Hauptbahnhof Bad Reichenhall

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Hauptbahnhof Bad Reichenhall
Ort Bad Reichenhall
Adresse Bahnhofplatz 1
Koordinaten

47°43′52″N 12°52′54″O

Höhe 466 m
Inbetriebnahme 1866
Bahndaten
Bahnhofstyp Bahnhof
Abkürzung MBRL
Kategorie 5
Preisklasse 5
Bahnstrecke Freilassing–Berchtesgaden
Streckenkilometer 14,9; 0,00
Gleise 3
Bahnsteige 2
Bahnsteiglänge 210 m
Bahnsteighöhe 55 cm
Barrierefreiheit Vollständig
Schienenersatz Busbahnhof Bad Reichenhall Hauptbahnhof

Der Hauptbahnhof Bad Reichenhall ist ein Durchgangsbahnhof an der Bahnstrecke Freilassing–Berchtesgaden in der Stadt Bad Reichenhall. An ihm endet die Hauptbahnstrecke Freilassing–Bad Reichenhall (Strecke 5740) und es beginnt die Nebenbahnstrecke Bad Reichenhall–Berchtesgaden (Strecke 5741).

Neben dem Hauptbahnhof gibt es im Stadtgebiet noch den Kirchberger Bahnhof. Weitere Bahnhaltepunkte wie der Bahnhaltepunkt Bad Reichenhall-Nord sind geplant.

Lage & Anbindung

Der Bahnhof steht einen guten Kilometer nördlich des Rathausplatzes an der städtischen Hauptverkehrsachse im Ortsteil St. Zeno. Er gehört zum Bahnhofplatz der sich zweigeteilt nach Nordost und Südwest erstreckt.

Vorm Empfangsgebäude befindet sich der kleine Bahnhofsvorplatz. Dieser ist, bis auf eine kleine Rampe an der Südseite, nur mittels Treppen zugänglich. Hier endet auch die unter der Münchner Allee hindurchführende Bahnhofunterführung. Unterhalb des Platzes steht der Zentaurenbrunnen, welcher vom Philanthropen und Ehrenbürger Alfred Nathan gestiftet wurde.

Der Bahnhofplatz bildet die Verbindung des Bahnhofs zum öffentlichen Personennahverkehr. Am nordöstlichen Platz sind der Busbahnhof Bad Reichenhall Hauptbahnhof sowie die Bushaltestelle Hauptbahnhof eingerichtet. Während der Busbahnhof ausschließlich von regionalen und einigen wenigen internationalen Buslinien bedient wird, halten an der Bushaltestelle nur die örtlichen Buslinien der Stadtwerke Bad Reichenhall.

Am Rande des Busbahnhofs zum Bahngelände ist weiters die Haltestelle für den Schienenersatzverkehr aufgestellt.

Bahnhof

Empfangsgebäude

Eingeschossiger Teil

Das Empfangsgebäude stellt den Hauptzugang zu den Bahnanlagen dar. Es erstreckt sich vom Busbahnhof bis über den gesamten südlichen Teil des Bahnhofplatzes. Das Bauwerk weist eine Größe von etwa 1.700 m² auf und teilt sich in zwei Teile. Der Hauptbau weist zwei Stockwerke auf und besitzt ein Flachdach. Das Dach wird im nördlichen Teil straßenseitig von neun und gleisseitig von sieben Pfeilern gestützt. Den Zugang zur Schalterhalle gewähren von der Straße mehrere Schwingtüren und von den Gleisen automatische Schiebetüren. Über den Schwingtüren ragt eine große Glasfront bis unter das Dach. In der Schalterhalle ziert die gleisseitige Hallenwand ein ornamentales Fresko des einheimischen Künstlers Hermann Ober. Das Fresko zeigt ein großes Wasserrad der Alten Saline, den Salztransport mit Schiffen, die Salzgewinnung und die Soleheilanwendung. Dazwischen hängt eine große analoge Uhr.

