Bayerisch Gmain

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Bayerisch Gmain
Wappen
Wappen von Bayerisch Gmain
Lage von Bayerisch Gmain im Landkreis
Rathaus
Bundesland Bayern
Regierungsbezirk Oberbayern
Landkreis Berchtesgadener Land
Art Gemeinde
Höhe 540 m ü. NHN
Fläche 12.34 km²
Einwohner 3.158
Stand: 31.12.2022
Bevölkerungsdichte 256 Einwohner pro km²
Postleitzahl 83457
Vorwahl 08651
Kfz-Kennzeichen BGL (BGD, REI, LF)
Ortsteile 1
Gemarkungen 2
Gemeindeschlüssel 09172115
Adresse Rathaus Großgmainer Straße 12
83457Bayerisch Gmain
Webseite www.bayerisch-gmain.de
Bürgermeister Armin Wierer (FWG)

Bayerisch Gmain ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Berchtesgadener Land. Sie schließt sich unmittelbar an Bad Reichenhall an. Der Weißbach trennt die Gemeinde vom österreichischen Großgmain. Beide Gemeinden sind seit jeher eng miteinander verbunden.

Geografische Lage

Bayerisch Gmain liegt eingebettet zwischen den Bergmassiven Untersberg und Lattengebirge. Im Norden des Gemeindegebiets liegt das Kirchholz (ein Standortübungsplatz mit Teilen auch in der Stadt Bad Reichenhall, bis 1980 gemeindefrei); es besteht im Untergrund aus Haselgebirge, einer Mischung aus salzhaltigen Ton- und Gipsmergeln. Im Ortsteil Leopoldstal (1906 aus der aufgelösten Gemeinde St. Zeno eingemeindet) wurde früher daraus Gips gewonnen. Der Weißbach stellt im Osten eine natürliche und politische Grenze zum österreichischen Großgmain dar.

Geschichte

„Auf der Gmain“ ist eine jahrhundertelang gebrauchte Bezeichnung für den Siedlungsraum zwischen Untersberg und Lattengebirge, Hallthurm und Kirchholz.

Bereits die Menschen der Bronzezeit wussten den Reichtum des Bodens (Salz in Reichenhall) und die günstige Lage der Umgebung zu schätzen und ließen sich hier fest nieder. In der Römerzeit hieß die Gegend Mona und woraus sich dann der Name „Gmain“ entwickelt hat. Im Rahmen einer Schenkung des bayerischen Herzogs Theotpert (reg. ca. 711–716) an das Stift Nonnberg in Salzburg aus dem Jahre 712 taucht der Name des Ortes erstmals auf. Um 1100 erscheinen die Grafen von Plain, welche die Gegend der Gmain mit der Erbauung der Plainburg zum Mittelpunkt der oberen Grafschaft im Salzburggau machten.[1] Ungeachtet der landesherrschaftlichen Grenze, welche die weit verstreuten Höfe nach dem Niedergang der plainischen Herrschaft schon vor 1300 (etwa 1295) in eine bayerische und eine salzburgische Hälfte teilte, wurde die dörfliche Gemeinschaft von der Bevölkerung immer als eine Einheit verstanden.

Das bereits vormals herzoglich bayerische Einzugsgebiet der Gemeinde grenzt sich somit soziokulturell innerhalb des Landkreises Berchtesgadener Land von der gleichnamigen Kulturlandschaft Berchtesgadener Land in den historischen Grenzen des fürstpropstlichen Kernlandes ab und bildet zugleich ein Bindeglied zum einst zum Fürsterzbistum Salzburg gehörenden Rupertiwinkel.[2]

Im Vollzug des religiösen Lebens bildete die kirchenrechtliche Einheit eine Gemeinschaft stiftende Grundlage für alle Gmainer. Was das wirtschaftliche Gefüge, das kulturelle Leben im Allgemeinen und die Schulausbildung im Besonderen betrifft, spielte die Landesgrenze entlang des Weißbaches kaum eine Rolle. Auch die vielfältigen verwandtschaftlichen Verflechtungen über die Grenze hinweg bildeten natürlicherweise ein starkes Bindeglied. Trennend wirkte lediglich die jeweils am Weißbach endende salzburgische und bayerische Gerichtsbarkeit, welche die verschiedene Landeshoheit begründete.

Wirkliche Bedeutung erlangte die staatliche Trennung erst ab 1816, als nach einer kurzen Zeit der Vereinigung der beiden Ortsteile unter bayerischer Verwaltung die politischen Unterschiede im 19. Jahrhundert immer stärkere Geltung erlangten. Trotz der Ausformung zweier eigenständiger Gemeinden blieb das Zusammengehörigkeitsgefühl erhalten. Gleiche wirtschaftliche Interessen, vor allem im Fremdenverkehr, trugen ebenso dazu bei wie die Zweckmäßigkeit gemeinsamer technischer Einrichtungen. Der besondere Reiz – und zudem eine Verpflichtung – besteht in der Wahrung des gemeinsamen historischen Erbes bei aller inzwischen entwickelter Eigenständigkeit.

