Ramsauer Ache
Die Ramsauer Ache ist ein Talwildbach und Hauptgewässer in den Gemeinden Ramsau bei Berchtesgaden, Schönau am Königssee, Bischofswiesen und Berchtesgaden.
Beschreibung
Der Wildbach[1] ist ein Hauptsammler der die Wässer der zahlreichen Bäche und Gräben aus den umliegenden Bergen aufnimmt (siehe #Zuflüsse). Er weist eine Länge von fast 13 Kilometern auf und erreicht Breiten von üblicherweise um die 10 Meter, ist stellenweise aber auch über 30 Meter breit. Von der Quelle östlich des Hintersees auf 786 Meter Höhe bis zur Mündung im Bahnhofkreisverkehr in 540 Metern Höhe verliert die Ache 246 Höhenmeter bei einem durchschnittlichen Sohlgefälle von 2 Prozent. Das Einzugsgebiet entspricht im Großen und Ganzen dem Gebiet der Gemeinde Ramsau bei Berchtesgaden.
In weiten Teilen besitzt die Ache einen naturbelassen Zustand, jedoch sind gerade in beengten Abschnitten Ufer- und Wildbachverbauungen festzustellen. Besonders betroffen sind dabei die Bereiche im westlichen Ramsauer Ortskern, das Gebiet Ilsank/Duftberg, von der Wimbacheinmündung bis zur Roßhofschmiede, und der Abschnitt zwischen dem Gmundberg und der Mündung. Außerdem gibt es mehrere Querbauwerke die entweder zur Wasserableitung oder der Sohlstabilisierung dienen. Die meisten dieser Bauwerke sind für Wasserlebewesen derzeit nicht passierbar.
Ein herausragendes Merkmal der Ramsauer Ache ist ihr Reichtum an natürlichen Besonderheiten. Bereits im Quellgebiet durchfließt sie den Zauberwald, ein als Geotop ausgewiesenes Waldgebiet das aus unzähligen Felsblöcken besteht. Im Anschluss durchquert die Ache die Marxenklamm und später noch die Preisenklamm, wodurch sie das einzige Gewässer im Landkreis ist, das zwei Klammen durchströmt. Nach der Preisenklamm, im Gemeindegebiet von Schönau am Königssee, gibt es mit dem Geotop Kalktuffe beim Unteren Felsentor und dem Geotop Haselgebirgsaufschluss bei Stang zwei weitere geologisch bedeutsame Objekte.
Verlauf
Die Ramsauer Ache beginnt wenige Meter östlich des Hintersees durch den Zusammenfluss des Sillersbachs mit dem Klausbach. Von dort fließt sie unterhalb des Wartsteins durch den Zauberwald nach Osten und verlässt diesen an der Marxenklamm. Weiter durchquert die Ache das Ramsauer Tal in gleicher Richtung bis zur Einmündung des Wimbachs. In der anschließenden Preisenklamm ändert sich die Fließrichtung nach Nordosten hin zu den Bischofswiesener Gnotschaften Engedey und Strub. Am Ende von Strub mündet beim Gmundberg die Bischofswiesener Ache aus Norden her in die Ache. Die letzten Meter fließt die Ramsauer Ache in ein paar Bögen nach Osten und vereinigt sich dann im Bahnhofkreisverkehr mit der Königsseer Ache zur Berchtesgadener Ache.
Zwischen der Wimbachbrücke und Engedey begleiten die B 305 und zwischen dem Stangenwald und dem Bahnhofkreisverkehr die B 20 / B 305 das Gewässer.