Um den Hauptbau schlängelt sich ein längerer eingeschossiger Umbau. Er beginnt hinter dem Empfangsgebäude und führt gleisseitig als schmaler Streifen um dieses. Anschließend nimmt der Bau deutlich an Breite zu und führt ein längeres Stück nach Südwesten bis kurz vor das Postgebäude. Auf Höhe des Reisendenübergangs ist das Bauwerk unterbrochen und nur als Dach ausgeführt. Wie das Empfangsgebäude, so besitzt auch der Umbau ein Flachdach das zum Teil durch Pfeiler gestützt wird. An der Straßenseite finden sich acht Pfeiler und auf der Gleisseite zwei.

Gleisanlage

Gleisanlage

Auf der Westseite des Empfangsgebäudes befinden sich in Richtung Frühlingstraße die Gleisanlagen. Sie bestehen aus vier Gleisen, die sich auf zwei Bahnsteiggleise, ein Abstellgleis und ein abseits gelegenes Ladegleis verteilen. Das 210 Meter lange Gleis 1 liegt am Hausbahnsteig und dient dem Zugverkehr in Richtung Freilassing. Das ebenfalls 210 Meter lange Gleis 3 befindet sich am Mittelbahnsteig und wird von Zügen in Richtung Berchtesgaden angefahren. Ein Gleis 2 existiert nicht mehr. Gleis 4 liegt hinter den Bahnsteiggleisen und dient als Abstellgleis. Nordöstlich des Bahnhofs ist das Ladegleis 17 mit der Laderampe eingerichtet.

Beide Bahnsteige sind barrierefrei erreichbar und zudem mit Blindenleitsystemen ausgestattet. Den Zugang zum Mittelbahnsteig bildet ein Reisendenübergang am Südende. Zum Schutz vor Wettereinflüssen gibt es im direkten Haltebereich 60 Meter lange Überdachungen sowie Wetterschutzwände an den Sitzanlagen.

Vier Stellen ermöglichen den Zugang zu den Bahnsteigen. Den Hauptzugang bildet der Weg durch das Empfangsgebäude. Weitere Wege sind an beiden Enden des Gebäudes, sowie im Bereich der Laderampe, eingerichtet.

Die bahntechnische Steuerung der Gleisanlagen übernimmt seit Ende 2021 ein elektronisches Stellwerk am Südende des Bahnhofs beim Bahnübergang Frühlingstraße. Dieses wird vom Freilassinger Stellwerk ferngesteuert. Zuvor erfolgte die Steuerung durch ein Drucktastenstellwerk von gleicher Stelle aus.

Laderampe

Laderampe

Als letzter Rest eines einst großen Güterbahnhofs existiert heute, abgesetzt vom restlichen Bahnhof, nur noch eine Laderampe. Die Rampe befindet sich hinter dem Gebäude Bahnhofplatz 10 und verfügt über ein Ladegleis (Gleis 17) das ein Stück weiter nördlich vom Hauptgleis abzweigt.

Heutzutage wird die Verladerampe nur noch von der Hochstaufen-Kaserne zur Verladung von Militärfahrzeugen genutzt. Und auch die Jägerkaserne karrt ihre Fahrzeuge bis zum Reichenhaller Hauptbahnhof, anstatt sie im deutlich näheren Hauptbahnhof Berchtesgaden zu verladen.

Einrichtungen

Für Reisende bietet der Bahnhof verschiedene Einrichtungen. Im Empfangsgebäude gibt es unter anderem barrierefreie Toiletten und Schließfächer. Weiters gibt es einen Taxistand, einen Stadtplan und Tourismusinformationen. Für Radfahrer stehen an beiden Enden des Empfangsgebäudes überdachte Fahrradständer bereit.

Über das gesamte Gebäude verteilt finden sich zudem verschiedene Geschäfte wie eine Buchhandlung oder eine Bank.

Zugverkehr

Bad Reichenhall wird fast ausschließlich im Personennahverkehr bedient. Lediglich ein Fernverkehrszugpaar verbindet den Kurort noch direkt mit der Ferne.

Nahverkehr

Im Nahverkehr verkehren die beiden Regionalbahnlinien S4 und S3. Die S4 ist eine regionale Zuglinie die im Stundentakt zwischen Freilassing und Berchtesgaden verkehrt. Die S3 ist eine grenzüberschreitende Zuglinie im Netz der Salzburger S-Bahn die am Hauptbahnhof endet. Sie verdichtet den Takt zwischen Bad Reichenhall und Freilassing zu einem Halbstundentakt.