Am 1. Dezember 1905 wird ein kleiner Teil der aufgelösten Gemeinde Sankt Zeno eingegliedert, nämlich der Weiler Leopoldstal, eine kleine Exklave von Sankt Zeno östlich des Kirchholz am Weißbach.[3]

Am 10. November 1926 wurde die Gemeinde Gmain in Bayerisch Gmain umbenannt.[3]

Die Gemeinde hatte im Jahr 1961 noch eine Fläche von 779 Hektar. Ihre heutige Größe erreichte sie durch Eingliederung des nördlichen Teils des früheren gemeindefreien Gebiets Forst St. Zeno (261,80 Hektar) im Lattengebirge in den späten 1970er Jahren, die eine Arrondierung des Gemeindegebiets bewirkte, sowie durch eine weitere Gebietseingliederung: Am 1. Januar 1981 wurde das im Norden liegende gemeindefreie Gebiet Kirchholz aufgelöst und knapp zwei Drittel davon (96,13 von 155,29 Hektar) nach Bayerisch Gmain eingegliedert. Nur Forst St. Zeno ist eine separate, zweite Gemarkung innerhalb der Gemeinde. Die übrigen eingegliederten Gebiete (Leopoldstal, Kirchholz) gehören zur Gemarkung Bayerisch Gmain (972,55 Hektar).

Religion

Die 1956-1957 errichtete katholische Pfarrkirche ist dem Heiligen Nikolaus von Flüe geweiht und gehört zur Katholischen Stadtkirche Bad Reichenhall.

Der Ort gehört zum Einzugsgebiet der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Bad Reichenhall mit ihrer Evangelische Stadtkirche.

Politik

→ Siehe auch: Liste der Bürgermeister von Bayerisch Gmain

Der Gemeinderat umfasst ohne den ersten Bürgermeister 16 Sitze. Da sich die Zahl der Einwohner seit längerer Zeit bei über 3.000 bewegt, vergrößerte sich der Gemeinderat zur Wahl 2020 um 2 Sitze auf 16. Seit der Kommunalwahl 2020 verteilen sich die Mitglieder auf 5 von der CSU, 4 FWG, 3 Grüne, 3 FDP und 1 SPD.

Von 1996 bis 2018 war Hans Hawlitschek Bürgermeister der Gemeinde. Er legte sein Amt aus gesundheitlichen Gründen zum 31. Dezember 2018 nieder. Am 17. Februar und am 3. März 2019 wurde der bisherige 2. Bürgermeister Armin Wierer zum neuen Bürgermeister gewählt.

Wappen

Blasonierung:
In der Mitte geteilt, ist das obere Feld in Silber und Blau gerautet, im unteren Feld in Rot stehen waagrecht übereinander zwei silberne Fische.

Beschreibung:
Die Rauten beziehen sich einerseits auf die einstigen wittelsbachischen Landesherren wie auch auf das heutige Bayern. Der untere Teil hingegen bezieht sich auf die so genannte Gmain bzw. Großgmain, die dem Fürsterzbistum Salzburg unterstand. Der seit 1926 gültige amtliche Ortsname Bayerisch Gmain verweist auf eine besondere territorialgeschichtliche Situation, die bei der Wappenannahme 1963 zur Ausnahmegenehmigung führte, dass die Gemeinde die bayerischen Rauten im Gemeindewappen führen darf. Das untere rote Feld mit den zwei silbernen Fische ist dem Wappen der Augustinerpropstei St. Zeno in Reichenhall entnommen, die als Grundherrschaft im Gemeindegebiet von großer Bedeutung war.[4] Wappenführung seit 1963 auf der Rechtsgrundlage eines Beschlusses des Gemeinderats und der Verleihung des Wappens durch das Staatsministerium des Innern nach einer Ministerialentschließung vom 16. September 1963.[4]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

→ Siehe auch: Liste der Baudenkmäler in Bayerisch Gmain

(Auswahl)

Natur

Im südlichen Gemeindegebiet sind zwei Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen. Zum einen ist dies das Landschaftsschutzgebiet Kirchholz und das Landschaftsschutzgebiet Ortelbach. Vom Wanderzentrum Bayerisch Gmain führen zahlreiche Wege ins Lattengebirge.

Zu Bad Reichenhall gibt es das Naherholungsgebiet Golling mit der Burg Gruttenstein.

