Hallthurmer Moos

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Hallthurmer Moos in Richtung Süden
Hallthurmer Moos in Richtung Norden

Das Hallthurmer Moos (auch: Hallthurm Moos) ist eine weitflächige Wiese und Niedermoor bei Hallthurm in Winkl, Bischofswiesen. Bei stärkeren oder länger anhaltenden Regenfällen verwandelt sich das Gebiet regelmäßig in einen See.

Beschreibung

Das Moos liegt südlich des Passes Hallthurm in einer der engsten Stellen zwischen den Gebirgen Lattengebirge und Untersberg. Es erstreckt sich heute auf eine Fläche von grob 25 bis 30 Hektar die von Hallthurm aus bis zum Anwesen Eisenrichter und vom Maximiliansreitweg und dem Holzstubenweg bis vor den Berg Eisenrichterstein reicht. Beim Eisenrichterstein streifen die Bahnstrecke Freilassing–Berchtesgaden und darüber die B 20 das Moos.

Im Gebiet des Mooses bildet das Gelände eine Senke, dessen tiefste Stelle im nordöstlichen Bereich auf 672 Meter Höhe liegt. Nach Süden hin zum Eisenrichter steigt der Boden um gut 15 Meter an und in Richtung Norden zum Pass erhöht sich das Gelände um etwa 30 Meter. Auf der Ost- und Westseite liegen die Ausläufer der angrenzenden Gebirge an.[1]

Den Untergrund bildet eine ca. 546.000 m³ große Torfschicht die bis in eine Tiefe von vier Metern reicht. Unter dem Torf dichten eine bis zu zehn Meter dicke graue Lehmschicht[2] und darunter wohl Ablagerungen des Obereozän[3] die Senke ab.

Oberflächlich zeigt sich das Hallthurmer Moos als ein feuchtes bis nasses und sumpfiges Grünland im Norden und als normale Wiese im Süden. Etwa vom Holzstubenweg ausgehend, durchziehen zwei (künstliche?) Gräben die Randbereiche und treffen am tiefsten Bereich des Mooses aufeinander. Den einzigen Zufluss bildet der von Westen und Norden her kommende Hallthurmgraben vom Vorderen Rotofen. Er ist jedoch ab der Überquerung der Straße Hallthurm Moos unterirdisch verrohrt, und sein genauer Verlauf daher nicht bekannt. Ein sichtbarer Abfluss existiert im Hallthurmer Moos nicht.

Ein beträchtlicher Teil des Mooses ist als Biotop „Hallthurmmoos“ (Kennung: A8343-0016) ausgewiesen.

Hallthurmsee

Der Hallthurmsee ist ein Stehgewässer der sich regelmäßig bei längeren oder stärkeren Regenfällen auf dem Moos bildet. In früheren Zeiten existierte der See permanent und reichte wahrscheinlich vom Pass bis zum Anwesen Sellboden (siehe #Entstehung). Heutzutage hängt die Existenz und die Größe des Gewässers komplett von der zuvor gefallenen Regenmenge ab. Je mehr Regen fällt, desto mehr Wasser sammelt sich im Moos und umso größer wird der Hallthurmsee. Heutzutage beschränkt sich die Seegröße meist auf einige Hektar, jedoch sind nach wie vor außergewöhnliche Wetterereignisse möglich, die zu einem deutlich größeren Gewässer führen. Beispielsweise schwoll der See bei einem Hochwasser im August 1959 auf eine Größe von über 32 Hektar an und war damit mehr als doppelt so groß wie der Hintersee (16,4 Hektar)[4].

Nach den Regenfällen löst sich der Hallthurmsee mit einer Dauer von einigen Tagen bis zu mehreren Wochen ganz langsam wieder auf. Unklar ist dabei wohin das Seewasser abfließt. Denkbar wäre der Abfluss wie früher in Richtung Bayerisch Gmain zwischen den Steinblöcken des Felssturzes hindurch.