Fernverkehr

Im Fernverkehr existiert heute nur noch ein tägliches Zugpaar. Das Intercity-Zugpaar IC 2082/2083 „Königssee“ (auch „Königssee-Express“ genannt) verkehrt einmal am Tag zwischen Berchtesgaden und Hamburg und hält dabei auch in Bad Reichenhall.

Geschichte

Schon kurz nach der Fertigstellung der Bahnstrecke Rosenheim–Salzburg als Teil der Maximiliansbahn im Jahre 1860, wurde auch in Reichenhall der Ruf nach einer Bahnanbindung laut. Neben der einfacheren Beförderung des Reichenhaller Salzes, sorgte sich die Stadt vor allem um ihre Kurgäste die bisher am Bahnhof Teisendorf aussteigen und dann mit der Postkutsche in die Kurstadt fahren mussten.[1]

Dem Antrag der Stadt wurde am 5. Oktober 1863 mit dem Gesetz, der Vervollständigung und weitere Ausdehnung der bayerischen Staatseisenbahnen[2] statt gegeben.

Bau

Trotz Genehmigung verlief der Bau des Bahnhofs in Reichenhall zunächst schleppend. Über Monate konnte man sich nicht auf einen Standort einigen, so dass schlussendlich sogar die für 1865 geplante Streckeneröffnung auf 1866 verlegt werden musste.[3]

Als Standort wurde schließlich ein Platz fernab der Siedlungsgebiete im Gemeindegebiet von St. Zeno gewählt.[4] Am 30. Mai 1866 traf dann im noch im Bau befindlichen Bahnhof die erste Lokomotive mit Namen „Wunsiedel“ ein. Am 1. Juli 1866 nahm der Bahnhof gemeinsam mit der Bahnstrecke seinen Betrieb auf.[5]

Umbau zum Durchgangsbahnhof

Unmittelbar nach der Betriebsaufnahme ertönten auch aus Berchtesgaden die ersten Stimmen, den Ausbau der Bahnstrecke in den Berchtesgadener Talkessel betreffend. Diesem Ausbauwunsch wurde nach zähen Verhandlungen am 29. Mai 1886 entsprochen.[6] Der Ausbau der Bahnstrecke hatte für den Bad Reichenhaller Bahnhof zwei Folgen. Erstens wurde er von einem Kopfbahnhof zu einem Durchgangsbahnhof umgebaut, da die neue Bahn direkt an die Freilassinger Strecke anschloss.[5] Zweitens, da Bad Reichenhall mit dem Bahnhof Bad Reichenhall-Kirchberg noch einen zweiten Bahnhof erhielt, wurde der Reichenhaller Bahnhof zum Hauptbahnhof aufgestuft.

Veränderungen

1890 läuteten die Elektricitäts-Werke Reichenhall in Bad Reichenhall das Zeitalter der elektrischen Beleuchtung ein. Zu einem der ersten Kunden zählte ab dem Sommer 1890 der Bahnhof.

1897 zog die bisher im Bahnhof untergebrachte Post ein eigenes Gebäude nebenan.

1903-1905 erhielt der Bahnhof eine Lokremise. Zehn Jahre später erfolgte ein größerer Umbau der Gleisanlagen.[7]

Zum 25. März 1930 gingen zwei Stellwerke, je eines pro Bahnhofseite, in Betrieb.[8][9]

Zweiter Weltkrieg

→ Siehe auch: Bombenangriff auf Bad Reichenhall 1945

In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs erreichten die Alliierten den Südosten von Deutschland und ließen am 25. April 1945 einen Bombenhagel auf Bad Reichenhall (und auch auf Freilassing) niedergehen, bei dem hunderte Personen starben. Zu den Hauptangriffszielen gehörten dabei die beiden Bahnhöfe. Während der Kirchberger Bahnhof den Angriff unbeschadet überstand, wurden der Hauptbahnhof und mehrere angrenzende Gebäude in der Frühlingstraße in Schutt und Asche gelegt. Auch ein am Bahnhof abgestellter Lazarettzug wurde völlig zerstört. Weitere Gebäude im Umkreis wurden leicht bis mittelschwer beschädigt.[10][5]

Neubau

Nach dem Kriegsende wurde unverzüglich mit der Wiederherstellung der Gleisanlagen begonnen. Bis zum August konnten bereits alle fünf Gleise wieder verwendet werden.[11] Die bahnbetrieblichen Einrichtungen wie die Fahrdienstleitung kamen dabei zunächst Behelfsweise in den noch brauchbaren Gebäuderuinen unter.