Wirtschaft und Infrastruktur

Bayerisch Gmain ist ein Kurort nahe Berchtesgaden und Bad Reichenhall, und wie in den benachbarten Alpengemeinden ist auch hier der Tourismus der Haupterwerbszweig der Bewohner. Seit dem Einbruch in der Bäder- und Kurbranche, was besonders im benachbarten Bad Reichenhall zu spüren war und ist, wird auch hier zunehmend in Wellnessprojekte wie z. B. Spaß- und Erlebnisbäder investiert, die Gesundheit fördernde Sportarten propagiert (z. B. Nordic Walking, Skilanglauf) sowie auf Trendsportarten gesetzt (z. B. Canyoning).

In Bayerisch Gmain steht das Bayerische Feuerwehrerholungsheim, heute Gästehaus & Restaurant St. Florian genannt.

Versorgung

Gas
→ Hauptartikel: Gasversorgung von Bayerisch Gmain

Die Gemeinde ist an das Ferngasnetz der Energie Südbayern angeschlossen. Viele Gebiete verfügen bereits über eine Gasleitung.

Multimedia
→ Hauptartikel: Glasfaserversorgung von Bayerisch Gmain

Die Stadtwerke Bad Reichenhall bauen seit 2015 ein Glasfasernetz mit mehreren neuen Glasfaserverteilern im Gemeindegebiet aus. Einzelne Bereiche erschloss die Deutsche Telekom.

Strom
→ Hauptartikel: Stromversorgung von Bayerisch Gmain

Strom bekommt die Gemeinde über das Mittelspannungsnetz von Bad Reichenhall vom österreichischen Austrian Power Grid. Der Betrieb erfolgt über den Eigenbetrieb Gemeindewerke Bayerisch Gmain.

Wasser
→ Hauptartikel: Wasserversorgung von Bayerisch Gmain

Bayerisch Gmain verfügt über mehrere Brunnen im Gemeindegebiet. Für den Betrieb sind die Gemeindewerke Bayerisch Gmain zuständig.

Verkehr

→ Siehe auch: Liste der Straßen in Bayerisch Gmain

Bayerisch Gmain hat einen eigenen Bahnhaltepunkt an der Bahnstrecke Freilassing–Berchtesgaden, welche stündlich von der Linie S4 der S-Bahn Salzburgbefahren wurde.

Durch den Ort verläuft von Ost nach West die B 20, sowie die Kreisstraße BGL 4 von Weißbach in Bad Reichenhall über das Leopoldstal, vorbei an der Staatsgrenze, bis zur Bundesstraße.

Einrichtungen

In der Gmain befinden sich an der Reichenhaller Straße ein Kindergarten und eine Kinderkrippe. Neben dem Rathaus an der Großgmainer Straße liegt die Grundschule Bayerisch Gmain. Weiterführende Schulen sind in den größeren Nachbarorten.

Die Gemeinde betreibt die Kläranlage Bayerisch Gmain, die von Großgmain mitgenutzt wird.

Seit 1883 verfügt Bayerisch Gmain über eine Feuerwehr, die Freiwillige Feuerwehr Bayerisch Gmain.

Persönlichkeiten

  • Max Bernuth (1872–1960), Kunstmaler, Buchillustrator
  • Hans Erlwein (1872–1914), Architekt, Stadtbaurat in Bamberg und Dresden
  • Ines Papert (* 1974), deutsche Sportkletterin und Eiskletterweltmeisterin
  • Claire Waldoff (1884–1957), Kabarettistin, Sängerin (Claire-Waldoff-Weg)

Literatur

  • Johannes Lang/Max Schneider: Auf der Gmain – Chronik der Gemeinden Bayerisch Gmain und Großgmain. Eigenverlag Gemeinden Bayerisch Gmain und Großgmain, 1995.

Einzelnachweise

  1. Siehe Johannes Lang, Max Schneider: Auf der Gmain. Chronik der Gemeinden Bayerisch Gmain und Großgmain, S. 31–32; Johannes Lang: Geschichte von Bad Reichenhall, Philipp Schmidt Verlag 2009, S.190–191, 859, ISBN 978-3-87707-759-7
  2. www.heimat-bayern.de: Die Kulturlandschaften Bayerns: Vielfalt – Heimat – Schutzgut, PDF-Datei
  3. 3,0 3,1 Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C.H.Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1983, ISBN 3-406-09669-7. Seite 434
  4. 4,0 4,1 Wappengeschichte beim Haus der Bayerischen Geschichte

Weblinks

 Commons: Bayerisch Gmain – Sammlung von Mediendateien


Dieser Artikel basiert auf dem Artikel „Bayerisch Gmain“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 1. Juni 2015 10:56 (Permanentlink) und steht daher unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0“. Dort ist eine Liste der Autoren verfügbar.