Königsseebahn
Königsseebahn | |
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frühere Trasse im Bereich Schwöbbrücke | |
Orte | Schönau am Königssee |
Streckennummer | 5743 |
Kursbuch | 428c 428n |
Baujahr | 1908-1909 |
Auflösung | 1965 |
Streckenlänge | 4,313 km |
Spurweite | 1435 mm (Normalspur) |
Gleise | 1 |
Stromsystem | 1000 Volt = 15 kV 16 2⁄3 Hz ~ |
Maximale Neigung | 27,5 ‰ |
Die Königsseebahn (oft auch Königssee-Bahn) war eine Bahnstrecke zum Königssee in der Gemeinde Schönau am Königssee, bzw. den damals noch eigenständigen Gemeinden Königssee und Schönau. Sie lag fast vollständig im Gebiet der Gemeinde Königssee, nur der untere Abschnitt bei Berchtesgaden bis zur Königsseer Ache lag in Schönau.
Geschichte
Vorgeschichte
Nachdem Berchtesgaden ab 1888 mit der Bahnstrecke Freilassing–Berchtesgaden an das Schienennetz angeschlossen war und 1907 durch die Bahnstrecke Berchtesgaden–Hangender Stein auch noch eine direkte Anbindung an Salzburg bekam, kletterte die Zahl der Touristen immer weiter nach oben. Viele Ausflügler besuchten auch die Gebiete am Königssee, weshalb dorthin vom Bahnhof Berchtesgaden erst Pferdedroschken und ab 1907[1] eine Motorpostlinie verkehrten.
Bereits 1908 transportierten die Omnibusse mit Anhänger 114.983 Personen zum Königssee.[1] Der große Ansturm hatte jedoch zur Folge, dass die Kapazitäten der Busse bei Weitem nicht ausreichten und sich die Besucher stauten. Aufgrund dessen genehmigte die Bayerische Staatsregierung am 16. August 1908 den Bau der Königsseebahn und beauftragte die Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen mit dem Betrieb.[2]
Bau
Kurz nach der Genehmigung begann bereits im Oktober 1908 der Bau der neuen 4,3 Kilometer langen Bahnstrecke. Für die Strecke wurden zwei Bahnhöfe am Königssee und am Triftplatz und Haltepunkte bei Schwöb und Unterstein errichtet. Dazu kamen Bahnbrücken über die Ramsauer Ache, die Königsseer Ache sowie drei kleine Gewässer, zwei Stützmauern und 31.000 m³ bewegte Erdmassen. Unter anderem am Hauptbahnhof musste die Staatsstraße etwas verlegt werden. Die Elektrifizierung mit 1000 V Gleichstrom kam vom nahen Wasserkraftwerk Gartenau.[3]
Geplant war auch der sogenannte Fergerlbichltunnel, der die Königsseebahn direkt mit der Bahnstrecke Freilassing–Berchtesgaden im Bereich Gmundbrücke verbinden sollte.
Die Bahnstrecke ging anschließend am 19. Mai[1][4] oder 29. Mai 1909[5][2] in Betrieb.
Durch den Bahnbetrieb zum Königssee, sahen sich die Königsseeschiffer dann dazu gezwungen, die Königsseeboote auch auf einen effizienteren elektrischen Antrieb umzustellen. Mit den ersten akkubetriebenen Motorbooten begann ab dem 15. Juli 1909 die Umstellung. Zusätzlich machte man sich den praktischen Vorteil zu nutze, dass die Züge nachts nicht fuhren und in dieser Zeit die Akkus der Boote mit dem überschüssigen Bahnstrom wieder aufgeladen werden konnten.[6]
Änderungen
Aufgrund von inzwischen drei Bahnhöfen in Berchtesgaden (Bahnhof, Ost und Königsseer), erhielt der große Bahnhof am Bahnhofplatz im Jahr 1913 die Bezeichnung „Hauptbahnhof“.[7]
Nachdem die Bahnstrecke Freilassing–Berchtesgaden 1916 mit dem bahnüblichen 15 kV Wechselstrom elektrifiziert wurde, war die Umsetzung des Fergerlbichltunnels nicht mehr möglich, da so zwei unterschiedliche Stromsysteme auf einer Trasse aufeinander gestoßen wären.