Zuflüsse
Als Hauptsammler fließen der Ache aus den umliegenden Bergen zahlreiche Kleingewässer zu:
- Klausbach & Sillersbach als Quelle
- Antenbichl Mühlbach
- Gletscherquellen
- Lattenbach
- Öfengraben (Eckaugraben)
- Pletzergraben (Schwarzecker Bach)
- Freidinger Graben
- Holzenbach
- Neidhardtgraben
- Ramsauer Mühlbach
- Gröllbach
- Heinzengraben
- Jagerergraben
- Wimbach
- Schapbach
- Mindlgraben
- Bachmanngraben
- Wastlerbach
- Hebenstreitbach
- Stangerriegelbach
- Bischofswiesener Ache
- diverse unbenannte Gräben im gesamten Verlauf
Pegel & Höchststände
Zur Überwachung des Wasserstands und des Abflusses sind direkt nach dem Zusammenfluss der beiden Quellbäche im Zauberwald der Pegel Hintersee und nach etwa 2/3 der Strecke in Engedey der Pegel Ilsank eingerichtet.
Der bisher höchste Wasserstand wurde am 17. Juli 2021 während der Hochwasserkatastrophe 2021 mit 154 cm gemessen.[2] Die dabei auftretenden Wassermassen rissen kurz vor Berchtesgaden einen etwa 50 Meter langen Abschnitt der Straßenstützmauer der B 20 / B 305 (Ramsauer Straße) weg, wodurch Teile des Fußwegs und einer Fahrspur in die Ache stürzten und eine weitere Fahrspur noch unterspült wurde.[3]
154 cm | 17. Juli 2021 |
144 cm | 12. August 2002 |
141 cm | 25. Juli 1972 |
Brücken
Durch die Gemeinden wird die Ache von zahlreichen Brücken überquert:
Brücke | Straße / Lage |
---|---|
Zauberwald Südost | Ableitung Antenbichl Mühlbach |
Zauberwald Osten | Alte Hinterseer Straße |
Marxenklamm Aussichtsbrücke | Im Zauberwald, Marxenklamm |
Marxenbrücke | Hinterseer Straße; St 2099 |
Pfeiffenmacherbrücke | Zufahrt Parkplatz Pfeiffenmacherbrücke |
Oberwirtsbrücke / Wirtsbrücke | Fendtenweg |
Schmiedbrücke | Zufahrt Im Tal 73-79 |
Ertlsteg | Zugang zum Malerwinkel |
Steg | Höhe Im Tal 64 |
Neuhausenbrücke | Straße Riesenbichl |
Hiesenbrücke / Hiasenbrücke | Zufahrt Im Tal 17 |
"Wasserfallaquädukt" | Ramsauer Mühlbach / Waltlmühle |
Reschenbrücke | Reschenweg |
Aurerbrücke | Zufahrt Berchtesgadener Straße 20 (Au) |
Steg Rotheben | |
Wimbachbrücke | Wimbachweg |
Preisenklamm Aussichtssteg (2021 abgerissen) | Unteres Felsentor |
Duftbrücke | Duftberg |
Stangerbrücke | Stangerberg |
Mariensteig | gegenüber Gmundberg |
(ehemalige Frauenreuthbrücke) | Bahnhofkreisverkehr |
Grenzgewässer
Auf ihrem fast 13 Kilometer langen Weg bildet die Ache eine Reihe von politischen und natürlichen Grenzen.
- Politische Grenzen
Politisch trennt das Gewässer die vier Gemeinden Ramsau bei Berchtesgaden, Schönau am Königssee, Bischofswiesen und Berchtesgaden voneinander. Etwa mit dem Eintritt in die Preisenklamm bis zur Roßhofschmiede trennt sie die Gemeinden Ramsau bei Berchtesgaden und Schönau am Königssee. Von der Roßhofschmiede bis zur Einmündung der Bischofswiesener Ache am Gmundberg, stoßen die Gemeinden Bischofswiesen und Schönau am Königssee in der Mitte oder am Ufer aufeinander. Im letzten Abschnitt vom Gmundberg bis zum Bahnhofkreisverkehr stellt sie die Gemeindegrenze zwischen Berchtesgaden und Schönau am Königssee dar.[4]
- Natürliche Grenzen
Als natürliche Grenze trennt die Ache die fünf Gebirge Reiter Alpe, Hochkaltermassiv, Lattengebirge, Watzmann und Untersberg voneinander. Vom Beginn am Hintersee bis zur Einmündung des Lattenbachs teilt sie die Reiter Alm und das Hochkaltermassiv und weiter bis zum Wimbach das Hochkaltermassiv und das Lattengebirge. Ab dem Wimbach bis zur Einmündung der Bischofswiesener Ache schließen das Lattengebirge und der Watzmannstock an die Ache an und im anschließenden letzten Stück bis zur Mündung trennt die Ramsauer Ache den Watzmannstock und den Untersberg.[5]
Nutzung
Die Nutzung der Ramsauer Ache gestaltet sich vielfältig und hat sich über die Jahrhunderte deutlich verändert. Während früher der Transport von Holz und der Betrieb von Mühlen der Hauptnutzen waren, so überwiegt heute die Stromerzeugung durch Wasserkraft. Weiters nutzen auch Fischer und Wassersportler das Gewässer in geringem Maße.
