen“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 19:47, 31. Mai 2015‎ (Permanentlink) und steht daher unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0“. Dort ist eine Liste der Autoren verfügbar.