Als die Bahnstrecke von Berchtesgaden nach Salzburg am 2. Oktober 1938 für den Ausbau der parallel verlaufenden Staatsstraße (heute die Bundesstraße 305) überraschend stillgelegt und kurz darauf abgerissen wurde, hatte dies auch große Auswirkungen auf die Königsseebahn. Die nun fehlenden Schienen zwischen dem Kraftwerk und der Anschlussstelle in Berchtesgaden sorgten für massive Probleme mit der Stromversorgung. Zuerst gab es Versuche mit Rückleiterseilen auf den Masten, doch die endgültige Lösung war dann im Juli 1942 die Umstellung auf Bahnstrom vom Saalachkraftwerk, da dieser bereits über die Bahnstrecke von Freilassing im Hauptbahnhof an lag.[8]
Ende
Bis auf die Kriegsjahre hatte die Königsseebahn immer eine hohe bis sehr hohe Auslastung mit Passagieren. Dies änderte sich jedoch ab 1960 mit dem Anstieg des Individualverkehrs (u.a. Pkw) und der zusätzlichen Einrichtung eines Bahnbusses zum Königssee. Die DB kümmerte sich nun nicht mehr groß um die Strecke und stellte schon ab dem Herbst 1961 immer in den Wintermonaten den Bahnbetrieb ein, so dass in diesen Zeiten nur noch Busse zum Königssee fuhren.
Das Ende der Bahn kam dann mit dem Auslaufen des Sommerfahrplans 1965. Am 2. Oktober 1965 befuhr zum letzten Mal ein Zug die Bahnstrecke, obwohl in Aushängen noch der normale Sommerbetrieb verlautbart wurde. Im darauffolgenden Jahr gab die Bahn mit dem neuen Sommerfahrplan bekannt, dass der Bahnbetrieb nicht mehr wieder aufgenommen werde. Zum 8. März 1971 folgte dann die offizielle Einstellung und im Mai des Jahres der Abriss der Strecke.[9]
Mit dem Abriss des alten und baufälligen Königsseer Bahnhofes am Triftplatz verschwand am 22. März 2012 noch eines der letzten Relikte der Königsseebahn.
Heute existiert von der alten Bahn nur noch der alte Bahnhof Königssee am Königssee. Dieser steht inzwischen unter Denkmalschutz. Die Strecke ist heute zu großen Teilen in einen Wanderweg mit Themenweg umgewandelt (Achenweg und Königsseer Fußweg) oder überbaut.
Zukunft
Die Gemeinde stuft den Abriss heute als großen Fehler ein.[10]
Der Fahrgastverband Pro Bahn e. V. fordert seit längerem die Wiedererrichtung und rechnet mit Baukosten von 20-30 Millionen Euro. Der Bau der früheren Bahn nach Salzburg wird ebenfalls angedacht.[11]
Diskussionen über den Neubau gibt es vorwiegend bei Großveranstaltungen (u.a. Olympiabewerbungen) am Königssee in Verbindung mit der Kunsteisbahn Königssee. Aber auch der starke Tourismus im Nationalpark Berchtesgaden werden als Gründe aufgeführt. Auf jeden Fall sind damals wie heute auch die Busse teilweise wieder so stark ausgelastet, dass längst nicht alle Wartenden auf einmal befördert werden können.
Betrieb
Die Bahn war eine elektrifizierte Normalspurbahn. Sie war 4,313 Kilometer lang, verlief fast immer parallel zur Königsseer Ache und überwand vom Königsseer Bahnhof bei Berchtesgaden bis zum Bahnhof am Königssee 67,1 Höhenmeter bei bis zu 27,5 ‰ Steigung, wobei das letzte Stück zwischen Unterstein und Königssee das Steilste war. Fahrgäste die im Berchtesgadener Hauptbahnhof ankamen, mussten zu Fuß zur Königsseebahn gehen, da zwar ein 713 Meter langes Anschlussgleis vom Hauptbahnhof existierte, dieses aber nicht für reguläre Zugfahrten, sondern nur der Überstellung und Stromversorgung diente.
