Bundesstraße 21

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Bundesstraße 21
am Verkehrsverteiler-Süd
am Verkehrsverteiler-Süd
am Verkehrsverteiler-Süd
Typ Bundesstraße
Orte Bad Reichenhall; Schneizlreuth
Ortsteile Schwarzbach, Türk, Weißbach, Kirchberg, Baumgarten, Ulrichsholz, Schneizlreuth, Ristfeucht
Koordinaten

47°45′29″N 12°55′16″O

Verlauf Nordost-Südwest
Länge 22,712 km[1]
Spuren 2
Oberfläche Asphalt
Fußwege keine
Beschränkungen Fahrradverbot Schutzgalerie und Wendelbergtunnel

Die Bundesstraße 21 (Abkürzung: B 21) ist eine deutsche Bundesstraße in den Orten Bad Reichenhall und Schneizlreuth. Sie beginnt und endet jeweils an einer Grenze zum Bundesland Salzburg in Österreich und ist deshalb eine wichtige Transitstrecke, Kleines deutsches Eck genannt. Außerdem gehört sie zur Europastraße 641.

Seit 1987 ist die Bundesstraße als Teil des Kleinen Deutschen Ecks zwischen 22 und 6 Uhr für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen gesperrt.[2]

Geschichte

Schon im Mittelalter waren Teile der Strecke wichtige Verkehrswege. Von Bad Reichenhall, vorbei an Marzoll, führte eine Route nach Schwarzbach, wo sich der Weg nach Salzburg und zur Bichlbrücke aufteilten. Auch in die andere Richtung, von Schneizlreuth vorbei am Bodenberg nach Unken/Lofer (bzw. in den Pinzgau), gab es bereits eine Handelsroute. An der Saalach existierte zwischen Bad Reichenhall und Schneizlreuth noch lange kein relevanter Weg.[3]

Der Straßenabschnitt zwischen Bad Reichenhall und Jettenberg entstand wohl um 1817 mit dem Bau der Soleleitung Berchtesgaden – Wachterl – Bad Reichenhall.[4]

Zwischen dem Herbst 1892 und dem Frühjahr 1893 entstand die Saalachbrücke zwischen Jettenberg und Fronau (Fronauer Steg). Es war die erste Betonbrücke in Südostdeutschland. Gleichzeitig kam auch die Brücke über den Weißbach bei Schneizlreuth.[5] Damit war die Straße vollständig vorhanden.

1899 wurde die Strecke am Bodenberg auf einer Länge von 835 Metern mit drei Stützbauwerken gesichert.[6] Die Hangseite war seitdem meist steil abfallend und am Straßenrand gab es nur eine kleine Brüstungsmauer.

Nationalsozialismus

Neue Saalachbrücke

Am 17. Januar 1932 begann im Deutschen Reich die Vergabe von Nummern für wichtige Fernverkehrsstraßen. Die Straße trug ab dann die Bezeichnung Fernverkehrsstraße 20, das 1934 auf Reichsstraße 20 (R 20) geändert wurde. Die Straßennummer 21 bekam anfangs die Strecke von der R 20 nach Teisendorf (heute u.a. die St 2103).[7] Bis 1936 folgte eine große Erweiterung und Umwidmung der Reichsstraßen, so dass die R 20 nun über Marktl, Straubing und Cham bis zur tschechischen Grenze führte. Die R 21 wurde neu vergeben, und zwar an die Strecke von Bad Reichenhall nach Berchtesgaden.[8] Nach dem Anschluss Österreichs 1938 gab es wieder eine Erweiterung und die R 31 wurde über die R 20 verlängert. Zur R 20 kam R 21 nach Berchtesgaden und die dadurch freie R 21 kam nach Österreich.

Mit dem Bau der Deutschen Alpenstraße in den 1930ern, erfolgte zwischen 1935-1939[9] der Bau der größeren Neuen Saalachbrücke.