Entstehung

Einst floss durch die damals noch niedrigere Engstelle von Hallthurm eine Ache dem Süd-Nord-Gefälle folgend gen Norden in Richtung Bayerisch Gmain.[5] Vor gut 15.000 Jahren ereignete sich jedoch ein gewaltiger Felssturz mit 20 bis 100 Mio. m³ Gestein vom Hirschangerkopf am Untersberg, der den Pass Hallthurm um rund 20 Meter auffüllte.[6]

Aufgrund des jetzt höher liegenden Passes musste sich die Ache nun in den Hohlräumen zwischen den Felsen einen Weg bahnen. Die sich im Gewässer befindlichen Geschiebe und Sedimente verstopften jedoch zusehends die Hohlräume, wodurch der Abfluss durch den Felssturz immer geringer wurde. Von da an staute sich das ankommende Achenwasser vor dem Hallthurmer Pass und bildete dort den großen Hallthurmsee der wohl bis zum heutigen Anwesen Sellboden zurück reichte (zwischen Am Bichlberg und Schneckenmühlweg). Mit der Zeit arbeitete sich nebenbei von Süden her die Bischofswiesener Ache (heute wohl der Unterlauf des Mausbachs) in Richtung des Sees vor und bot ihm so irgendwann einen neuen Abfluss. Dadurch floss allmählich ein beträchtlicher Teil des Hallthurmsees über die Ache ab und ließ nur einen relativ flachen See im tiefsten Bereich der Senke vorm Pass Hallthurm zurück. In dem Restsee entstand in der folgenden Zeit eine mehrere Meter dicke Torfschicht.[7]

Heute lässt sich bei Starkregenfällen noch erahnen, welch großer See sich hier einst befand.

Entwässerung & Torfabbau

Über die Jahrhunderte gab es mehrfach Maßnahmen das Hallthurmer Moos trocken zulegen, nicht zuletzt aufgrund der wertvollen Torfschicht.

Um 1865 versuchte sich ein genossenschaftliches oder gemeindliches Drainageprojekt an der Entwässerung eines 90 Tagwerk umfassenden Gebiets. Die Kosten dazu beliefen sich auf 1.650 Gulden.[8]

Den nächsten Trockenlegungsversuch unternahm das königliche Salinenamt (Hauptsalzamt) Berchtesgaden in den Jahren 1901 und 1902, nachdem ein zuvor durchgeführter Versuchstorfstich für 1.220 Mark eine mittlere bis gute Torfqualität ergab. Für die Trockenlegung wurde im nördlichen Moos ein kurzer ca. 18 Meter langer Stollen angelegt, der das Mooswasser in Richtung Pass ableiten sollte. Auch dieser Versuch wurde aufgegeben, da einerseits die Torfschicht im Bereich ihrer größten Ausdehnung bei Hallthurm nur eine Mächtigkeit von vier Metern besaß und andererseits die Entwässerung des Mooses ungenügend und zu aufwändig war.[2] Der Torf sollte der Saline Frauenreuth als Brennmaterial zu Gute kommen (ähnlich der Reichenhaller Saline mit dem Torfabbau im Ainringer Moos).

Erneut fand im Jahr 1933 der Versuch einer Entwässerung statt. Hierzu gründeten 13 Personen am 3. Mai eine Genossenschaft. Durch die Genossenschaft wurden auf einer Fläche von 85 Tagbau 2.351 lfm Gräben angelegt und 20.091 lfm Drainagerohre eingebaut. 1938 wurde das Projekt, das bis dahin bereits 77.700 RM verschlang, wieder aufgegeben.[9]

Sonstiges

Im 19. Jahrhundert trug das Hallthurmer Moos noch die Bezeichnung „Im Moos“.

Nach dem Gebiet ist seit 2017 die nahe Straße Hallthurm Moos benannt.

Auf den alten Hallthurmsee gehen wohl die Lehensnamen Sellboden (von See'l = kleiner See) und Ober- und Unterbodenpoint (Boden von Seeboden) zurück.[7]

Einzelnachweise

  1. Höhenmessungen vor Ort
  2. 2,0 2,1 A. Helm: Das Berchtesgadener Land im Wandel der Zeit. Reprint 1973, S. 353f.
  3. Ortwin, Ganss & Sepp Grünfelder: Geologie der Berchtesgadener und Reichenhaller Alpen. S. 94
  4. Thomas Inderst, Helmut Schonert: Geschichte der Gemeinde Bischofswiesen. 2005, S. 286.
  5. Bischofswiesen: »Jeder Kalkstein war lebendig« - Berchtesgadener Anzeiger vom 20. September 2018
  6. Beschreibung Geotop Bergsturz am Pass Hallthurm
  7. 7,0 7,1 A. Helm: Hallthurm. Archiv des Berchtesgadener Landes – Band 8, Berchtesgaden 1960, S. 16.
  8. Königlich-bayerisches Kreis-Amtsblatt von Oberbayern Nr. 28 vom 23. März 1865
  9. Thomas Inderst, Helmut Schonert: Geschichte der Gemeinde Bischofswiesen. 2005, S. 78.


47°41′49″N 12°56′18″O