Eine besondere Nutzung stellt seit dem Ende des 19. Jahrhunderts die Verwendung als Bildmotiv dar. Gemeinsam mit der Pfarrkirche St. Sebastian, dem Ertlsteg und den Südhängen der Reiter Alpe bildet die Ache die vier prägenden Elemente des Malerwinkels.
Wasserkraft
Derzeit wird das Achenwasser für den Betrieb von vier Kleinwasserkraftwerken verwendet, wovon sich vier im Gemeindegebiet von Ramsau bei Berchtesgaden und eines im Gemeindegebiet von Schönau am Königssee befinden[6]. Drei der vier Kraftwerke basieren auf alten Mühlen, die zu Wasserkraftwerken umgebaut wurden.
Anlage | Inbetriebnahme | Adresse |
---|---|---|
Antenbichlmühle | ? | Im Zauberwald 15 |
Hammerschmiede | ? | Im Tal 79 |
Waltlermühle | 1890/1933[8] | Im Tal 7 |
Elektrizitätswerk Duft | 2005[9] | Duftberg 70 |
Zwei der Kraftwerke, die Antenbichlmühle und die Waltlermühle, verfügen historisch bedingt über eigene Mühlbäche, die Wasser von der Ache ableiten und später wieder zuführen. Dies sind der Antenbichl Mühlbach und der Ramsauer Mühlbach.
Neben den bestehenden Kraftwerken, plant seit August 2009 ein Unternehmer aus Drachselsried, Landkreis Regen, im Umfeld des Unteren Felsentors ein großes Wasserkraftwerk mit Einlaufbauwerk, Drucktunnel und Turbinenhaus zu errichten. Hierzu soll auch die Ache aufgestaut werden. Dieses Projekt ist stark umstritten und wurde bereits vom Bund Naturschutz und dem Landesbund für Vogelschutz beklagt.
Das Wasserkraftwerk Rosshof, das direkt neben der Ache steht, wird vom der Ache zufließenden Mindlgraben gespeist.
Historisch
In früheren Zeiten war die Ache ein wichtiges Transportmedium der Holztrift nach Berchtesgaden. Auf ihr wurde das Brennholz aus den Wäldern des Klausbachtals und des Wimbachtals zur Saline Frauenreuth getriftet.
Neben der Holztrift wurde das Achenwasser auch zum Betrieb verschiedenster Mühlen genutzt. Die Antenbichlmühle im Zauberwald und die Waltlmühle im Ortskern verfügten sogar über eigene Mühlbäche und die Hammerschmiede über einen kurzen Wasserkanal.
Einzelnachweise
- ↑ Verzeichnis der Wildbäche in Bayern
- ↑ 2,0 2,1 https://www.gkd.bayern.de/de/fluesse/wasserstand/inn/ilsank-18622006/statistik
- ↑ https://untersberger.info/bericht/13095/Hochwasser-reist-Teile-der-B-305-kurz-vor-Berchtesgaden-weg.html
- ↑ Karte der politischen Grenzen auf Gemeindeebene
- ↑ Karte der Gebirgsbegrenzungen
- ↑ Energieatlas Bayern
- ↑ Energienutzungsplan Landkreis Berchtesgadener Land
- ↑ https://www.holz-dieterich.de/geschichte.html
- ↑ Einbetonierte Jahreszahl im Gebäude