Nachdem dieser Behelfszustand jedoch längere Zeit anhielt, forderte die Stadt im Sinne des wieder ansteigenden Kurbetriebs und des Reiseverkehrs von der Bundesbahn den Wiederaufbau des Empfangsgebäudes. Trotz der Forderung dauerte es noch mehrere Jahre bis dann am 29. Januar 1954 das neue Bahnhofgebäude die Fahrgäste in Empfang nehmen konnte.[5]

Rückbau

Überladekran im April 1979

Spätestens ab den 1980er Jahren begann die Bahn mit dem großflächigen Rückbau der Bahnanlagen. Besonders hart traf es dabei den großen Güterbahnhof, der, bis auf eine Laderampe, zur Gänze verschwand. Die letzten Gebäudereste mussten dann nach dem Jahrtausendwechsel zwei Supermärkten und einer Drogerie weichen.[12]

Gegenwart

Elektronisches Stellwerk

Seit dem Jahrtausendwechsel erfuhr der Hauptbahnhof mehrfach größere Umbauten.

2001 wurde die Laderampe komplett neu gebaut.[13]

Im Jahr 2012 erfolgte der barrierefreie Ausbau und eine Modernisierung der Bahnanlagen. Von 14. Mai bis in den Herbst hinein wurden unter anderem die Bahnsteige sowie die Dächer erneuert und Hilfssysteme wie Blindenleitsysteme eingebaut.[14]

Vier Jahre später, im Winter 2016/2017, wurden die Pfeiler der Nebengebäude erneuert.

2021 modernisierte die Deutsche Bahn die gesamte Bahnstrecke von Freilassing bis Berchtesgaden. Im Bad Reichenhaller Hauptbahnhof wurden dabei die alten Formsignale durch neue Lichtsignale getauscht und das Drucktastenstellwerk durch ein ferngesteuertes elektronisches Stellwerk ersetzt. Das neue Stellwerk ging am 22. November 2021 in Betrieb[15].

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kurt Enzinger: Freilassing. Geschichte einer jungen Stadt. 2003, ISBN 3-902317-01-9 (Bei Amazon* (Werbelink)), S. 133.
  2. Gesetzblatt für das Königreiche Bayern. No. 4 vom 17. Oktober 1863
  3. Kurier für Niederbayern : Landshuter Tag- u. Anzeigeblatt; unabhängige Tageszeitung für Heimat und Volk Nr. 68 vom 09. März 1865
  4. Alte Karten
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 125 Jahre Eisenbahn von Freilassing nach Reichenhall. Heimatblätter Nr. 6, 1991.
  6. Gesetz, die Herstellung einer Lokalbahn von Reichenhall nach Berchtesgaden betreffend.
  7. Gerhard Thiel: 100 Jahre Eisenbahn Bad Reichenhall – Berchtesgaden. Deutsche Bundesbahn, 1988, S. 31ff.
  8. https://stellwerke.info/stw/stw.php?id=1447
  9. https://stellwerke.info/stw/stw.php?id=1448
  10. Fritz Hofmann: Die Schreckensjahre von Bad Reichenhall., S. 48ff.
  11. Gerhard Thiel: 100 Jahre Eisenbahn Bad Reichenhall – Berchtesgaden. Deutsche Bundesbahn, 1988, S. 39.
  12. Bebauungspläne Ehem. Güterbahnhof
  13. Aicher Bau-Report 2001
  14. https://untersberger.info/bericht/438/Spatenstich-zur-Modernisierung-des-Bad-Reichenhaller-Hauptbahnhof.html
  15. https://stellwerke.info/stw/stw.php?id=12179