Der benötigte Strom von 1000 V Gleichspannung kam aus dem gerade erst für die Bahnstrecke Berchtesgaden–Hangender Stein neugebauten Wasserkraftwerk Gartenau (1908). 1942 folgte die zwangsweise Umstellung auf den üblichen 15 kV Bahnstrom mit Wechselspannung der über die Freilassinger Bahnstrecke vom Reichenhaller Saalachkraftwerk kam.
Die Züge verkehrten täglich von 6 Uhr morgens bis 23 Uhr abends in einem ca. einstündigen Takt. Die Fahrzeit betrugt in etwa 15 Minuten.
Haltepunkte
Die Bahn hatte am Anfang und Ende je einen Bahnhof und auf der Strecke zwei Haltepunkte.
Streckenkilometer | Bahnhof | Höhe |
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0,000 | Königsseer Bahnhof (auch Berchtesgaden Königsseer Bahnhof) | 540,9 m |
1,22 | Schwöbbrücke | 553,5 m |
2,79 | Unterstein-Schönau | 569,8 m |
4,313 | Königssee (Oberbay) | 608 m |
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Früherer Haltepunkt Schwöb
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ungefähre Lage des Haltepunkts Unterstein-Schönau (Bebauung links)
Streckenverlauf
Der Königsseer Bahnhof bei Berchtesgaden befand sich am Triftplatz (im Bereich der heutigen Gebäude Achenweg 1 und Triftplatz 4), wobei die Gleise an der Ostseite lagen. Die Trasse führte mit leichten Abweichungen entlang des heutigen Achenwegs, überquerte an der Nassen Wand die Königsseer Ache und erreichte kurz nach der Schwöbbrücke den Haltepunkt Schwöbbrücke. Weiter verlief das Gleis grob auf dem heutigen Königsseer Fußweg, vorbei am Haltepunkt Unterstein-Schönau bei der Graf-Arco-Straße, zur Grundbrücke. Das letzte Stück führte in einem großen Bogen über den jetzigen Parkplatz südlich der Brücke zur Jennerbahnstraße und zum Bahnhof Königssee.
Das Anschlussgleis zum Berchtesgadener Hauptbahnhof überquerte die Ramsauer Ache parallel zur Frauenreuthbrücke und verlief in einem engen Bogen über den Bahnhofvorplatz und schloss hinter dem Hauptbahnhof an die anderen Gleise an. Für die Nutzung des Gleises war immer eine Sperrung des Vorplatzes nötig.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Adam Maltan: Chronik der Gemeinde Schönau am Königssee. 1985, S. 29.
- ↑ 2,0 2,1 Manfred Angerer: Erinnerungen an die Königssee-Bahn. 3. Auflage 2015, S. 10.
- ↑ http://www.kbaystb.de/kbaystb-kbaystb/kbaystb-strecken/kbaystb-auflistung_lokalbahnen/kbaystb-strecke_berchtesgaden-koenigssee/kbaystb-strecke_berchtesgaden-koenigssee.html
- ↑ Gunter Mackinger: 120 Jahre Bahngeschichte im Berchtesgadener Land traditionell Salzburg eng „verbunden“. 2010.
- ↑ Gerhard Thiel: 100 Jahre Eisenbahn Bad Reichenhall – Berchtesgaden. Deutsche Bundesbahn, 1988, S. 35.
- ↑ https://www.seenschifffahrt.de/de/unternehmen/historie/
- ↑ Gerhard Thiel: 100 Jahre Eisenbahn Bad Reichenhall – Berchtesgaden. Deutsche Bundesbahn, 1988, S. 37.
- ↑ Manfred Angerer: Erinnerungen an die Königssee-Bahn. 3. Auflage 2015, S. 11-13.
- ↑ Manfred Angerer: Erinnerungen an die Königssee-Bahn. 3. Auflage 2015, S. 14.
- ↑ Wissenswerte Wanderung entlang der Königsseer Ache – Station Haltestelle Schwöbbrücke
- ↑ https://www.pro-bahn.de/oberbayern/koenigsseebahn/