Zweiter Weltkrieg

Gedenktafel für den Bürgermeister Franz Schwaiger an der Neuen Saalachbrücke

Am Ende des Zweiten Weltkriegs sprengten Soldaten der Wehrmacht noch mehrere Brücken im Gemeindegebiet von Schneizlreuth, obwohl die Alliierten bereits fast überall waren. Am 4. Mai flog die Röthelbachbrücke bei Baumgarten in die Luft. Wenig später am gleichen Tag erreichten die Pioniere Jettenberg und begannen auch dort mit den Vorbereitungen zur Sprengung der alten und der neuen Saalachbrücke.

Schneizlreuths Bürgermeister Franz Schwaiger und der Baurat Stengel konnten die Vorgesetzten der Soldaten in Jettenberg überzeugen, dass die Brücken ein wichtiges Bindeglied des Gemeindegebiets sind und daher stehen bleiben sollen. Die SS-Soldaten zogen sich dann in Richtung Schneizlreuth und Unken/Lofer zurück, jedoch erreichte am Abend ein neues Sprengkommando Jettenberg und zerstörte um kurz nach 19 Uhr die alte Brücke trotz heftigsten Widerstands der Bevölkerung und des Bürgermeisters. Der Baurat konnte durch sofortiges Handeln ein Eingreifen eines Offiziers des Generalstabs erreichen und die Sprengung der neuen Brücke verhindern.

Schwaiger bewachte die Saalachbrücke auch in der Nacht, machte sich aber um halb zwei Uhr nachts über die Brücke auf den Weg, um nach seinen Angehörigen zu sehen. Um zwei Uhr wurde die Brücke gesprengt und Franz Schwaiger später tot daneben entdeckt. Was sich in dieser halben Stunde zu trug ist nicht bekannt.[10]

Nachkriegszeit

Nach dem Krieg gab es eine Anpassung der Straßennummern und die in Deutschland noch freie Nummer 21 wurde an die Strecke vom Walserberg über Bad Reichenhall und Schneizlreuth bis zum Steinpass, die heutige B 21, vergeben. Auch die zerstörten Brücken wurden wieder aufgebaut.

1952-53 und 1966 folgte bei Bad Reichenhall die Verlegung der Bundesstraße auf eine Umgehungsstraße (Loferer Straße) um die Reichenhaller Innenstadt zu entlasten.

Zwei Jahrzehnte später kam der nächste große Ausbau. Nachdem die Österreicher die Fortführung der B 21 in Österreich, die Loferer Straße (B 178), großzügig ausbauten, musste auch auf deutscher Seite gehandelt werden. Erst erfolgte eine Verbesserung des Abschnitts zwischen Bad Reichenhall und Schneizlreuth. Danach entstand als Ersatz für die sehr kurvige und enge Passstraße am Steinpass bei Melleck, zwischen September 1985 und Dezember 1986 der große Wendelbergtunnel.

Gegenwart

Schutzgalerie

Ab Dezember 2013 ließ das Straßenbauamt Traunstein zwischen Baumgarten und Unterjettenberg eine 139 Meter lange Schutzgalerie errichten. Die Inbetriebnahme war am 27. November 2015. Das Bauwerk soll dem Schutz der Straße vor Georisiken wie Muren oder Felsstürzen dienen.[11]

Seit Ende April 2016 erneuert, bzw. saniert das Straßenbauamt den 1,2 Kilometer langen Abschnitt am Bodenberg. Dabei wird auch die Fahrbahn um einen Meter auf 7,5 Meter verbreitert und die engen Kurven teilweise entschärft. Zuvor gab es bereits eine erste kleine Testsanierung, um die Machbarkeit zu prüfen.[6][12]

Zukunft

Es gibt immer wieder Überlegungen, die Behelfszufahrt Schwarzbach zu einer besseren Behelfsanschlussstelle oder einer vollen Anschlussstelle auszubauen. Die meisten Vorschläge verbinden dies mit dem Ausbau der Autobahn.

Beim geplanten Kirchholztunnel würde die Bundesstraße bei Bad Reichenhall in einem über 5 Kilometer langen Tunnel verlegt werden. Das Projekt ist jedoch sehr umstritten.

Verlauf

Am ehemaligen Grenzübergang Walserberg (Bundesstraße = Kleiner Walserberg) beginnt die Straße im Norden von Bad Reichenhall. Sie verläuft in Richtung Süden unter der A 8, vorbei an den Ortsteilen Schwarzbach, Türk und Weißbach bis zum Gablerknoten. Ab dort bildet sie mit der B 20 eine gemeinsame Trasse als Umgehungsstraße von Bad Reichenhall (Loferer Straße). Im Süden von Reichenhall trennen sich beide wieder am Verkehrsverteiler Bad Reichenhall-Süd, wo die B 21 an der Saalach bis zum Saalachsee entlang läuft. Vor der Haltebucht beim See wechselt die Straße ins Gemeindegebiet von Schneizlreuth. Bis zur Kreuzung B 21–B 305 Ost bei Unterjettenberg verläuft sie grob entlang der Saalach, überquert sie dann dort an der Saalachbrücke Jettenberg-Fronau, und begleitet denn Fluss danach bis zur Kreuzung B 21–B 305 West bei Ulrichsholz auf einer Trasse mit der B 305. Ab Schneizlreuth geht die B 21 über den Bodenberg und durch den Wendelbergtunnel in Richtung Südwesten bis zur österreichischen Staatsgrenze.

Straßennamen

inoffizielle

Risiken und Unfälle

Kurviger Streckenverlauf zwischen Baumgarten und Unterjettenberg
Schranken bei Baumgarten

Natur

Vor allem im Gemeindegebiet von Schneizlreuth besteht ein erhöhtes Georisiko. Zu den am stärksten betroffenen Gebieten gehört der Abschnitt zwischen Baumgarten und Unterjettenberg, der auch mit fest montierten Schranken gesperrt werden kann.

Bei größeren Regenfällen kommt es immer wieder zu Murenabgängen vom Lattengebirge, zum Beispiel 2010 und bei der Hochwasserkatastrophe 2013, die die Straße an mehreren Stellen verschütten.

Verkehr

Die gesamte Strecke ist ein Unfallschwerpunkt. Besonders oft betroffen sind in Schneizlreuth der Bodenberg und die kurvenreiche Strecke zwischen Bad Reichenhall und Unterjettenberg, sowie in Bad Reichenhall die Reichenhaller Umgehungsstraße.

Einzelnachweise

  1. Bayerisches Straßeninformationssystem
  2. Drucksache des Bayerischen Landtags 18/6907
  3. Birgit Gruber-Groh: Historischer Atlas von Bayern. Altbayern Reihe I Heft 57: Bad Reichenhall 1995, ISBN 3-7696-9948-3 (Bei Amazon* (Werbelink)), S. 18f.
  4. Urpositionsblätter
  5. Fritz Hofmann: 100 Jahre Schneizlreuth. 2009, S. 217 & 219f.
  6. 6,0 6,1 Straßenbauamt Traunstein: Feststellungsentwurf für eine Bundesfernstraßenmaßnahme Ertüchtigung der Stützbauwerke am Bodenberg. 2017
  7. https://www.carsten-wasow.de/reichsstrasse/reichsstrassen-1934.htm
  8. Die Straße. 1936, https://www.autobahn-online.de/reichsstr/ (Teil Südost)
  9. Alte Karten
  10. Fritz Hofmann: 100 Jahre Schneizlreuth. 2009, S. 311-314.
  11. Pressemitteilung des Staatlichen Bauamts Traunstein am 27. November 2015
  12. Pressemitteilung des Straßenbauamts: Bauarbeiten zwischen Melleck und Schneizlreuth 2016